Augen bei MS: Was sind mögliche Symptome?

Augen bei MS: Was sind mögliche Symptome?

Bei der Multiplen Sklerose werden mit fortschreitender Erkrankung Nervenzellen geschädigt. Erfahren Sie hier, wie sich dies im Sehsystem bemerkbar machen kann, welche typischen Symptome für eine Augenentzündung statt für einen MS-Schub sprechen und warum Vorsorgeuntersuchungen der Augen wichtig sind.

Die Symptome der Multiplen Sklerose, kurz MS, hängen davon ab, wo die Erkrankung Nervenzellen geschädigt hat. Nicht selten sind Nervenbahnen im Sehsystem betroffen. Daher treten bei den meisten Patienten auch mindestens einmal im Leben Symptome der Augen, sogenannte ophthalmische Manifestationen, auf. Typische Augenprobleme, die MS-Patienten zum Augenarzt führen, treten daher teilweise im akuten Schub auf:

  • Sehverlust: Beispielsweise kurzzeitig während eines MS-Schubs
  • Diplopia: Doppelsehen
  • Nystagmus: Unkontrollierte, rhythmische Augenbewegungen

Jedoch kann es auch zu einer autoimmun-vermittelten Entzündung im inneren Auge, einer sogenannten Uveitis, kommen.1

Forscher untersuchten in Großbritannien, wie häufig eine Uveitis bei MS-Patienten auftrat und verglichen dazu 1 696 Personen mit MS und 626 Personen mit Uveitis. Die Augenentzündung trat mit einer Häufigkeit von 0,51 % bei MS-Patienten auf, verglichen zu einer Rate von 0,1 % bei Personen ohne MS. Menschen mit MS hatten demnach ein 5-fach erhöhtes Risiko für eine Uveitis.2

Symptome der Uveitis: Floaters, Augenschmerz, Rötung

Ob eine Augenentzündung vorliegt, können Patienten zum Teil an folgenden Symptomen erkennen:

  • Im Sichtfeld umher schwimmende Flecken (sogenannte Floaters)
  • Verschwommenes Sehen
  • Schmerzendes Auge
  • Starke Lichtempfindlichkeit
  • Gerötetes Auge

Symptome wie Augenschmerz, verschwommenes Sehen und Lichtempfindlichkeit können auch bei einer akuten optischen Neuritis auftreten, die eine der möglichen Augenerkrankungen bei der MS darstellt. Die meisten Neuritis-Symptome verbessern sich spontan Im Laufe von Wochen. Die Uveitis dagegen wird typischerweise nicht ohne Behandlung besser. Sie kann auch teils mit einer chronischen optischen Neuropathie verwechselt werden, die vor allem bei fortschreitender MS eine mögliche Komplikation sein kann und die durch eine effektive Behandlung der MS verhindert werden soll.

Bei der autoimmun-vermittelten Uveitis stehen Behandlungen wie Kortikosteroide bis hin zu neueren Wirkstoffen wie Antikörper zur Verfügung, die nach neueren Studien gezielter in die Krankheitsprozesse im Auge eingreifen können. Typischerweise beginnt die Therapie mit den mildesten Methoden, kann aber zur Eindämmung der Entzündung im Auge nach Bedarf gesteigert werden.3

Augensymptome können jedoch auch durch manche der krankheitsmodifizierenden Medikamente hervorgerufen werden, betonten Experten in einer Übersichtsarbeit. So können etwa bei manchen Immunsuppressiva frühere Virusinfekte wieder ausbrechen die wiederum die Augen in Mitleidenschaft ziehen. Andere Medikamente wiederum können selten direkt die Augen beeinflussen.1

Spürbare Beeinträchtigung durch Augenprobleme

Augenprobleme stören im Alltag und belasten die Lebensqualität. Dies trifft besonders auf Kinder in der Schule oder beim Spielen zu. Experten untersuchten die Augenbewegungen von 15 Kindern und Jugendlichen mit MS im Durchschnittsalter von 15,6 Jahren, um zu ermitteln, wie häufig die Augen betroffen sind und ob dies mit der Schwere der Erkrankung zusammenhängt. Im Mittel litten die jungen Patienten seit 3,9 Jahren an MS und waren bislang nicht behindert (EDSS-Wert 1,5). Im Vergleich zu 6 gesunden Kontrollen in ähnlichem Alter reagierten die Augen der jungen Patienten jedoch messbar langsamer auf Veränderungen im Blickfeld als die Gesunden. Selbst bei kurzer Erkrankungsdauer und ohne Behinderung kann die MS demnach die Sehfunktion beeinträchtigen.4

Ein ähnliches Ergebnis fanden Forscher mit 218 erwachsenen MS-Patienten und 58 gesunden Menschen (Kontrollgruppe). Auch hier reagierten die Augen der Patienten langsamer als die der Kontrollgruppe und belasteten damit die Lebensqualität. In dieser Gruppe zeigte sich der Unterschied umso deutlicher, je länger die Betroffenen bereits an MS litten oder je stärker sie durch die MS-Erkrankung bereits eingeschränkt waren.5

Es lohnt sich also, die Augen bei auffälligen Symptomen vom Facharzt untersuchen zu lassen – schließlich könnte eine Erkrankung dahinterstehen, durch deren Behandlung anhaltende Beeinträchtigungen des Sehvermögens verhindert werden. Da viele der Augenprobleme sich jedoch ohne auffällige Symptome einschleichen, ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung der Augen bei der MS besonders wichtig.

Referenzen

1. Bakaeva T, Prasad S. For Massachusetts Eye and Ear Special Issue: Updates on Therapies for Multiple Sclerosis for the Ophthalmologist. Semin Ophthalmol. 2019;34(4):270-278. doi: 10.1080/08820538.2019.1620806. Epub 2019 Jun 3. PMID: 31158038. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31158038/

2. Taylor TR, Jacobs BM, Giovannoni G, Petrushkin H, Dobson R. Prevalence and demographics of multiple sclerosis-associated uveitis: a UK biobank study. Mult Scler Relat Disord. 2020 Aug;43:102209. doi: 10.1016/j.msard.2020.102209. Epub 2020 May 23. PMID: 32480346.

3. Abraham A, Nicholson L, Dick A, Rice C, Atan D. Intermediate uveitis associated with MS: Diagnosis, clinical features, pathogenic mechanisms, and recommendations for management. Neurol Neuroimmunol Neuroinflamm. 2020 Oct 30;8(1):e909. doi: 10.1212/NXI.0000000000000909. PMID: 33127747; PMCID: PMC7641065. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33127747/

4. Yousef A, Devereux M, Gourraud PA, Jonzzon S, Suleiman L, Waubant E, Green A, Graves JS. Subclinical Saccadic Eye Movement Dysfunction in Pediatric Multiple Sclerosis. J Child Neurol. 2019 Jan;34(1):38-43. doi: 10.1177/0883073818807787. Epub 2018 Nov 21. PMID: 30463467. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30463467/

5. Nij Bijvank JA, Petzold A, Coric D, Tan HS, Uitdehaag BMJ, Balk LJ, van Rijn LJ. Saccadic delay in multiple sclerosis: A quantitative description. Vision Res. 2020 Mar;168:33-41. doi: 10.1016/j.visres.2020.01.003. Epub 2020 Feb 14. PMID: 32065930. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32065930/

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