Chemsex und HIV

Chemsex und HIV

Risiken kennen, sich selbst und andere schützen

Sex und Drogen: eine Kombination, die auf den ersten Blick ein ungehemmtes, intensives Lustempfinden verspricht. Doch Chemsex birgt erhebliche Risiken. Besonders von diesen betroffen sind Männer, die Sex mit Männern haben. Der Drogenkonsum kann zwar Hemmungen senken und das sexuelle Erleben intensivieren – doch zugleich steigt unter anderem die Gefahr von HIV-Infektionen.1

Was bedeutet Chemsex?

Chemsex beschreibt die gezielte Einnahme psychoaktiver Substanzen kombiniert mit sexuellen Aktivitäten. Zu den meistverwendeten Substanzen beim Chemsex zählen:2

  • GHB/GBL (Gammahydroxy-Butyrat/Gammahydroxy-Butyrolacton)
  • Crystal Meth(-amphetamin); Szenenamen sind z. B. Tina, T, Ice
  • Mephedron (auch: Meph, Drone, M-Cat)

GHB/GBL wird umgangssprachlich auch als „G“, K.O.-Tropfen oder Liquid Ecstasy bezeichnet, obwohl es chemisch mit Ecstasy (Methylendioxy-Methamphetamin, MDMA) keine Ähnlichkeit aufweist. Die für Chemsex verwendeten Drogen bewirken bei vielen Konsumierenden eine Steigerung sexueller Lust und Ausdauer sowie Enthemmung. Häufig, aber nicht ausschließlich, finden sie Verwendung im Kontext von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Diese Praxis findet oft in privaten Settings oder Partys über viele Stunden oder Tage hinweg statt.1,2,3

Einige Personen kombinieren die typischen Chemsex-Substanzen miteinander oder mit weiteren Partydrogen wie:4

  • Kokain (Koks)
  • Ketamin (Keta)
  • MDMA
  • Alkohol

Dieser Mischkonsum löst häufig Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Substanzen aus und macht die Wirkung unberechenbar.

Welche Risiken birgt Chemsex?

Die Verlockung Chemsex zu haben, besteht in der gesteigerten Intensität der sexuellen Erlebnisse, doch die gesundheitlichen, psychischen und sozialen Risiken sind erheblich. Dazu gehören unter anderem:1,2,5,6

  • Abhängigkeit (psychisch oder körperlich),
  • gesundheitliche Schäden bei Überdosierung oder Mischkonsum,
  • psychische Krisen,
  • sozialer Rückzug sowie
  • ein stark erhöhtes Risiko für HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen (STIs). Die Ansteckung erfolgt hier häufig (aber nicht ausschließlich) über infizierte Nadeln oder über kleine Hautverletzungen beim ungeschützten Sex.

Da GHB/GBL sehr schwer zu dosieren ist, kommt es schnell zu Überdosierungen, was neben der missbräuchlichen Verwendung als K.O.-Tropfen für den schlechten Ruf der Substanz in der Szene gesorgt hat. Sie verursacht die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Chemsex. Menschen, die Proteasehemmer zum Beispiel im Zuge einer HIV-Therapie einnehmen, sind besonders gefährdet, da diese Medikamente die Wirkung von GHB verstärken.2

Wie schütze ich mich und andere vor HIV und STI bei Chemsex?

Viele sexuell übertragbare Infektionen verlaufen zunächst ohne Symptome, können jedoch schwerwiegende Folgen haben. Zudem können Betroffene andere infizieren. Regelmäßige Tests auf HIV und STIs sind daher unerlässlich für alle, die Chemsex praktizieren. Empfohlen wird ein Screening alle drei Monate, insbesondere auf HIV, Syphilis, Tripper, Chlamydien und Hepatitis C. Viele Aidshilfen und Gesundheitsämter bieten kostenlose, anonyme und damit niedrigschwellige Tests an. Auch Selbsttests für zu Hause sind verfügbar, auch für HIV. Frühzeitig erkannt, lassen sich Infektionen heilen oder im Fall von HIV effektiv behandeln.1,6

Die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) ist ein Medikament für HIV-negative Menschen, das vor einer HIV-Infektion schützt, wenn es regelmäßig eingenommen wird. Studien zeigen, dass PrEP sehr effektiv ist und das HIV-Risiko bei korrekter Einnahme nahezu auf null reduziert. Gerade bei Chemsex, wo Schutzmechanismen durch die Wirkung der Drogen leichter vernachlässigt werden, bietet PrEP einen wichtigen Schutz.1,6

Wurde bereits das Risiko einer HIV-Ansteckung eingegangen, kann eine PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) innerhalb von 72 Stunden nach dem Kontakt mit HIV begonnen werden. Sie dauert 28 Tage und muss ärztlich verschrieben werden – beispielsweise in einer Notaufnahme.1,6

Safer Use & Safer Sex: Risiken aktiv reduzieren

Chemsex bedeutet oft den Konsum verschiedener Substanzen in Kombination mit intensiven sexuellen Praktiken. Dabei ist es wichtig, Regeln für einen sicheren Gebrauch – Safer Use – einzuhalten:1,5,6

  • Nur eigene Konsumutensilien wie Nadeln, Inhalationsröhrchen oder Löffel verwenden, um Übertragungen von HIV und Hepatitis B/C zu vermeiden.
  • Mischkonsum vermeiden, denn die Kombination verschiedener Drogen erhöht das Risiko für Überdosierungen und unerwartete Nebenwirkungen.
  • Die eigene Dosierung kennen und einhalten.
  • Substanzen idealerweise vorher testen lassen (Drug Checking).
  • Pausen einhalten und auf ausreichend Wasser, Nahrung und Schlaf achten.

Auch Safer Sex spielt eine große Rolle:1,5,6

  • Kondome (richtig angewandt) reduzieren das Risiko für HIV und andere STIs.
  • Gleitmittel helfen, Schleimhautverletzungen zu vermeiden.
  • Mit Sexualpartnern oder -partnerinnen klare Regeln (Consent) zu vereinbaren, idealerweise vor dem Drogenkonsum. Das schützt vor ungewollten Grenzüberschreitungen im Substanzrausch.

Wichtiger Hinweis
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Referenzen:

  1. Deutsche Aidshilfe. Chemsex. https://www.aidshilfe.de/de/chemsex Abruf: 26.05.2025
  2. Deutsche Aidshilfe. Kleine Chemsex-Substanzenkunde. https://magazin.hiv/magazin/gesellschaft-kultur/kleine-chemsex-substanzenkunde/ Stand: 18.04.2019 Abruf: 26.05.2025
  3. Bundesamt für Gesundheit (BAG). Faktenblatt Gammahydroxybutyrat (GHB), Gammabutyrolacton (GBL), 1,4-Butandiol (BD). Stand: Juli 2015 Abruf: 26.05.2025
  4. LGBT Foundation. ChemSex support and advice. https://lgbt.foundation/help/chemsex-support-and-advice/ Stand:21.10.2024. Abruf: 26.05.2025
  5. Chemsex Harm Reduction. https://www.chemsexharmreduction.org/for-individuals Abruf: 26.05.2025
  6. HIV.gov. Substance Use and HIV Risk. https://www.hiv.gov/hiv-basics/hiv-prevention/reducing-risk-from-alcohol-and-drug-use/substance-use-and-hiv-risk . Stand: 19.08.2024. Abruf: 26.05.2025

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Titelbild: AdobeStock

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