Was passiert bei einer Spirometrie?

Was passiert bei einer Spirometrie?

Asthma ist eine vielfältige Erkrankung, die sich ganz unterschiedlich äußern kann. Die Asthma-Diagnose basiert daher auch auf einer Kombination bestimmter typischer Symptome und objektiver Tests der Lungenfunktion. Bei diesen Untersuchungen geht es um zwei wesentliche Aspekte: Zu überprüfen, ob die Luftwege versperrt sind (Obstruktion der Atemwege), und darum, zu dokumentieren, wie variabel das Ausmaß dieser Obstruktion ist. Variabel bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Verengung der Bronchien und die damit verbundenen Beschwerden von äußeren Umständen, beispielsweise der Tages- oder auch Jahreszeit sowie auch einem möglichen Allergenkontakt oder einem Infekt, stark beeinflusst werden. Sowohl Obstruktion als auch Variabilität der Atemwege werden mit Hilfe der Spirometrie ermittelt. Sie stellt die wichtigste Testmethode sowohl für Erwachsene als auch für Kinder mit Asthma dar.1

Lungenfunktionstests mit Spirometrie

Die Durchführung und Interpretation der Spirometrie ist durch verschiedene Faktoren beeinflusst, nicht nur Körpergewicht und -größe spielen hier eine wichtige Rolle, sondern auch wie bereitwillig ein Patient den Test mitmacht und sich dabei bemüht. Da sich bei Kindern noch vieles mit dem Wachstum verändert, von Größe und Gewicht bis hin zu Lungenvolumen und Größe der Atemwege, muss die Messung mit zunehmendem Alter entsprechend angepasst durchgeführt werden.

Eine besondere Herausforderung stellte die Spirometrie aufgrund der notwendigen Mitarbeit früher bei jüngeren Kindern von 2 bis 6 Jahren dar, allerdings ist auch dies inzwischen durchaus kein Problem mehr für erfahrene Ärzte mit der entsprechenden Ausrüstung. Für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene unterscheidet sich die Spirometrie-Testmethode allerdings kaum.2

Was passiert bei der Spirometrie?

Vor Testbeginn klärt der untersuchende Arzt, ob kürzlich Medikamente wie etwa Bronchodilatoren oder Betablocker eingenommen wurden und wann das letzte Mal gegessen wurde. Schwere Mahlzeiten können nämlich die Ausdehnung der Lunge einschränken. Ähnlich relevant ist auch die Kleidung: Auch enge oder bewegungsbehindernde Kleidungsstücke können das Testergebnis beeinflussen.

Der untersuchende Arzt erfasst neben Gewicht und Größe auch Alter und Geschlecht des Patienten. Der Test wird meist sitzend durchgeführt. In vielen Fällen handelt es sich bei dem Spirometer um ein Gerät, dass der Patient selbst in der Hand halten kann. Vor dem Test wird ein neues Mundstück aufgesetzt und dann die Nase des Patienten mit einer Nasenklammer verschlossen, alternativ kann sie auch selbstständig zugehalten werden. Das Mundstück liegt zwischen den Zähnen, die Zunge unter dem Mundstück. Die Lippen schließen eng um das Mundstück ab. Die weiteren Schritte unterscheiden sich je nach Testmanöver.

In den meisten Fällen wird die forcierte Vitalkapazität (FVC) gemessen, bei der der Unterschied im Lungenvolumen zwischen stärkstem Einatmen und stärkstem Ausatmen bestimmt wird.

FVC-Testmanöver: Maximal tiefes Ein- und Ausatmen

Nach zwei bis drei ruhigen und gleichmäßigen Atemzügen soll einmal maximal tief ausgeatmet werden. Anschließend wird schnell so tief wie möglich eingeatmet und direkt danach möglichst alle Luft wieder ausgeatmet. Dabei kommt es darauf an, so lange auszuatmen, bis keine Luft mehr übrig zu sein scheint, so dass das größtmögliche Lungenvolumen bestimmt werden kann. Während des gesamten Prozesses sollen die Lippen eng um das Mundstück geschlossen bleiben.

Für Kinder im Alter von bis zu 10 Jahren wird das Testvorgehen meist etwas vereinfacht. Sie sollen erst ruhig ein- und ausatmen, dann rasch einatmen, um anschließend mit Kraft so stark und lange wie möglich auszuatmen. Das tiefe Ausatmen kann wie das Auspusten von Geburtstagskerzen erklärt werden, die man mit aller Kraft ausblasen will.

Der Test wird üblicherweise dreimal wiederholt, um die Verlässlichkeit der Ergebnisse sicherzustellen.3 Je nach Untersuchungsziel können auch weitere Tests eine Rolle spielen, die nicht immer mit forciertem Atmen, sondern eher normalen, aber tiefen Atemzügen durchgeführt werden.

Das Ergebnis der Spirometrie kann ein Muster von Auffälligkeiten in der Atmung aufzeigen, durch die der Arzt im Gesamtbild mit Symptomen und der vorherigen Diagnose entsprechende Rückschlüsse ziehen kann: wie wirkt sich das Asthma auf die Atmung aus, welche weitere Behandlungsstrategie ist hier sinnvoll. Wird das Asthma bereits behandelt, können die Spirometrie-Ergebnisse auch zeigen, wie wirkungsvoll die aktuelle Therapie ist.4 Dieses Verfahren kann auch zur Diagnose eingesetzt werden: so verbessert sich die mit dem Spirometer gemessene Lungenfunktion bei Asthma deutlich, wenn bronchienerweiternde Medikamente angewandt werden. Im vorher-nachher-Test ohne und mit Medikament wird auch für Patienten direkt spürbar, welche Erleichterung eine solche Therapie mit sich bringen kann.

Wichtig:
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1. Brigham EP, West NE. Diagnosis of asthma: diagnostic testing. Int Forum Allergy Rhinol. 2015 Sep;5 Suppl 1:S27-30. doi: 10.1002/alr.21597. PMID: 26335833. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26335833/
2. Jat KR. Spirometry in children. Prim Care Respir J. 2013 Jun;22(2):221-9. doi: 10.4104/pcrj.2013.00042. PMID: 23732636; PMCID: PMC6442789. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6442789/
3. Criée CP, Baur X, Berdel D, Bösch D et al. Leitlinie zur Spirometrie Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin zur Spirometrie. Pneumologie 2015; 69: 147-164
4. Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Asthma. Patientenleitlinie zur Natio-nalen VersorgungsLeitlinie, 3. Auflage. Version 1. 2021 [cited:tt.mm.jjjj]. DOI: 10.6101/AZQ/000479 www.leitlinien.de/asthma.

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