<strong>Kinobesuch mit Hindernissen</strong>

Kinobesuch mit Hindernissen

Anahita erzählt über ihr Leben mit MS. Heute berichtet sie von einem Kinobesuch, der nach anfänglichen Schwierigkeiten noch zu einem richtig schönen Erlebnis wurde.

Irgendwie sehe ich an manchen Tagen nur Hindernisse. Ich sehe die unüberwindbaren Treppenstufen am Eingang des tollen Restaurants, in dem ich verabredet bin. Ich sehe die Toiletten im Keller. Ich sehe, dass der Aufzug an der U-Bahn-Station schon wieder kaputt ist. Und so geht es an diesen Tagen immer weiter. Die Welt um mich herum scheint dann wirklich nicht zu wollen, dass ich ein Teil von ihr bin.

Aber an anderen Tagen werde ich eines Besseren belehrt. Dann scheint die Welt nur darauf gewartet zu haben, dass sie mir etwas Gutes tun kann.

Neulich kam plötzlich ganz unverhofft ein solcher Tag daher.

Ich wollte mit einer lieben Freundin ins Kino. Wir hatten uns einen Film ausgesucht, den wir beide unbedingt sehen wollten. Er lief in drei Kinos in der Stadt. In zwei sehr schönen außergewöhnlichen kleinen Kinos und außerdem in einem riesigen Multiplex-Kino.

Bei den kleinen Kinos hatte ich vorher angerufen, um zu fragen, ob ich mit meinem Rollstuhl überhaupt ins Kino bzw. den Saal komme. Bei beiden lief der Film jeweils im einzigen Saal, der im Keller und nur über eine lange Treppe zu erreichen war. „Tut mir leid. Aber vielleicht möchten Sie ja den Film sehen, der in Saal 1 läuft. Saal 1 ist ebenerdig“, schlug mir die freundliche Dame des einen Kinos vor. „Ach, alle anderen Säle sind barrierefrei zu erreichen, nur eben der eine Saal nicht“, erklärte mir der freundliche Herr des anderen Kinos.

Wenn ich also den Film sehen wollte, den wir uns ausgesucht hatten, blieb mir nur eine Möglichkeit: Ich musste in das riesige Multiplex-Kino gehen, hinein in die Menschenmassen, in den Kinosaal ohne Charme, hin zum überteuerten Popcorn. Das einzig Gute am Multiplex-Kino ist doch, dass es groß und barrierefrei ist, dachte ich. Entsprechend schlecht gelaunt war ich, als ich dort ankam.

Noch schlechter wurde meine Laune allerdings, als der Kartenabreißer uns entgeistert ansah und sagte: „Oh, der Film läuft in Saal 12. Das ist der einzige Saal bei uns, der nur über Stufen zu erreichen ist…“

Ich war geladen.

„Auf Krawall gebürstet“ machten meine Freundin und ich uns auf den Weg zu Saal 12. Wir wollten heute diesen Film sehen. Das stand fest.

Vor dem Saal stand ein Mann, der uns freundlich anlächelte. „Sie möchten in Saal 12? Mein Kollege und ich tragen Sie hoch.“ Schwuppdiwupp nahmen die zwei Herren meinen schweren Rollstuhl mitsamt Insassin, trugen mich die Stufen hoch und geleiteten uns zu unseren großen bequemen Kinosesseln.

Einer der beiden Herren nahm uns eine Kinokarte ab und kam fünf Minuten später mit 12,- € in der Hand zurück, da die Kinokarte für meine Begleitperson „selbstverständlich nichts koste“. Der andere stand plötzlich mit einer riesigen Tüte Popcorn in der Hand grinsend vor uns und sagte: „Ich habe schlechte Nachrichten: auf Personalkauf kann man leider nur eine große Portion Popcorn bekommen. Lassen Sie es sich schmecken“.

Dieser Artikel wurde von unserer Bloggerin Anahita verfasst.

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