Diabetes und Übergewicht

Diabetes und Übergewicht

Übergewicht und Selbstakzeptanz: Wie Body Neutrality bei Selbstzweifeln helfen kann

Viele der rund 16 Millionen Menschen in Deutschland1, die mit starkem Übergewicht leben, müssen tagtäglich mit sozialer Diskriminierung rechnen.2,3 Ob am Arbeitsplatz, in der Schule, der Familie, im Netz oder sogar in der Klinik – oft sehen sie sich kritischen Blicken, abwertenden Bemerkungen oder sogar Hasskommentaren ausgesetzt.

Dabei sind die Ursachen für Übergewicht vielfältig. Nicht zwingend sind die Ursachen selbstverschuldet und oftmals abhängig von verschiedenen Faktoren wie etwa genetischer Veranlagung, familiären Einflüssen oder potenziellen Erkrankungen.4,5

Stigmatisierung und mangelnde Selbstakzeptanz

Übergewicht kann auf Betroffene nicht nur potentielle gesundheitliche, sondern auch psychische Auswirkungen haben. Gründe dafür sind oft unrealistische und gesellschaftlich normierte Schönheitsideale beziehungsweise Schönheitserwartungen, die meist zu Stigmatisierungen führen. Häufig entwickeln Menschen mit Übergewicht daher ein geringeres Selbstwertgefühl, was teilweise gravierende Folgen für ihre psychische Gesundheit hat.6

Und gerade das Gefühl diesen vermeintlichen Idealen nicht zu genügen, zusammen mit Diskriminierungserfahrungen und mangelnder Selbstakzeptanz, kann die Gesundheit stärker beeinflussen als das Übergewicht selbst. Schließlich können psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen eine Folge dieses Kreislaufs sein.7

Hilfestellung kann daher das Konzept der sogenannten Body Neutrality bieten. Neben professioneller psychologischer Unterstützung wird hierbei versucht dem erfahrenen Leidensdruck aktiv entgegenzuwirken. Ziel dabei ist, ein besseres Selbstbild entwickeln zu können.

Body Neutrality: Der Körper als Werkzeug

Im Gegensatz zur Body-Positivity-Bewegung, die zwar für Akzeptanz aller Körperformen einsteht, aber das Hauptaugenmerk auf das äußere Erscheinungsbild legt, geht es bei Body Neutrality eher um einen Perspektivwechsel: Statt den Fokus zu sehr auf das eigene Gewicht und das Abweichen von gesellschaftlichen Schönheitsidealen zu legen, betrachtet man den Körper als Werkzeug. Man lernt ihn dafür zu schätzen, was er zu leisten imstande ist.

Wir sind mehr als unser Körper

Das Selbstwertgefühl nicht vom äußeren Erscheinungsbild abhängig zu machen und dem eigenen Aussehen weniger Bedeutung beizumessen, steht im Zentrum dieses Ansatzes. Zugleich rückt Body Neutrality andere Werte und individuelle Persönlichkeitsmerkmale wie etwa Fähigkeiten und Fertigkeiten, Hobbies oder soziale Beziehungen in den Mittelpunkt. Das Ziel ist, völlig wertfrei auf den eigenen Körper zu blicken.8

Praktische Maßnahmen für ein positiveres Selbstbild

Erste Schritte hin zu einem neutraleren Körperbild könnten folgendermaßen aussehen:

  • Vermeiden Sie es, Ihren Körper zu kontrollieren: Lösen Sie sich von gesellschaftlichen Schönheitsidealen sowie dem Drang, sich ständig mit anderen zu vergleichen. Entfernen Sie zum Beispiel Ganzkörperspiegel aus Ihrem Zuhause und schauen Sie beim Anziehen bewusst nicht in den Spiegel.
  • Vermeiden Sie unrealistische Körperideale auf Social Media: Pausieren oder nutzen Sie Social Media weniger und vermeiden Sie Profile, die unrealistische Schönheitsideale propagieren. Diese können Sie unter Druck setzen und Ihr Selbstwertgefühl mindern.
  • Tragen Sie Kleidung, die Ihnen passt: Kleidungsstücke, die nicht passen oder sich unangenehm anfühlen, lenken unsere Aufmerksamkeit auf unseren Körper. Scheuen Sie nicht davor zurück, sich von solcher Kleidung zu trennen.
  • Schätzen Sie, was Ihr Körper für Sie leisten kann: Konzentrieren Sie sich auf die Dinge, zu denen Ihr Körper in der Lage ist und die er Ihnen ermöglicht.
  • Haben Sie Freude an Bewegung: Entscheiden Sie sich für körperliche Aktivitäten, die Ihnen Spaß machen und nicht vorrangig dazu dienen, Ihr Aussehen zu verändern.
  • Geben Sie negativen Gefühlen Raum: Negative Gefühle über den eigenen Körper zuzulassen ist wichtig. Statt diese Gefühle zu unterdrücken, sollten Sie versuchen sie zu akzeptieren und schrittweise loszulassen.9,10

Um den Kreislauf von Stigmatisierung und mangelnder Selbstakzeptanz zu durchbrechen, kann Body Neutrality ein nützliches Werkzeug sein. Durch eine Neufokussierung auf nicht äußerlich orientierte Werte kann es gelingen, aktiv das eigene Selbstwertgefühl zu stärken, den Körper für seine Fähigkeiten und Leistungen zu schätzen und zu einem gesünderen und selbstbewussteren Selbstbild zu gelangen.

 

Wichtig:
Hinweis: Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.

Referenzen

1. DAK-Gesundheit: XXL-Report: So werden dicke Menschen ausgegrenzt. https://www.dak.de/dak/bundesthemen/xxl-report-so-werden-dicke-menschen-ausgegrenzt-2116512.html#/) Abgerufen: 22.05.2024

2.Hessenschau. „Skinny Privilege“ – 74 Kilo weniger – und plötzlich sind alle nett.” (https://www.hessenschau.de/gesellschaft/skinny-privilege-74-kilo-weniger—und-ploetzlich-sind-alle-nett-v1,gewicht-diskriminierung-100.html#:~:text=Gewichtsdiskriminierung%20kommt%20h%C3%A4ufig%20vor&text=Gewichtsdiskriminierung%20ist%20laut%20dem%20Verein,Prozent%20an%20den%20erfassten%20Erfahrungen;  Abgerufen: 22.05.2024

3. Spiegel Panorama. Was sich übergewichtige Menschen im Alltag anhören müssen. https://www.spiegel.de/panorama/uebergewicht-was-sich-dicke-im-alltag-anhoeren-muessen-a-00000000-0003-0001-0000-000002104558; abgerufen: 22.05.2024

4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Stigmatisierung bei Übergewicht. https://shop.bzga.de/themenblatt-stigmatisierung-bei-uebergewicht/; aktualisiert: 2023, abgerufen: 15.03.2024

5. Deutsche Adipositas Gesellschaft. Medienleitfaden Adipositas. (https://adipositas-gesellschaft.de/wp-content/uploads/2020/08/A5_DAG-MLF2018_NS_RZ_08102018.pdf)

6. Hilbert, A., Braehler, E., Haeuser, W. and Zenger, M. (2014), Weight bias internalization, core self-evaluation, and health in overweight and obese persons. Obesity, 22: 79-85. https://doi.org/10.1002/oby.20561

7. Deutschlandfunk Kultur. Pia Rauschenberger: Wie sich Stigmatisierung auf die medizinische Behandlung auswirkt; https://www.deutschlandfunkkultur.de/adipositas-wie-sich-stigmatisierung-auf-die-medizinische-100.html; abgerufen: 22.05.2024          

8. Zeit Online. Body Positivity:“Das Ziel ist nicht, seine Pickel schön zu finden“. (https://www.zeit.de/die-antwort/2019-08/body-positivity-schoenheitswahn-body-neutrality-selbstbewusstsein/komplettansicht) abgerufen: 22.05.2024

9. EverydayHealth. 6 Ways to Practice Body Neutrality;  https://www.everydayhealth.com/emotional-health/ways-to-practice-body-neutrality abgerufen: 22.05.2024

10. Spektrum der Wissenschaft. “Beauty-Filter verändern, wie wir die Welt sehen”. https://www.spektrum.de/news/tiktok-und-co-was-beauty-filter-mit-uns-machen/2118027;  abgerufen: 22.05.2024

 

Bildnachweis

Titelbild: AdobeStock

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