HIV-Therapie und ihre Nebenwirkungen

HIV-Therapie und ihre Nebenwirkungen

Im Rahmen einer HIV-Therapie treten bei vielen Menschen Magen-Darm-Beschwerden auf. Diese werden von den Medikamenten verursacht oder treten als Folge der geschwächten Immunabwehr auf. Zu den häufigsten Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und in einigen Fällen Leberprobleme wie zum Beispiel eine Erhöhung der Leberwerte oder eine Fettleber. Die Beschwerden sind individuell unterschiedlich und abhängig von dem eingesetzten Medikament. Zur Behandlung der Nebenwirkungen können Medikamente, Hausmittel oder ein Wechsel der HIV-Therapeutika in Betracht kommen.1,2

1. Übelkeit und Erbrechen

Bestimmte Medikamentenklassen wie Protease-Inhibitoren und nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) verursachen häufig Übelkeit und Erbrechen. Sie treten besonders in der Anfangsphase der Therapie auf, da sich der Körper an die Wirkstoffe erst gewöhnen muss.1,2

Zur Behandlung der Übelkeit ist es möglich, Wirkstoffe gegen Übelkeit – sogenannte Antiemetika (z. B. Metoclopramid oder Ondansetron) – einzusetzen. Wenn die Übelkeit stark und andauernd ist, kann der Arzt oder die Ärztin die Dosis anpassen oder auf ein anderes HIV-Medikament umstellen.1,2

Was Sie selbst tun können bei Übelkeit und Erbrechen:1,2

  • Mahlzeitenanpassung: Es kann helfen, mehrmals täglich kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen, um den Magen nicht zu überlasten. Leichte Kost wie Toast, Bananen, gedünstetes Gemüse oder Reis kann die Symptome lindern.
  • Kräutertees (besonders Ingwertee) wirken beruhigend auf den Magen. Generell ist zu empfehlen, ausreichend Flüssigkeit zu trinken, um den Körper zu unterstützen.
  • Medikamente können manchmal besser vertragen werden, wenn sie zu einer Mahlzeit eingenommen werden.

Wann zum Arzt bei Übelkeit und Erbrechen?

Wenn Übelkeit und Erbrechen so stark werden, dass die Einnahme der HIV-Medikamente erschwert wird, oder wenn sie länger als eine Woche anhalten, sollten Betroffene ärztlichen Rat einholen. Anhaltendes Erbrechen kann zu Austrocknung (Dehydration) und einem Verlust wichtiger Nährstoffe führen.1,2

2. Durchfall

Durchfall ist eine der häufigsten Nebenwirkungen der HIV-Therapie, besonders bei Medikamenten wie Protease- und Integrasehemmern. Auch Infektionen, die durch das geschwächte Immunsystem begünstigt werden, wie z. B. Kryptosporidiose, können Durchfall verursachen. Kryptosporidiose ist eine Durchfallerkrankung, die sehr schwer verlaufen kann und durch winzige Parasiten verursacht wird, die meist über verunreinigtes Wasser oder Essen in den Körper gelangen. Zudem treten in einigen Fällen Lebensmittelunverträglichkeiten im Zusammenhang mit HIV oder der medikamentösen Therapie auf.1,2,3

Die Behandlung des Durchfalls erfolgt beispielsweise mit sogenannten Antidiarrhoika wie Loperamid.

Präparate mit speziellen Darmbakterien (Probiotika) können das Gleichgewicht der Darmflora wiederherstellen. Bei länger anhaltendem Durchfall ist es ratsam, eine Umstellung der HIV-Medikamente in Erwägung zu ziehen.1,2

Was Sie selbst tun können bei Durchfall:

  •  Auf Fett verzichten: Vermeiden Sie fettige, stark gewürzte und ballaststoffreiche Lebensmittel. Greifen Sie stattdessen auf leicht verdauliche Kost zurück wie Reis, Bananen, Apfelmus, Karotten.
  • Trinken Sie viel, insbesondere Elektrolytlösungen, Wasser und Tees (keine künstlichen Süßstoffe verwenden). Dies ist besonders wichtig bei länger andauerndem Durchfall.1,2,4

Wann zum Arzt bei Durchfall?1,2,4

Langanhaltender Durchfall kann zu ernsthaften Dehydrationen und Nährstoffmangel führen. Suchen Sie daher frühzeitig Ihre ärztliche Praxis auf, wenn

  • der Durchfall länger als zwei Tage anhält,
  • zusätzlich Fieber auftritt,
  • starke Bauchschmerzen bestehen oder
  • Blut im Stuhl ist.

3. Blähungen und Bauchschmerzen

Blähungen und Bauchschmerzen können die Folge von HIV-Medikamenten, Ernährungsumstellungen oder die veränderte Verdauung im Zuge der Infektion sein. Einige Medikamente können die Darmflora stören, was dazu führen kann, dass sich im Darm vermehrt Gas ansammelt.

Zur Behandlung lassen sich krampflösende Mittel wie Butylscopolamin oder Simeticon einsetzen.1,2

Was Sie selbst tun können bei Blähungen und Bauchschmerzen1,2,5,6

  • Vermeiden Sie Lebensmittel, die Blähungen fördern wie z. B. Hülsenfrüchte, kohlensäurehaltige Getränke, Zwiebeln, oder Kohl
  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Leichte körperliche Aktivität, wie Spaziergänge, kann die Verdauung anregen und Gasansammlungen verringern.
  • Blähungen können durch das Trinken von Fencheltee mit Kümmel oder Pfefferminztee vor den Mahlzeiten gelindert werden.

Wann zum Arzt bei Blähungen und Bauchschmerzen?

Wenn die Bauchschmerzen stark ausgeprägt sind, anhaltend auftreten oder sich andere Symptome wie Fieber oder Blut im Stuhl hinzugesellen, ist eine ärztliche Abklärung angeraten.6

Achtung: Sobald im Zuge einer HIV-Therapie Symptome wie Gelbsucht, starker Juckreiz, dunkler Urin, heller Stuhl oder starke Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten, sollte sofort eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Diese Symptome können auf eine schwere Lebererkrankung hinweisen, die eine schnelle Behandlung erfordert.

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Referenzen:

  1. Deutsche AIDS-Hilfe. Magen-Darm- und Leberbeschwerden – Nebenwirkung der HIV-Therapie. Medizinische Informationen zu HIV und AIDS (MED-INFO); Aktualisierte Auflage 2013 Nr. 73. https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/Med_Info_73_Magen-Darm-Leber.pdf Abruf: 21.08.2024
  2. Aidsmap. Nebenwirkungen. https://www.aidsmap.com/sites/default/files/translations/2019-10/Nebenwirkungen.pdf Abruf: 21.08.2024
  3. Deutsche AIDS-Hilfe. Opportunistische Infektionen. Medizinische Informationen zu HIV und AIDS (MED-INFO); Aktualisierte Auflage Nr. 74. https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/937 Abruf: 21.08.2024
  4. AOK. Was sollte man bei Durchfall (Diarrhoe) essen und trinken? https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/verdauungssystem/was-sollte-man-essen-bei-durchfall/ Abruf: 21.08.2024
  5. AOK. Blähbauch: Wie er entsteht und was gegen ihn hilft. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/verdauungssystem/blaehungen-loswerden-tipps-gegen-den-blaehbauch/ Stand: 22.12.2023, Abruf: 21.08.2024
  6. Deutsche Familienversicherung. Bauchschmerzen: Ursachen, Symptome, Behandlung. https://www.deutsche-familienversicherung.de/krankenhauszusatzversicherung/ratgeber/artikel/bauchschmerzen-ursachen-symptome-behandlung/ Stand: 08.02.2024, Abruf: 21.08.2024

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Titelbild: AdobeStock

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