Wie HIV und Erektionsstörungen zusammenhängen

Wie HIV und Erektionsstörungen zusammenhängen

Eine HIV-Erkrankung ist mit den heutigen Therapieoptionen gut kontrollierbar, wodurch Menschen mit der Erkrankung ein langes und erfülltes Leben führen können.1 Dennoch kann das HI-Virus sich auf verschiedene Körperfunktionen auswirken. So kommt es bei Männern mit HIV häufiger zu erektilen Funktionsstörungen oder einem Libidoverlust.2,3

Was ist sexuelle Dysfunktion beim Mann?

Von sexueller Dysfunktion ist die Rede, wenn die Beschwerden mindestens oder länger als sechs Monate bestehen.5 Unter dem Begriff sind verschiedene Aspekte zusammengefasst:5

  • Erektionsstörungen (am häufigsten unter HIV-erkrankten Männern)
  • Libidoverlust oder Libidoschwäche
  • Ejakulationsstörungen

Bisherige Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der Männer mit HIV Probleme mit sexueller Funktion beziehungsweise eine Dysfunktion haben. Die Zahl scheint sich jedoch in den vergangenen Jahren verringert zu haben. In einer aktuellen Untersuchung zur Gesundheit und Sexualität in Deutschland gaben nur noch 13,3 % der Männer mit HIV an, sexuelle Funktionsstörungen zu haben.4

Bei HIV ist das Risiko für sexuelle Funktionsstörungen erhöht

HIV-erkrankte Männer haben ein höheres Risiko, eine sexuelle Dysfunktion zu entwickeln als gesunde Männer. Das liegt einerseits an der Viruserkrankung, die verschiedene körperliche Funktionsstörungen hervorrufen kann. Aber auch die antiretroviralen Medikamente, die zur Behandlung von HIV eingenommen werden, können die Ursache sein.

Oft kommen Kombinationspräparate im Rahmen der antiretroviralen Therapie (ART) zum Einsatz. In den vergangenen Jahren waren es oft Wirkstoffe aus der Medikamentenklasse der Protease-Inhibitoren (PI), die mitunter einen Booster enthalten.3,5 Sie haben jedoch häufig Nebenwirkungen und können zum Beispiel die Lust auf Sex abschwächen oder die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.

Weitere Ursachen für sexuelle Dysfunktion

Probleme beim Sex haben nicht nur HIV-Infizierte. Auch jeder andere Mensch kann davon betroffen sein. Denn die Ursachen für sexuelle Funktionsstörungen sind vielseitig. Eine erektile Dysfunktion ist beispielsweise zu 80 % organisch, also körperlich bedingt.6 Meist liegt es an Fehlfunktionen oder Schädigungen im Bereich der Gefäße oder Nerven. Verschiedene Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus, Hepatitis B und C können dafür die Auslöser sein. Ebenso sind psychische Belastungen wie beruflicher und privater Stress und ein ungesunder Lebensstil mögliche Ursachen.3 Bei älteren Männern kann zudem ein Testosteronmangel vorliegen, der ebenfalls zu einem Libidoverlust führen kann.5

Haben Sie keine Scham!

Probleme beim Sex sind kein Thema, über das Betroffene gern sprechen. Menschen mit erektilen Funktionsstörungen empfinden häufig Scham und zögern, zur Klärung in die ärztliche Praxis zu gehen.1 Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, der sexuellen Dysfunktion zu begegnen. So kann Sex wieder ein freudebringender Teil Ihres Lebens werden.

Was Sie selbst tun können

Zögern Sie nicht und sprechen Sie über Ihre Beschwerden, ob mit dem Partner, der Partnerin oder der Ärztin beziehungsweise dem Arzt. Ein Gespräch mit einer vertrauten Person kann befreiend und beruhigend wirken. Es nimmt den emotionalen Druck und entlastet die Psyche. Für Sie und zur Stärkung Ihres Selbstvertrauens ist das ein wichtiger Prozess. Außerdem besteht nur so die Möglichkeit, Hilfe zu erhalten.3

Weitere Möglichkeiten, wie Sie selbst Ihre sexuelle Funktionsfähigkeit erhalten können, sind:3,6

  • gesunder Lebensstil: vor allem ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung, kein Tabak-, Drogen- und gemäßigter Alkoholkonsum
  • Stress und emotionale Belastung reduzieren: dabei können z.B. autogenes Training, Yoga oder regelmäßige Ruhepausen helfen
  • Medikamente wie verschrieben einnehmen und Nebenwirkungen beim Behandlungsteam ansprechen.

Wie sieht ärztliche Hilfe bei sexueller Dysfunktion aus?

Die Behandlung einer sexuellen Dysfunktion orientiert sich in erster Linie an den Ursachen. Sind es körperliche oder psychische Erkrankungen, gilt es, diese zu behandeln. Bei psychischen Beschwerden kann beispielsweise eine Psycho- oder Verhaltenstherapie helfen.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die sexuelle Dysfunktion direkt medikamentös zu behandeln. Dazu kommen häufig Phosphodiesterase-5-Inhibitoren (PDE-5) wie Sildenafil oder Vardenafil zum Einsatz. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn sie können mit ART-Medikamenten wechselwirken. Vor allem im Zusammenspiel mit PI inklusive Booster kommt es häufig zu unerwünschten Nebenwirkungen. Medikamente wie zum Beispiel nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, kurz NRTI, oder Kombinationen mit Integrase-Hemmern gelten hingegen zusammen mit PDE-5-Hemmern als gut verträglich.3

Eine Testosterontherapie kann bei einem nachgewiesenen Testosteronmangel helfen, die Libido und auch die Erektionsfähigkeit, sofern diese beeinträchtigt ist, zu steigern.3,6

Wichtiger Hinweis
Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.

Referenzen

  1. Mayr C. „Herbst in der Hose“ * Das HIV, das Altern und die sexuelle Dysfunktion. HIV & more online, Ausgabe 04, 2017
  2. De Vincentis S et al. HIV and Sexual Dysfunction in Men. J Clin Med. 2021;10(5):1088.
  3. Deutsche Aids-Hilfe e. V. Sexuelle Funktionsstörungen bei Männern mit einer HIV-Infektion. Med-Info, Ausgabe 70, 2011
  4. Briken P et al. Die GeSiD-Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ – eine kurze Einführung [The German health and sexuality survey (GeSiD)-a brief introduction to the study]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2021;64(11):1334-1338. German.
  5. HIV-Symptome.de. Sexuelle Dysfunktion. https://www.hiv-symptome.de/sexuelle-dysfunktion/ zuletzt überarbeitet am: 12.10.2020, abgerufen: 14.03.2024
  6. HIV-Symptome.de. Erektile Dysfunktion. https://www.hiv-symptome.de/erektile-dysfunktion/ zuletzt überarbeitet am: 14.10.2020, abgerufen: 14.03.2024

Bildnachweis

Titelbild: AdobeStock

COMMENTS