Rheuma-Hand: Wann ist eine OP sinnvoll?

Rheuma-Hand: Wann ist eine OP sinnvoll?

Mut zur OP – so kann eine Hand-Operation bei Rheuma helfen

Unsere Hände sind im Alltag unverzichtbar – wir greifen, schreiben, arbeiten und kommunizieren mit ihnen. Doch wenn rheumatoide Arthritis oder eine andere rheumatische Erkrankung die Hände schmerzen lässt, zunehmend verformt und unbeweglich macht, führt das zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität. Viele Rheumatiker stehen dann vor der Frage, ob sie eine Operation wagen sollen oder nicht. Angst vor dem Eingriff, vor möglichen Risiken oder einer langen Heilungsphase kommt auf. Doch moderne handchirurgische Verfahren sind schonend, effektiv und können die Beweglichkeit sowie das Erscheinungsbild der Hand deutlich verbessern.1

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Rheumatoide Arthritis kann trotz medikamentöser Therapie zu Funktionsverlust und chronischen Schmerzen in den Händen führen. Rheuma schädigt Knorpel, Knochen und Sehnen. Wenn konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Hilfsmittel und/oder Medikamente nicht mehr ausreichen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt wird, ist eine Operation in Betracht zu ziehen. Ziel des Eingriffs ist es1,2

  • Schmerzen zu lindern,
  • die Funktion der Hand zu verbessern und
  • Deformitäten zu korrigieren.

Bei einer Operation können sowohl Gelenke als auch Weichteilgewebe behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Reparatur von Sehnen oder die Entlastung von Nerven (Dekompression). Neben der Wiederherstellung der Funktion kann der Eingriff auch das Aussehen der Hand verbessern. Rheumatisch bedingte Verformungen und Schwellungen werden dabei so weit wie möglich korrigiert. Das führt oft zu einer schöneren Hand und kann das Selbstbewusstsein stärken.1,2

Erfolgschancen von Hand-OPs bei Rheuma

Bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis der Hand gibt es verschiedene operative Möglichkeiten. Mehrere Studien haben die Erfolgsquoten dieser OPs untersucht. Eine davon befasste sich mit der Denervierung, einer Methode, bei der gezielt Nervenfasern durchtrennt werden, die Schmerzsignale aus dem Handgelenk weiterleiten. Die Ergebnisse zeigten, dass die meisten Operierten nach dem Eingriff weniger Schmerzen hatten und ihre Hand wieder besser bewegen konnten. Die Wirkung hielt im Durchschnitt über drei Jahre an. Schwerwiegende Nebenwirkungen der OP blieben selten.3

Ein weiteres Forschungsergebnis verglich zwei häufig angewandte Verfahren bei stark geschädigten Handgelenken: die Gelenkversteifung, bei der das Gelenk stabilisiert wird, jedoch die Beweglichkeit verloren geht, und den Gelenkersatz mit einer Prothese. Beide Methoden führten zu einer deutlichen Schmerzlinderung und verbesserten die Handfunktion.4  

Eine alternative Operationsmethode, die vor allem in früheren Krankheitsstadien angewendet wird, ist die arthroskopische Synovektomie. Dabei entfernen die Operierenden die entzündete Gelenkinnenhaut mithilfe einer Kamera über kleine Schnitte, ähnlich einer Schlüsselloch-Operation. Nach dem Eingriff waren bei den Betroffenen weniger Schmerzen und eine höhere Beweglichkeit der Hand festzustellen. Die Komplikationsrate war sehr niedrig, und die Erholungszeit war kürzer als bei offenen Operationen.5  

Die Autoren der Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass noch weitere, größere Studien nötig sind, um die Effekte der verschiedenen chirurgischen Eingriffe genauer beurteilen zu können.3,4,5

Keine Vollnarkose nötig

Ein häufiger Angstfaktor ist die Vorstellung einer Vollnarkose. Bei vielen handchirurgischen Eingriffen ist jedoch lediglich eine örtliche Betäubung erforderlich. Beispielsweise wird die Dekompression des Karpaltunnels, einem engen Nerven- und Sehnendurchgang am Handgelenk, routinemäßig ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauert normalerweise weniger als zehn Minuten. Dieses Verfahren minimiert die Risiken einer Vollnarkose und ermöglicht eine schnellere Erholung.1,6

Unterstützung nach der Operation

Nach dem Eingriff ist eine gezielte Nachsorge besonders wichtig. Die Heilungsdauer hängt vom betroffenen Gewebe ab und kann unterschiedlich lang sein. Während dieser Zeit werden die Patientinnen und Patienten von einem erfahrenen Team aus verschiedenen Fachbereichen wie Handchirurgie, Ergotherapie und Rheumatologie, begleitet. Sie helfen bei der Rehabilitation und sorgen dafür, dass die Handfunktion bestmöglich wiederhergestellt wird.1

Der Unterlassungseffekt

Der Omission Bias (Unterlassungseffekt) beschreibt die Tendenz, eine Handlung aus Angst vor möglichem Schaden zu vermeiden. Doch das Nichtstun kann oft größere Nachteile haben. Bei der Entscheidung für oder gegen eine Operation führt dieser Effekt dazu, dass Menschen trotz klarer medizinischer Empfehlung zögern. Deshalb ist es wichtig, sich auch der möglichen Folgen einer Entscheidung gegen den Eingriff bewusst zu sein und gemeinsam mit dem medizinischen Team eine gut informierte Entscheidung zu treffen.6,7

Fazit zur Hand-Operation bei Rheuma

Die Entscheidung für eine Operation an der rheumatisch veränderten Hand sollte sorgfältig und individuell getroffen werden. Moderne handchirurgische Verfahren bieten oft hohe Erfolgsraten bei gleichzeitig minimalen Risiken. Durch eine umfassende Aufklärung und gute medizinische Betreuung ist es möglich, Ängste abzubauen und die bestmögliche Behandlungsentscheidung für sich zu treffen.

Wichtig:
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Referenzen

  1. Deutsche Rheuma-Liga. Rheuma-Hand: Wann kann eine Operation helfen? https://www.rheuma-liga.de/aktuelles/detailansicht/rheuma-hand-wann-kann-eine-operation-helfen Abgerufen: 25.02.2025
  2. National Rheumatoid Arthritis Society (nras). Handchirurgie bei rheumatoider Arthritis: Ein Überblick. https://nras.org.uk/de/resource/hand-surgery-in-rheumatoid-arthritis-an-overview/ Abgerufen: 25.02.2025
  3. Zhu, S.L. et al. Denervation as a Treatment for Arthritis of the Hands: A Systematic Review of the Current Literature. Hand (N Y). 2023;18(2):183-191. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33648375/
  4.  Zhu, X.M. et al. A systematic review of outcomes of wrist arthrodesis and wrist arthroplasty in patients with rheumatoid arthritis. J Hand Surg Eur Vol. 2021;46(3):297-303. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32938290/
  5. d’Ailly, P.N. et al. Arthroscopic Synovectomy of the Wrist in Patients With Rheumatoid Arthritis: A Systematic Review of the Current Literature. J Clin Rheumatol. 2022;28(2):77-83. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34897196/
  6. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Präoperative Angst und Bewältigungsstrategien präoperativer Angst. https://drks.de/search/de/trial/DRKS00016725 Abgerufen: 25.02.2025
  7. Dorsch Lexikon der Psychologie. Unterlassungsfehler. https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/unterlassungsfehler Abgerufen: 25.02.2025

Bildnachweise

Titelbild: AdobeStock

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