Frauen mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa machen sich bei der Familienplanung viele Gedanken. Ihre Verunsicherung ist häufig groß und sie haben jede Menge Fragen. Dabei steht bei einer kompetenten Begleitung durch Ärztinnen und Ärzte einer Schwangerschaft in der Regel nichts im Weg. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.
Dürfen wir, oder dürfen wir nicht? Wer mit einer CED lebt, macht sich in der Regel weitaus mehr Sorgen um das Thema Familiengründung als gesunde Menschen. Eine CED beginnt oft schon im Alter zwischen 15 und 35 Jahren. Die chronische Entzündung des Magen-Darmgewebes tritt in Schüben auf und ist selten heilbar. Dennoch bestehen aus medizinischer Sicht keine Einwände, sich einen Kinderwunsch zu erfüllen – wenn man einige Punkte beachtet.1
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Schwangerschaft?
Eine gute Planung ist das A und O: Den Hauptrisikofaktor für Komplikationen in der Schwangerschaft stellt die Aktivität der Erkrankung dar. Daher ist es günstig, schwanger zu werden, wenn sich die CED in einer Ruhephase (Remission) befindet. Bei der Empfängnis sollte die Erkrankung wenig oder idealerweise gar nicht aktiv sein. Da sich eine CED bei jeder Frau anders äußert, sollten immer alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte einbezogen werden.2,3
Kompetente Begleitung ist empfehlenswert
Bei einem bestehenden Kinderwunsch ist es sinnvoll, dass sich die betreuenden Fachärztinnen und Fachärzte aus der Gastroenterologie und Gynäkologie schon einige Monate vor der Empfängnis absprechen. So kann eine optimale Ernährungssituation (Folsäure, Eisen- und Zink) gewährleistet werden. Auch sollte vor und während der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit eine medikamentöse Therapie genau kontrolliert werden.3,4
Gut zu wissen: Eine Schwangerschaft kann auch die CED beeinflussen, etwa aufgrund von Veränderungen von:
- Stoffwechsel
- Hormonhaushalt
- Immunsystem
- Mikrobiom, also Bakterien, Viren etc. im Darm
Doch keine Sorge: Frauen mit einer CED haben während der Remission nicht mehr Komplikationen als gesunde Frauen. Allerdings ist während der Remission eine gute Prophylaxe notwendig, um das Risiko für einen Schub zu minimieren und so die Risiken für eine Früh- oder Fehlgeburt zu senken.3,5
CED und Schwangerschaft
Tritt dennoch ein Schub in der Schwangerschaft auf, sollte schnell gehandelt werden. Die meisten Medikamente können ohne Probleme während der Schwangerschaft gegeben werden. „Wir glauben, dass die Schwangerschaften bei CED-Patientinnen im Allgemeinen hervorragend verlaufen“, sagte Professorin Janneke van der Woude vom Erasmus Medical Center in Rotterdam beim letztjährigen Kongress der Europäischen Crohn und Colitis-Organisation (ECCO).
In Fachkreisen wird abgeraten, die Medikamente abzusetzen. Denn tritt nach dem Absetzen ein entzündlicher Schub in der Schwangerschaft auf, gilt das als höheres Risiko für Mutter und Kind als mögliche Nebenwirkungen durch die medikamentöse Therapie. Dies spiegelt sich auch in den S3-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselorgane wieder. Hier heißt es: „Eine remissionserhaltende Therapie sollte bei bestehender Indikation auch bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft durchgeführt werden.“5
Wie wirkt sich eine CED auf die Geburt aus?
In den allermeisten Fällen ist die Geburt problemlos. Liegen keine Komplikationen vor, kann eine Frau ganz normal entbinden. Sollten sich durch die CED Fisteln gebildet haben, muss möglicherweise ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.
Auch Stillen ist möglich. Klären Sie am besten mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt ab, bei welchen Medikamenten das Stillen nicht ratsam ist. Und auch wenn eine Vererbung der CED nur selten auftritt, hat sich doch gezeigt, dass Stillen das Risiko des Kindes ebenfalls an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa zu erkranken reduzieren kann.2
Aktionstag CED 2023
Am 19. Mai findet alljährlich der Welt-CED-Tag statt. Der Aktionstag soll auf Morbus Crohn und Colitis ulcerosa aufmerksam machen und aufklären. Am 17. Mai 2023 informiert die Gastro-Liga in einem Webinar von 17 bis 19 Uhr zu den Schwerpunkten: „Schwangerschaft und Fertilität“ und „Individualisierte aktuelle Therapiekonzepte“. Die Teilnahme am ist kostenlos via Zoom möglich. Mehr Infos unter: www.gastro-liga.de6
Referenzen:
- CED-Kompass. Familienplanung und Schwangerschaft – das solltest Du wissen https://ced-kompass.at/dein-leben-mit-ced/partnerschaft/familienplanung/ Stand: 2023. Abgerufen: 17.04.2023
- Crohn-Colitis-Info. Besser leben mit Morbus Chron und Colitis ulcerosa: Kinderwunsch und Schwangerschaft https://crohn-colitis-info.at/sexualitaet-kinderwunsch/ Stand: 2023. Abgerufen: 17.04.2023
- DCCV e.V. Deutsche Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung: Leben mit einer CED. Kinderwunsch und Schwangerschaft https://www.dccv.de/betroffene-angehoerige/leben-mit-einer-ced/schwangerschaft/ enthält Link zum Video mit Antworten zum Thema von Prof. Dr. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie, Berliner Charité. Stand: 12.03.2021. Abgerufen 20.04.2023
- Das Gastroenterologieportal: CED Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Kinderwunsch und CED. https://dasgastroenterologieportal.de/Kinderwunsch_und_CED.html Stand: 30.11.2021. Abgerufen: 20.04.2023
- Das Gastroenterologieportal: CED Chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Schwangerschaft und CED https://dasgastroenterologieportal.de/Schwangerschaft_und_CED.html Stand: 30.11.2021. Abgerufen: 17.04.2023
- Aktionstag CED 2023: Gastro-Liga Schwerpunkt Schwangerschaft und Fertilität https://www.gastro-liga.de/aktionstage/aktionstag-ced-2023/, https://www.gastro-liga.de/aktuelles/ Stand: 2023, Abgerufen: 20.04.2023
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