Medikamente gegen HIV und AIDS – die antiretrovirale Therapie (ART)

Medikamente gegen HIV und AIDS – die antiretrovirale Therapie (ART)

Auch, wenn es bereits eine große Anzahl wirksamer Medikamente gegen HIV gibt, ist die Krankheit immer noch nicht heilbar. Mit Medikamenten können HIV-positive Menschen ein fast normales Leben führen und auch ihre Sex-Partner vor Ansteckung schützen.

Bei einer HIV-Therapie – auch antiretrovirale Therapie (ART) genannt – werden in der Regel drei verschiedene Wirkstoffe gleichzeitig eingenommen. Dadurch soll verhindert werden, dass das HI-Virus – das sich ständig verändert – gegen einzelne Wirkstoffe resistent werden kann.

HIV Medikamente, Arzneimittel gegen AIDS

HIV-Medikamente verhindern die Vermehrung des HI-Virus im Organismus. Dadurch vermindern sie die durch HIV ausgelösten Symptome. Eine geringere Viruskonzentration reduziert aber auch die Ansteckungsgefahr für andere. HIV Medikamente zielen gegen verschiedene Angriffspunkte der HIV-Infektion:

  • Sie verhindern, dass das HI-Virus in die Körperzelle eindringt, (a)
  • dass HIV sein Erbgut in die Zelle einbaut, (b, c)
  • oder dass HIV-infizierte Körperzellen neue Viren herstellen. (d)

Bei einer HIV-Therapie werden immer verschiedene Medikamente gleichzeitig eingesetzt. Eine solche HIV-Kombinationstherapie ist die effektivste Art, das HI-Virus zu kontrollieren und zu vermeiden, dass es Resistenzen gegen die Wirkstoffe ausbilden kann.

Die heute verfügbaren HIV-Medikamente werden nach ihrem Wirkprinzip in vier verschiedene Klassen eingeteilt.

  1. Entry-Inhibitoren (EI)
  2. Inhibitoren der Reversen Transkriptase (RTI)
  3. Integrase-Inhibitoren (INI)
  4. Protease-Inhibitoren (PI)

Entry-Inhibitoren (EI)

Die sogenannten Entry-Inhibitoren (von entry: Eintritt) verhindern, dass die HI-Viren in die Wirtszellen eindringen können. Es gibt zwei Untergruppen:

  • Die Fusionsinhibitoren verhindern, dass die Virushülle mit der Zellmembran der Wirtszelle verschmelzen kann.
  • Die Attachement-Inhibitoren, verhindern, dass die HI-Viren an der Zelloberfläche der Wirtszellen andocken können, indem die entsprechenden Stellen durch das Medikament künstlich besetzt werden. (Sie sind zurzeit noch im Entwicklungsstadium.)

Inhibitoren der Reversen Transkriptase (RTI)

Das Erbmaterial des HI-Virus besteht aus RNA und nicht aus DNA (das Erbmaterial aller höheren Organismen). Ein Virus ist eine Zwischenform zwischen lebender und toter Materie, es vermehrt sich zwar, hat aber keinen eigenen Stoffwechsel und ist vollständig auf seinen Wirt angewiesen. Bevor das Virus sein Erbmaterial in die Wirtszelle einbauen kann, muss die Virus-RNA in DNA umgeschrieben (transkribiert) werden. Diese Aufgabe übernimmt ein viruseigenes Enzym, die Reverse Transkriptase (RT). Da die RT im menschlichen Organismus nicht vorkommt, ist sie der ideale Angriffspunkt für eine spezielle Gruppe von Medikamenten, den sogenannten Reverse Transkriptase Inhibitoren (RTI). Die RTI hemmen (inhibieren) die RT und verhindern so einen entscheidenden Schritt bei der HIV-Infektion, nämlich die Umwandlung der Virus-RNA in DNA.

Auch hier gibt es zwei Gruppen:

Das oben Gesagte gilt für die sogenannten „nicht-nukleosidischen RTI (NNRTI)“. Es gibt noch eine zweite Gruppe von RTI, die „nukleosidischen RTI (NRTI)“. Hier wird nicht die RT selbst gehemmt, sondern die Bildung der DNA durch den Einbau der NRTI als falsche Bausteine gestoppt und so der weitere Befall der Wirtszelle verhindert.

Integrase-Inhibitoren (INI)

Hat das Virus es geschafft, seine Erbinformation durch die Reverse Transkriptase in DNA umzuschreiben, muss es sie noch in den Zellkern der Wirtszelle einschleusen und dort in das Erbgut des Wirts, die wirtseigene DNA, integrieren. Auch hierfür existiert ein spezielles Enzym, die Integrase. Diese  ist der Ansatzpunkt einer weiteren Wirkstoffgruppe, der  Integrase-Inhibitoren: Die INIs verhindern, dass die Erbinformationen des Virus in die DNA der menschlichen Wirtszelle eingebaut werden und verhindern so eine Vermehrung des HI-Virus.

Protease-Inhibitoren (PI)

Hat das HI-Virus seine Erbinformation jedoch erfolgreich in den Zellkern einer Wirtszelle integriert, produziert die Wirtszelle Eiweiß-Bausteine für neue Viren und setzt diese anschließend zusammen. Die einzelnen Bausteine sind nach der Produktion noch miteinander verbunden – allerdings „falsch“. Damit sie korrekt zusammengesetzt werden können, muss ein Enzym, die Protease,  die größeren Eiweiße erst in kleine funktionsfähigere Teile „zerschneiden“.  Auch für dieses Enzym hat man Wirkstoffe entwickelt, die die Funktion dieser Protease hemmen, die sogenannten Protease-Inhibitoren. Sie verhindern, dass weitere Viren hergestellt werden können und verhindern damit die Vermehrung des Virus.

Kombinationspräparate gegen HIV

Wie bereits erwähnt, werden immer Kombinationen verschiedener antiretroviraler Medikamente in der HIV-Therapie eingesetzt. Der Grund dafür liegt darin, dass kein Medikament alleine bisher eine HIV-Infektion vollständig verhindern kann. Dies liegt daran, dass bei der Vermehrung der Viren Mutationen auftreten, die zu Resistenzen gegen ein Medikament führen. Wendet man mehrere Medikamente gleichzeitig an, verringert sich dieses Risiko. Natürlich muss der Arzt durch häufige Kontrolle der Viruskonzentration überprüfen, ob sich Resistenzen gegen ein Medikament ausgebildet haben und nötigenfalls den Wirkstoff wechseln.

Die hochaktive Antiretrovirale Therapie (HAART)

Eine Kombinationstherapie zur Behandlung von AIDS – die hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART) – ist heute die Standardbehandlung bei AIDS-Patienten. Hier werden mindestens drei verschiedene Wirkstoffe miteinander kombiniert. Häufig sind das zwei nukleosidische RTI und ein nicht-nukleosidischer RTI oder ein Protease-Inhibitor (PI). Es werden aber auch Entry- oder Integrase-Inhibitoren in die Therapie mit einbezogen.

Fazit

Mittlerweise gibt es über 30 verschiedene Wirkstoffe. Manchmal genügt zur Behandlung schon eine Pille am Tag, die eine Auswahl dieser Wirkstoffe enthält. Dabei spüren die meisten Menschen, die eine HIV-Therapie erhalten, keine oder nur sehr leichte Nebenwirkungen. Durch die Fortschritte in der HIV-Therapie haben HIV-Betroffene heute eine ähnliche Lebenserwartung wie Menschen ohne HIV und können ein fast normales Leben führen. Beruf, Freizeit und auch Sexualität können sie ohne Einschränkungen ausleben. Und auch HIV-positive Frauen können auf natürliche Weise gebären, ohne die Gesundheit ihres Kindes zu gefährden.

Quelle:
Eine vollständige Liste der in Deutschland gebräuchlichen HIV-Medikamente finden Sie hier (Stand Februar 2018): https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/aktuelle_liste_der_antiretroviralen_medikamente_2018_02.pdf

 

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