Musik-Therapie bei Multipler Sklerose

Musik-Therapie bei Multipler Sklerose

“Kein Rollstuhl kann die Reisen des Geistes unterbrechen”, sagte die herausragende britische Cellistin Jacqueline du Pré (1945 – 1987), die im Alter von 28 an Multipler Sklerose (MS) erkrankte. Die Musik half du Pré aus ihrer Depression und erleichtere ihr, auch mit MS aktiv und engagiert zu bleiben. Man muss aber kein virtuoser Musiker sein, um die therapeutischen Wirkungen von Musik erfahren und genießen zu können. Es gibt verschiedene musiktherapeutische Ansätze, die Menschen mit MS zu einer besseren Lebensqualität verhelfen können.

Was ist Musiktherapie?

Der heilende Einfluss von Musik und ihre Fähigkeit, Gesundheit und Verhalten positiv beeinflussen zu können, ist seit Jahrhunderten bekannt. Die Musiktherapie wurde in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg offiziell als Heilberuf anerkannt, als die therapeutischen Wirkungen der Musik auf physische und emotionale Kriegstraumata erkannt wurden. Die Bezeichnung „Musiktherapeut“ ist nicht gesetzlich geschützt. Die meisten Musiktherapeuten sind in Deutschland in der „Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft e.V.“ (DMtG) organisiert. Die Musiktherapie zählt zu den psychotherapeutischen Methoden und setzt sich gleichberechtigt aus unterschiedlichen psychologischen und verhaltenstherapeutischen Schulen und Ansätzen zusammen. Die Musiktherapie gehört in Deutschland allerdings nicht zu den Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.

Wie arbeitet die Musiktherapie?

Die Musiktherapie kann sowohl als Einzelmusiktherapie, in der ein Therapeut zusammen mit einem Patienten arbeitet, als auch im Rahmen einer Gruppentherapie erfolgen. Zusätzlich unterscheidet man zwischen aktiver und rezeptiver Musiktherapie:  bei der aktiven Musiktherapier musiziert der Patient selbst, das heißt, er erzeugt selbst Töne auf verschiedenen Instrumenten; dabei geht es jedoch nicht darum, ein Musikinstrument zu erlernen.; bei der rezeptiven Form stehen das Hören und Erleben von Musik mit therapeutischer Zielsetzung im Vordergrund (auch dieses ist natürlich ein aktiver Vorgang ist). Oft werden beide Formen in der Therapie vermischt.

Wie kann Musiktherapie bei MS helfen?

Die Musiktherapie kann einem Menschen mit MS gleich in mehreren Aspekten helfen und seine Lebensqualität verbessern:

Verbesserung von Motorik und Koordination
Programme, bei denen sich Menschen rhythmisch bewegen, können Koordination, Konzentration und körperliche Ausdauer verbessern. Solche Übungen können auch bei Menschen mit MS zum Beispiel zu einem gleichmäßigeren Gang führen. Der Musikrhythmus regt Bewegungsimpulse an und hilft Menschen, vorhandene Koordinationsblockaden zu überwinden

Auswirkungen auf Denken und Gedächtnis:
Menschen mit MS leiden häufiger unter Gedächtnisproblemen. Hier kann vertraute Musik die Aufmerksamkeit verbessern und das Abrufen von Gedächtnisinhalten erleichtern., Auch vergessene Langzeiterinnerungen können durch das Hören von Musik wieder reaktiviert werden. Dies liegt daran, dass das Hören und Verarbeiten von Musik in den Bereichen des Gehirns stattfinden, die auch für das Langzeitgedächtnis zuständig sind. Hören wir also Musik, die wir bei vergangenen besonderen Ereignissen gehört haben, kann das die Gefühle und Assoziationen wiederaufleben lassen, die mit diesen vergangenen Ereignissen verbunden waren, und so den Zugang zu Langzeiterinnerungen verbessern. Aber auch wenn manche Menschen mit MS sich nur schwer bestimmte Informationen merken können, wie Namen, Wörter, Ereignisse, so können sie doch neue Bewegungsmuster lernen. Wie Studien zeigen, kann die Aufgabe ein Instrument zu erlernen und zu spielen, auch die kognitiven Fähigkeiten, und das Gedächtnis verbessern.

Musik reduziert Depressionen und Angstzustände
Einige der am schwersten zu bewältigenden Probleme für Menschen mit MS sind emotionale Höhen und Tiefen, ebenso wie Depressionen und Angstzustände. Manchen Menschen kann es sehr helfen, durch Musizieren oder Musikhören ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen. Das erleichtert ihnen den Umgang mit ihren früheren oder momentanen Gefühlen und hilft manchmal auch, die Ängste abzubauen. Führt man Musiktherapie in Gruppensitzungen durch, kann dies auch dazu beitragen, engere soziale Bindungen herzustellen, denn Musik aktiviert auch die Bereiche im Gehirn, in denen soziale Signale, Sprache und Emotionen verarbeitet werden.

Stressbewältigung und Beruhigung
Bei Musik können Geist und Körper entspannen und sogar körperliche „Reflexe“ auslösen, wie das rhythmische Bewegen von Gliedmaßen. Die entspannende Stimmung lässt sich durch ein besonders angenehmes und beruhigendes Musikstück verstärken, so dass manche Menschen weniger Beschwerden oder Schmerzen empfinden.

Verbesserte verbale Kommunikation
Musik kann Menschen auch dabei helfen, ihre verbalen Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Bekanntermaßen ist es viel schwieriger, ein Gedicht auswendig zu rezitieren als einen Liedtext zu singen. Singen kann auch beim Training von Atmung, Aussprache und beim Sprachrhythmus helfen – alles Fähigkeiten, die für das Sprechen wichtig sind.

Quellen:
Jenny Asparro: Music Therapy in Multiple Sclerosis. US. Dept. of Veterans Affairs, 1.8.2018 https://www.va.gov/MS/Veterans/complementary_and_alternative_medicine/Music_Therapy_in_Multiple_Sclerosis.asp
Internetauftritt der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft e.V.“ (DMtG) http://www.musiktherapie.de/

 

Kommentare