Laborwerte bei Rheuma

Laborwerte bei Rheuma

Was sie bedeuten und wie man sie interpretiert

Blutuntersuchungen können dabei helfen, einen Verdacht auf eine Rheumaerkrankung zu erhärten, der sich aus der Befragung zu den Schmerzen, der Untersuchung des Körpers und der Organe sowie der allgemeinen Erkrankungsgeschichte ergibt. Dabei kontrolliert die medizinische Fachkraft gezielt Entzündungszeichen und weitere wichtige Laborwerte im Blut. Allerdings können die Blutwerte auch unauffällig sein, selbst wenn eine Entzündung in den Gelenken, der Wirbelsäule oder an den Sehnenansätzen vorliegt. Die Diagnose erfolgt erst durch die Kombination aller Informationen, die dann die Grundlage für eine gezielte Therapie bilden.1,2

Welche Laborwerte sagen was aus?

Wichtig ist es, dass die Laborwerte vor Therapiebeginn bestimmt werden, da beispielsweise eine Behandlung mit entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Kortison die Blutwerte beeinflussen und die Diagnose erschweren kann. Nachfolgend sind wichtige Laborwerte in der Rheumatologie aufgeführt:2

BSG und CRP:

Das C-reaktive Protein (CRP) ist ein Eiweiß, das die Leber produziert, wenn eine Entzündung vorliegt. Die Messung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) ist ein Verfahren, das zeigt, wie schnell rote Blutkörperchen im Reagenzglas absinken. Bei Entzündungen sinken sie langsamer, weil das Blut dicker wird. Sind die BSG oder das CRP erhöht, ist dies ein Zeichen dafür, dass eine Entzündung im Körper aktiv ist.3,4

In der Rheumatologie erfolgt die Bestimmung der beiden Werte oft gemeinsam, da sie unterschiedliche Hinweise geben können. Der BSG ist insbesondere beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) wichtig, da der CRP-Wert dort keine Bedeutung hat.1

Wichtig zu wissen: Die Werte können auch bei bakteriellen Entzündungen, anderen entzündlichen Erkrankungen, einem erhöhten Körpergewicht oder Blutarmut erhöht sein.2

Blutbild

Bei einer Entzündung verändert sich die Anzahl der Blutzellen bestehend aus roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten, Leukozyten) und den Blutplättchen (Thrombozyten). Eine Blutarmut oder erhöhte Leukozyten können auf eine Entzündung hinweisen.1,2

Rheumafaktor (RF):

Der Rheumafaktor zählt zu der Gruppe der Antikörper (AK) – Eiweißverbindungen, die sich an Substanzen im Körper binden, um diese zu entfernen. Der RF kann bei rheumatischen Erkrankungen erhöht sein, insbesondere bei der rheumatoiden Arthritis. Etwa 75 Prozent der Menschen mit rheumatoider Arthritis haben einen erhöhten RF.1,2

Wichtig zu wissen: Der Wert kann auch erhöht sein, obwohl keine rheumatische Erkrankung vorliegt – etwa bei älteren Menschen oder anderen chronischen Entzündungen.1

Anti-CCP-Test (CCP: zyklisches citrulliniertes Peptid)

Der Anti-CCP-Test weist bestimmte Antikörper (anticitrullierende Peptidantikörper) im Blut nach, die sich gegen gewisse strukturveränderte Eiweiße richten. Dieser Test ist ein Ergänzungstest zum RF und dient dem genaueren Nachweis einer rheumatoiden Arthritis, da die Antikörper sehr viel seltener bei anderen Erkrankungen vorkommen als der RF.1,2

Gut zu wissen: Wenn sowohl RF als auch das Anti-CCP nachweisbar sind, deutet das stark auf eine bestehende, beginnende oder zukünftige rheumatoide Arthritis hin.2

Antinukleäre Antikörper (ANA):

ANA sind Antikörper, die sich gegen bestimmte Bestandteile des Zellinneren und des Zellkerns richten. Sie sind fast immer bei Kollagenosen erhöht – eine Gruppe rheumatischer Erkrankungen, zu der unter anderem der systemische Lupus erythematodes, die systemische Sklerose und das Sjögren-Syndrom zählen. Einzelne ANA-Untergruppen können Rückschlüsse auf verschiedene Kollagenosen geben:1

Beispiele für Untergruppen:1

  • Anti-dsDNA-Antikörper: typisch für eine Lupuserkrankung (Ratgeber der Shop Apotheke zu Lupus erythematodes)
  • Antikörper gegen Ro/SSa und La/SSb: typisch für Lupuserkrankungen und Sjögren-Syndrom
  • Centromer-Antikörper: typisch für eine Sonderform der Sklerodermie
  • SCL70 Antikörper: typisch für die diffuse systemische Sklerose
  • Anti-SM-Antikörper: typisch für eine Lupuserkrankung

Wichtig zu wissen: Der Nachweis dieser Antikörper bedeutet nicht automatisch, dass eine Kollagenose vorliegt. Bei einem geringen Anteil von gesunden Personen und solchen mit anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen können die ANA-Werte ebenfalls erhöht sein.1

Anti-Neutrophilen-Cytoplasma-Antikörper (ANCA):

Diese Antikörper richten sich gegen Eiweißbestandteile von weißen Blutkörperchen. Sie treten bei einigen Erkrankungen wie der Granulomatose mit Polyangiitis (früher Morbus Wegener genannt) auf.2

Wichtig zu wissen: Ein positiver ANCA-Test allein reicht nicht für eine Diagnose. Die Ergebnisse müssen mit den Beschwerden der Betroffenen verglichen werden, da der Test auch bei anderen Erkrankungen positiv ausfallen kann.1,2

HLA-B27 Marker:

HLA-B27 ist ein vererbbares Eiweißmerkmal im Blut, das bei über 90 Prozent der Menschen mit einer entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung (Spondyloarthritis) zu finden ist, besonders beim Morbus Bechterew. Es tritt aber auch auf bei gesunden Menschen oder anderen Erkrankungen wie der Psoriasis-Arthritis mit Wirbelsäulenbeteiligung, Entzündungen des Auges, reaktiver Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen mit Gelenk- oder Wirbelsäulenbeteiligung1,2

Wichtig zu wissen: Auch hier bedeutet ein positiver Befund nicht zwangsläufig, dass eine Erkrankung vorliegt. Zudem kann eine Rheumaerkrankung auch ohne diesen Marker bestehen.2

Fazit: Laborwerte bei Rheuma

Laborwerte spielen eine wichtige Rolle bei der Diagnose rheumatischer Erkrankungen. Sie können helfen, den Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung wie Lupus oder rheumatoide Arthritis zu erhärten. Allerdings sollten sie immer zusammen mit den Symptomen und anderen Untersuchungen betrachtet werden.

Wichtig:
Hinweis: Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.
Referenzen

1.CEDIP – Ärztesevice, Franz Resatz GmbH. Rheuma Erkrankungen. https://www.rheumanetz.at/inhalt/labortests-in-der-rheumatologie Abgerufen: 03.04.2025

2.Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V. Laboruntersuchungen: Ein Baustein bei der Diagnose. https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/laboruntersuchungen-ein-baustein-bei-der-diagnose Stand: 22.12.2021 Abgerufen: 03.04.2025

3.Pschyrembel. Online. Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit https://www.pschyrembel.de/Blutsenkungsgeschwindigkeit/K03XJ/doc/ Abgerufen: 03.04.2025

4.Stiftung Gesundheitswissen. Laborwerte richtig verstehen. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/laborwerte-richtig-verstehen Abgerufen: 03.04.2025

Bildnachweis

Titelbild: AdobeStock

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