Colitis ulcerosa – Diagnose und Therapie

Colitis ulcerosa – Diagnose und Therapie

Leiden Sie häufig unter schleimig-blutigen Durchfällen? Werden diese Durchfälle von starken Bauchschmerzen begleitet? Dann sollten Sie umgehend Ihren Hausarzt aufsuchen. Denn die Symptome können  auf eine Colitis ulcerosa hindeuten. Das ist eine chronisch-entzündliche Darmkrankheit (CED). Ihr Arzt kennt Mittel und Wege, die Colitis ulcerosa sicher zu diagnostizieren. Und er weiß im Fall der Fälle, wie die Krankheit behandelt werden kann.

Diagnose: Wie wird Colitis ulcerosa festgestellt?

Für den Arzt ist die Diagnosestellung bei chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten so, als würde er ein Puzzle zusammensetzen. Er wird verschiedene Untersuchungen durchführen, um andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen ausschließen zu können.

Am Anfang steht ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch. Schildern Sie Ihrem Arzt Ihre Beschwerden möglichst genau. Wo genau tut der Bauch weh? Wann treten die Schmerzen auf – vor dem Stuhlgang oder andauernd? Wie oft müssen Sie zur Toilette? Wie sieht der Stuhl aus? Ihre Antworten auf diese Fragen liefern dem Arzt schon wichtige Hinweise. Zur Anamnese gehört auch ein körperlicher Check. Ihr Arzt wird mit leichtem Druck Ihren Bauch abtasten und wahrscheinlich auch mit dem Finger den After befühlen.

Im zweiten Schritt stehen Ihrem Arzt verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung: die Kontrolle von Stuhl- und Blutproben, die Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchraums, die Darmspiegelung mit Entnahme von Gewebeproben, gegebenenfalls auch eine radiologische Kontrolle wie z. B. die Kernspintomografie.

 Laboranalyse von Blut und Stuhl

Im Rahmen der Erstdiagnose einer Colitis ulcerosa wird Ihr Arzt Ihnen Blut abnehmen und es gemeinsam mit einer Stuhlprobe im Labor analysieren lassen. Ziel ist dabei, Anzeichen für eine Entzündungsaktivität im Körper feststellen zu können. So kann z. B. ein erhöhter Wert des Eiweißes CRP (C-reaktives Protein) im Blut auf eine Infektion hindeuten.

Auch die vermehrte Anzahl der Leukozyten, die wichtig für die Immunabwehr sind, deutet auf eine Entzündung hin – ebenso wie eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), die anzeigt, wie sich die roten Blutkörperchen verhalten. Ist der Wert des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) zu niedrig, dann ist die Ursache vielleicht ein Blutverlust infolge von blutigen Durchfällen.

Schließlich schaut sich der Arzt noch den Albumin-Wert an. Das ist ein Eiweißstoff im Serum, einem Bestandteil des Blutes. Ein zu niedriger Wert bedeutet Eiweißverlust, der von einer Mangelernährung oder einer regen Durchfalltätigkeit rühren kann oder von Wundflächen im Darm verursacht wird. Im Stuhl ist der Eiweißstoff Calprotectin ein wichtiger Biomarker. Ist der Wert in Ihrer Stuhlprobe erhöht, lässt das auf eine Ansammlung von weißen Blutkörperchen im Darm schließen – und damit auf eine für Colitis ulcerosa typische Entzündungsreaktion.

 Ultraschall (Sonografie) und radiologische Untersuchungen (MRT, CT)

Bei der Sonografie werden mittels Schallwellen Gewebestrukturen sichtbar gemacht. Der Arzt kann so verdickte und entzündete von gesunden Darmabschnitten unterscheiden. Weitere technische Möglichkeiten wie die so genannte Doppler-Sonographie oder Ultraschall mit Kontrastmittel machen es möglich, die Organ- und Gefäßdurchblutung zu analysieren. Auf dem Ultraschallbild lässt sich so das Ausmaß einer möglichen Colitis ulcerosa detaillierter darstellen.

Zu den radiologischen Verfahren zählen das Röntgen und die Kernspinverfahren MRT (Magnetresonanztomografie) und CT (Computertomografie). Die technische Entwicklung auf dem Feld der Ultraschalldiagnostik hat das klassische Röntgen zur Diagnose einer Colitis Ulcerosa weitgehend verdrängt. MRT und CT werden in begründeten Spezialfällen eingesetzt. Zum Beispiel, um die Ausdehnung der Darmentzündung auf die Bauchhöhle oder andere Bauchorgane mit hoher Auflösung sichtbar zu machen.

 Darmspiegelung

Eine sichere Methode zur Diagnose einer Colitis ulcerosa bietet aber nur die Darmspiegelung (Koloskopie). Dabei führt der Arzt einen dünnen Schlauch mit einer winzigen eingebauten Kamera (Endoskop) über den After in den Verdauungstrakt. Weil sich die Colitis ulcerosa vom After bis maximal zum Ende des Dünndarms ausbreitet, ist im Unterschied zur Diagnostik von Morbus Crohn eine Magenspiegelung (Gastroskopie) nicht notwendig.

Bei der Koloskopie enthält der Gastrologe Einblick in den Enddarm, den gesamten Dickdarm und das letzte Stück des Dünndarms. Rötungen, Schwellungen und erhöhte Blutungsneigung der Schleimhaut legen den Verdacht einer Colitis ulcerosa nahe. Zusätzliche Sicherheit bekommt der Arzt durch die Laboranalyse von Gewebeproben (Biopsie), die er während der Darmspiegelung entnimmt.

Bei der Darmspiegelung wird Luft in den Darm geblasen, um die Darmwände zu entfalten. Das kann für den Patienten unangenehm sein. Vor allem dann, wenn es Engstellen im Darm gibt. Deshalb erhalten Patienten vor der Untersuchung ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel. In Einzelfällen werden sie narkotisiert.

Therapie: Wie kann man Colitis ulcerosa behandeln?

Wer an Colitis ulcerosa erkrankt ist, wird unter Umständen eine längere Zeit unter den Beschwerden leiden, bis die Krankheit tatsächlich zweifelsfrei festgestellt ist. Wenn die Diagnose aber dann klar ist, gibt es bewährte Behandlungsmethoden. Ziele der Morbus-Crohn-Therapie sind:

– einen akuten Ausbruch der Krankheit einzudämmen

– eine Ausweitung der Entzündung im Dickdarm aufzuhalten

– möglichst lange beschwerdefreie Intervalle zu erreichen

– das Risiko für Darmkrebs zu senken

– Begleiterkrankungen zu kontrollieren.

Medikamentöse Therapie

Medikamente spielen bei der Behandlung von Colitis ulcerosa die wichtigste Rolle. Wirkstoffe, die seit längerem erfolgreich eingesetzt werden, sind:

– Aminosalicylate (auch 5-Aminosalicylsäure), z. B. Sulfasalazin und Mesalazin. Sie haben eine entzündungshemmende Wirkung. Der Arzt verschreibt sie in der Regel bei eher leichten bis mittelschweren Durchfall-Schüben.

– Kortisonpräparate, z. B. Budesonid und Prednison. Sie kommen während mittlerer und schwerer Schübe zum Einsatz oder wenn die Therapie mit Aminosalicylaten nicht anschlägt. Kortison wirkt stark entzündungshemmend und schnell. Wegen möglicherweise auftretender Nebenwirkungen  sind Kortisonpräparate eher nicht für die Langzeiteinnahme geeignet.

– Immunsuppressiva, z. B. Azathioprin und Cyclosporin. Diese Wirkstoffe greifen gezielt in das Immunsystem ein und verhindern so Entzündungen. Sie sind das Mittel der Wahl, wenn die Entzündung des Darms über Monate anhält und Kortison gegebenenfalls nicht angewendet werden sollte. Immunsuppressiva wirken langsamer als Kortisonpräparate. Bis zum Wirkeintritt dauert es mindestens drei Monate. Deshalb werden sie bei schwerem Krankheitsverlauf häufig bereits ergänzend zu Kortison verordnet.

– Biologika/TNF-Antikörper, z. B. Adalimumab und Infliximab. Sie wirken ebenfalls immunsuppressiv, also entzündungshemmend, aber schneller als Immunsuppressiva. Der Arzt setzt sie während mittelstarker bis schwerer Krankheitsschübe ein – und zwar in der Regel dann, wenn andere Medikamente versagen oder der Patient sie nicht mehr verträgt. Tumor-Nekrose-Faktor-α (TNF)-Antikörper werden als Infusion in die Armvene oder – bei selbständiger Anwendung – in Form einer Injektion unter die Haut angewendet.

 Operation: Bei Komplikationen und wenn gar nichts mehr hilft

Bei etwa drei von zehn Colitis ulcerosa-Patienten bringt die Behandlung mit Medikamenten nicht den gewünschten Erfolg. Manchmal treten auch Komplikationen auf. Eine sehr seltene, aber lebensbedrohliche Komplikation ist das toxische Megakolon, eine massive Aufweitung des Darms. Dadurch kommt es zu Rissen in der Darmwand, durch die Bakterien und schädliche Bestandteile der Nahrung ins Blut gelangen und zu einer Blutvergiftung führen. In solchen Fällen muss der Dickdarm entfernt werden. Anders als bei Morbus Crohn können dadurch aber weitere Krankheitsschübe dauerhaft vermieden werden.

Auch ein künstlicher Darmausgang (Stoma) ist bei einer Dickdarmentfernung infolge der Colitis ulcerosa heute nicht mehr unbedingt notwendig. Chirurgen versuchen bei der Operation, den Schließmuskel zu erhalten und ihn später mit dem Dünndarm zu verbinden. Aus dem letzten Teil des Dünndarms formen sie eine Art Tasche (Pouch). Darin kann sich der Darminhalt sammeln. Die Darmentleerung wird hinausgezögert und kontrollierbar gemacht.

 Regelmäßige Verlaufskontrolle

Bei der Colitis ulcerosa ist das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, ab dem zehnten Erkrankungsjahr höher als bei gesunden Menschen und auch höher als bei Morbus-Crohn-Patienten. Deshalb ist es sinnvoll, regelmäßige Darmspiegelungen durchführen zu lassen. Je nach Risikoeinstufung wird der Arzt eine jährliche Koloskopie empfehlen.

Regelmäßige Krankheitskontrollen beugen auch Narbenbildungen im Dickdarm vor. Unbehandelte Entzündungsschübe können die Darmwand so verändern, dass die Funktion des Organs massiv eingeschränkt ist. Um frühzeitig Entzündungsanfälligkeiten erkennen zu können, raten Gastroenterologen zu wiederholten Blutkontrollen und mindestens einmal im Jahr auch zu einer Ultraschalluntersuchung.

Quellen:
www.dccv.de
www.gastro-liga.de
www.univadis.de

 

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