So macht sich Colitis ulcerosa bemerkbar

So macht sich Colitis ulcerosa bemerkbar

Eine Colitis ulcerosa entwickelt sich oft im Verborgenen. Vielfach ähneln die Symptome dieser zweithäufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) zunächst denen einer Magen-Darm-Infektion oder einer Lebensmittelunverträglichkeit. Da die Beschwerden vor allem in der Anfangsphase der Krankheit nur schubweise auftauchen und zwischendurch oft vollständig verschwinden, vergeht bis zur richtigen Diagnose manchmal viel Zeit.

Auffälligstes Zeichen der Colitis ulcerosa sind blutige Durchfälle, die mit Schleim oder Eiter durchsetzt sein können und mehrmals am Tag, oft auch in der Nacht, auftreten. In besonders schlimmen Phasen der Erkrankung müssen die Patienten bis zu 20-mal innerhalb von 24 Stunden die Toilette aufsuchen – und haben dennoch nie das Gefühl, ihren Darm ausreichend entleert zu haben. Vor allem wenn der Enddarm stark entzündet ist, leiden die Betroffenen oft unter ständigem und schmerzhaftem Stuhldrang. Dennoch werden meist nur kleinste Stuhlportionen abgesetzt. In manchen Fällen kommt es auch zur Stuhlinkontinenz.

In der Darmschleimhaut bilden sich blutige Geschwüre

Blut im Stuhl ist eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale, wenn es darum geht, die Colitis ulcerosa von der häufigsten CED, dem Morbus Crohn, abzugrenzen. Während eines Krankheitsschubs entzündet sich bei Patienten mit Colitis ulcerosa die Schleimhaut des Dickdarms. Dabei kommt es zu blutigen Verletzungen und Geschwüren. Von Letzteren leitet sich der Name der Erkrankung ab: Das lateinische Wort Ulcus heißt übersetzt Geschwür. Der Begriff Colitis beschreibt eine Entzündung des Kolons, also des Dickdarms.

Begleitet werden die blutigen Durchfälle oft von krampfartigen Schmerzen im Unterbauch, die überwiegend linksseitig auftreten – während bei Morbus Crohn eher die rechte Hälfte des Unterbauchs betroffen ist. Auch Blähungen sind recht verbreitet. Viele Patienten leiden an Appetitlosigkeit. Dadurch und als Folge der vielen Durchfälle kommt es häufig zum Gewichtsverlust.

Zudem fühlen sich die meisten Betroffenen während eines Schubs oft müde und abgeschlagen, bei manchen tritt auch leichtes Fieber auf. Sind die Blutverluste sehr stark, können sie eine Blutarmut (Anämie) hervorrufen. Bei Kindern und Jugendlichen macht sich eine Colitis ulcerosa nicht selten auch durch einen Stillstand des Längenwachstums und eine fehlende Gewichtszunahme bemerkbar.

Meist ist nicht der gesamte Dickdarm entzündet

Die Entzündungen einer Colitis ulcerosa beginnen in der Regel im Mastdarm (Rektum), dem unteren Abschnitt des Dickdarms, und breiten sich mit zunehmendem Ausmaß der Erkrankung über den gesamten Dickdarm in Richtung Dünndarm aus. In seltenen Fällen sind auch die unteren Zentimeter des Dünndarms erkrankt. Mediziner unterscheiden daher unterschiedliche Befallsmuster, die in der Regel mit zunehmenden Beschwerden einhergehen:

  • Bei bis zu 40 Prozent der Patienten sind entweder nur der Mastdarm oder der Mast- und der Krummdarm (Sigma) entzündet. Im ersten Fall spricht man von einer Proktitis, im zweiten von einer Proktosigmoiditis.
  • Ebenfalls bis zu 40 Prozent der Betroffenen leiden an einer Linksseitenkolitis, die weiter in den Dickdarm vordringt – bis zur linken Krümmung (Flexur) in Höhe des Rippenbogens.
  • Bis zu 20 Prozent der Patienten weisen Entzündungen auf, die über die linke Flexur hinausgehen. Ist der gesamte Dickdarm betroffen, nennen Ärzte dies eine Pankolitis.
  • Bei weniger als 5 Prozent der Erkrankten ist nicht nur die Schleimhaut des Dickdarms entzündet, sondern auch die der unteren 10 bis 20 Zentimeter des Dünndarms. Diese Form der Colitis ulcerosa wird Backwash-Ileitis genannt.

Oft sind noch weitere Organe von der Erkrankung betroffen

Bei vielen Patienten sind neben dem Darm noch weitere Organe entzündet. Häufig sind Veränderungen der Gelenke, der Haut, der Augen und der Leber. Solche sogenannten extraintestinalen Begleiterkrankungen treten manchmal lange, teilweise Jahre, vor den typischen Symptomen der CED auf und verursachen zuweilen selbst in schubfreien Zeiten Beschwerden. Oft erschwert dies die richtige und frühzeitige Diagnose einer Colitis ulcerosa.

Die häufigste Veränderung der Haut ist das Erythema nodosum, auch Knotenrose genannt. Dabei handelt es sich um gerötete, schmerzhafte Knoten vor allem an den Unterschenkeln, die infolge einer Entzündung des Unterhautfettgewebes entstehen. Deutlich seltener tritt das Pyoderma gangraenosum auf, ein großflächiges und ebenfalls schmerzendes Geschwür der Haut und des darunterliegenden Bindegewebes.

Relativ verbreitet sind auch Entzündungen der Mundschleimhaut, die sich in Form von Aphthen äußern. Dies sind zwar harmlose, aber schmerzhafte Geschwüre, die sich durch milchig-weiß belegte Flecken, oft mit einer umgebenden Rötung, bemerkbar machen. Sie verschwinden häufig von alleine wieder. Augenentzündungen hingegen sollten unbedingt von einem Augenarzt behandelt werden.

Sind die Leber und die Gallengänge von den entzündlichen Veränderungen betroffen, sprechen Mediziner von einer primär sklerosierenden Cholangitis (PSC), die mit Juckreiz und einer Gelbfärbung der Haut und der Augen einhergehen kann – und die geschätzt bei etwa 5 Prozent der Colitis-ulcerosa-Betroffenen auftritt. Unbehandelt führt die PSC, die bei Männern häufiger ist als bei Frauen, im schlimmsten Fall zu einer Leberzirrhose. Bei manchen Patienten kommt es zudem zu Gallen- oder Nierensteinen.

Nicht selten leidet auch die Psyche

 Die oft quälenden Symptome der Colitis ulcerosa, insbesondere die häufigen Durchfälle und starken Schmerzen, stellen für die meisten Patienten eine große seelische Belastung dar. Einige Betroffene entwickeln daher im Laufe der Jahre zusätzlich ein psychisches Leiden, etwa eine Depression oder Angsterkrankung.

Solche Erkrankungen der Seele sollten sehr ernst genommen werden, zumal sie auch den Verlauf einer CED negativ beeinflussen können. Schübe dauern dann mitunter länger oder sprechen nur zögerlich auf Medikamente an. Damit sich daraus kein Teufelskreis entwickelt, gehören psychische Leiden von Anfang an in die Behandlung eines Facharztes.

Eine weitere Begleiterkrankung, die manche Patienten mit Colitis ulcerosa entwickeln und die sich von einer Depression zuweilen nur schwer unterscheiden lässt, ist die Fatigue. Dabei handelt es sich um einen Zustand chronischer Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit, die einen normalen Alltag stark erschwert oder sogar unmöglich macht. Auch durch viel Schlaf oder ausgedehnte Ruhephasen lässt sich eine Fatigue nicht beseitigen. Körperliche Ursachen wie zum Beispiel eine Blutarmut, die bei Colitis ulcerosa aufgrund der Blutverluste mit dem Stuhl häufig auftritt, sind hingegen behandelbar.

Bei schlechter Therapie drohen Komplikationen

Wird die Colitis ulcerosa von Beginn an konsequent therapiert, ist die Lebenserwartung der Patienten heutzutage genauso hoch wie bei gesunden Menschen. Halten die Betroffenen ihren Behandlungsplan jedoch nicht zuverlässig ein, drohen eine Reihe zum Teil lebensgefährlicher Komplikationen. Besonders gefürchtet ist das toxische Megakolon, das dank moderner Therapien inzwischen allerdings nur noch äußerst selten vorkommt. Dabei handelt es sich um eine Überdehnung des Dickdarms, die sich durch einen aufgetriebenen, schmerzenden Bauch, hohes Fieber und Herzrasen bemerkbar macht.

Ursache ist wahrscheinlich eine Darmlähmung, die durch die Veränderungen der Darmschleimhaut hervorgerufen wird. Der Stuhl wird dann nicht mehr weitertransportiert und verschließt den Darm. Stuhl und Luft, die sich hinter dem Darmverschluss ansammeln, blähen den Darm auf und erweitern ihn stark. Bei entsprechenden Symptomen sollte sofort der Notarzt verständigt werden, da die Gefahr besteht, dass die Darmwand reißt. Stuhl, Blut und Bakterien würden dann in den Bauchraum gelangen, wo sie eine lebensgefährliche Entzündung der Bauchhöhle und des Bauchfells verursachen können.

Manchmal ist eine Operation unumgänglich

 Die Colitis ulcerosa verläuft von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Bei den meisten tritt die Erkrankung in Schüben auf. Das heißt, es kommt in unregelmäßigen Intervallen zu akuten Entzündungsphasen. Die Dauer und die Häufigkeit von Schüben sind schlecht vorhersehbar. Bei einigen Patienten ist die Erkrankung kaum ausgeprägt, sie sind lange Zeit symptomfrei und müssen kaum oder gar keine Medikamente einnehmen. Bei anderen kommt es immer wieder zu Krankheitsschüben, diese Patienten werden selten oder gar nicht beschwerdefrei.

Bei einem sehr schweren Schub, nicht zu stillenden Blutungen, einem Darmdurchbruch oder wenn trotz medikamentöser Therapie keine Besserung eintritt, kann es notwendig werden, den gesamten Dickdarm chirurgisch zu entfernen. Meist wird dann aus dem Ende des Dünndarms ein Reservoir geformt, das mit dem Analkanal verbunden wird. Die Patienten können anschließend wie zuvor zum Stuhlgang zur Toilette gehen, müssen dies allerdings oft fünf- bis sechsmal am Tag tun. Eine Operation steigert die Lebensqualität der Betroffenen meist erheblich.

 Das Risiko von Darmkrebs ist erhöht

 Patienten mit Colitis ulcerosa haben von allen CED-Betroffenen das höchste Risiko für Darmkrebs. Mit zunehmender Ausdehnung und Dauer ihrer Erkrankung steigt diese Gefahr. Da sich durch regelmäßige Darmspiegelungen (Koloskopien) bösartige Veränderungen gut diagnostizieren und behandeln lassen, sollten die Patienten regelmäßig zur Früherkennung gehen.

Quellen:
https://www.gastro-liga.de/fileadmin/download/Colitis_ulcerosa_131-02-16.pdf

https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2018/10/LL-Colitis-Ulcerosa-2018.pdf
https://www.kompetenznetz-darmerkrankungen.de/files/cto_layout/img/Patientenleitlinie-Diagnostik-und-Therapie-der-Colitis ulcerosa.pdf
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/magen_darm/chronische_darmentzuendungen/article/966018/chronische-darmentzuendung-fatigue-ced-nur-muedigkeit.html

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