Rund 30 Jahre nach der Entdeckung von HIV sind wir auf einem guten Weg: Die HIV-Infektionsraten sinken, der Zugang zu Behandlung hat sich in vielen Regionen verbessert und immer weniger Menschen sterben an den Folgen der Erkrankung. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. In der Prävention, in der Behandlung und in der Aufklärung – vor allem, aber nicht nur in den Entwicklungsländern.
vor 1980
Der erste bekannte Mensch mit einer HIV-Infektion ist ein Bürger der Demokratischen Republik Kongo, dessen Blutprobe 1959 genommen wurde. Wissenschaftler nehmen an, dass das ursprünglich in Schimpansen vorkommende Virus in den 1940er oder frühen 1950er Jahren auf den Menschen übergegangen ist, wahrscheinlich durch das Jagen und den Verzehr von Affen. Wie viele Menschen vor den 1980er Jahren infiziert worden sind, wissen wir nicht, denn vor 1970 wurden nur sehr sporadische Fälle dokumentiert, die wir heute als AIDS bezeichnen. Nach den heutigen Daten startete die eigentliche HIV-Epidemie Mitte bis Ende der 1970er Jahre. 1980 scheint das Virus bereits alle fünf Kontinente erreicht zu haben und weltweit waren damals wahrscheinlich zwischen 100.000 und 300.000 Menschen mit HIV infiziert.
Die 1980 er Jahre
1981
1981 diagnostiziert man eine seltene Lungenerkrankung, die Pneumocystis pneumonia (PCP), bei fünf jungen homosexuellen Männern in Los Angeles. Zur selben Zeit gibt es Berichte von einigen Männern in New York und Kalifornien, die an einem seltenen und ungewöhnlich aggressiven Krebs, namens Kaposi Sarkom erkrankt sind. In Dezember desselben Jahres findet man auch die ersten Fälle von PCP bei Menschen, die Drogen injizieren. Ende 1981 zählt man insgesamt 270 Fälle schwerer Immunschwäche unter homosexuellen Männern – 121 von ihnen sind Ende 1981 bereits verstorben.
1982
1982 treten immer mehr Fälle dieser mysteriösen Erkrankungen auf, vor allen unter homosexuellen Männern, unter Hämophilen (Blutern) und Haitianern. Im September 1982 prägt die US Gesundheitsbehörde CDC den Begriff „AIDS“, für Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immunschwäche-Syndrom). Auch in Europa erscheinen jetzt die ersten AIDS-Erkrankungen. Das Robert Koch Institut beginnt, ein AIDS-Fallregister für Deutschland zu führen.
1983
Im Januar erscheinen erste Berichte von Frauen, die sich über heterosexuellen Verkehr mit AIDS angesteckt haben. Im Mai entdecken der französische Virologe Luc Montagnier und sein amerikanischer Kollege Robert Charles Gallo unabhängig voneinander ein neues Retrovirus, das sie für die Ursache von AIDS halten. (Der Franzose nennt es LAV, die Amerikaner HTLV-III.) Im Juni entdeckt man die Übertragungsmöglichkeit von der Mutter zum Kind. Bis September entschlüsselt das CDC alle Hauptübertragungswege des Virus und findet heraus, dass es nicht über gewöhnlichen Kontakt, Essen, Wasser, Luft oder Tröpfcheninfektion verbreitet wird. Das CDC erlässt daraufhin Richtlinien und Vorsichtsmaßnahmen gegen die Verbreitung von AIDS. Im gleichen Jahr wird die Deutsche AIDS-Hilfe als Dachverband lokaler AIDS-Hilfegruppen gegründet. Ende 1983 sind in den USA 3.064 Patienten an AIDS erkrankt, davon sind Ende 1983 bereits 1.292 verstorben.
1984
Das National Cancer Institut, USA, und das Pasteur Institut in Frankreich geben bekannt, dass die von beiden Einrichtungen gefunden Viren (HTLV-III und LAV) identisch sind und sehr wahrscheinlich die Ursache von AIDS seien. Es wird ein Bluttest zum Nachweis des Virus entwickelt. Ende des Jahres sind in den USA 7.699 Menschen an AIDS erkrankt und bereits 3.665 daran verstorben. In Europa gibt es 1984 insgesamt 762 AIDS-Patienten.
1985
Der erste kommerziell erhältliche und von der amerikanischen FDA zugelassene HIV-Test erscheint. Die Blutbanken können jetzt die Blutkonserven auf den HI-Virus testen. Der US-Schauspieler Rock Hudson ist das erste prominente AIDS-Opfer. Die erste Informationsbroschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Thema AIDS erscheint. Sie wird in einer Postwurfsendung an alle deutschen Haushalte verteilt. In Deutschland wird der Test aller Blutprodukte auf HIV Pflicht. Weltweit sind Ende des Jahres 20.303 Patienten an AIDS erkrankt.
1986
Die internationale Taxonomiegesellschaft für Viren setzt den Namen HIV (Human Immunodeficency Virus) für das Virus fest, das für AIDS verantwortlich ist. Ende des Jahres zählt die WHO in 85 Ländern insgesamt 38.401 Fälle von AIDS (Afrika 2.323, Nord- und Südamerika 31.741, Asien 84, Europa 3.858, und Ozeanien 395).
1987
In den USA wird mit Zidovudin (AZT) das erste antiretrovirale Medikament zugelassen. Das „Sofortprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung von AIDS“ und die Kampagne „Gib AIDS keine Chance“ der BZgA starten. Die Deutsche AIDS-Stiftung „Positiv leben“, die Nationale AIDS Stiftung und der Nationale AIDS-Beirat der Bundesregierung werden ins Leben gerufen.
Ende des Jahres berichtet die WHO von 71.751 AIDS-Patienten, davon 47.022 in den USA. Die WHO schätzt, dass 5 bis 10 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert sind.
1988
Die WHO erklärt den 1. Dezember zum „Welt-AIDS-Tag“.
1989
In den USA sind 100.000 Menschen an AIDS erkrankt.
Die 1990er Jahre
1991
Der New Yorker Künstler William Olander initiiert das Projekt „Rote Schleife“; es wird zu einem weltweiten Symbol der Solidarität mit Betroffenen. Das „Red Ribbon“, so wird die AIDS-Schleife international genannt, hat zwei Ziele: Es soll weltweite Solidarität und Toleranz gegenüber AIDS-Kranken symbolisieren und die Menschen im gemeinsamen Kampf gegen die Immunschwäche vereinen. Der bekannte Basketballspieler Magic Johnson veröffentlicht, dass er HIV-positiv ist und engagiert sich seither regelmäßig in der HIV-Aufklärung. Auch durch sein Engagement beginnt die Krankheit von einer reinen „Schwulen-Krankheit“ ins breitere öffentliche Bewusstsein zu kommen. Einige Wochen später macht Freddie Mercury, der Leadsänger der englischen Band „Queen“, seine AIDS-Erkrankung öffentlich; er stirbt einen Tag später.
1993
Ende 1993 gibt es schätzungsweise 2,5 Millionen Fälle von AIDS weltweit.
1995/6
In den USA wird der erste Protease Inhibitor zugelassen, die Ära des „Highly Active Anti-Retroviral Treatment“ (HAART) beginnt, was die Rate an Todesfällen durch AIDS um 60 bis 80 % sinken lässt. Ende 1995 geht man von 4,7 Millionen neuen HIV-Infektionen weltweit aus, überwiegend in Südostasien und Afrika. Ende 1996 wird die Anzahl an HIV-Infizierten weltweit auf 23 Millionen geschätzt.
1999
Die WHO gibt an, dass AIDS die vierthäufigste Todesursache weltweit ist, in Afrika die häufigste. Geschätzte 33 Millionen Menschen sind HIV-infiziert und 14 Millionen sind seit Ausbruch der Epidemie daran verstorben.
Die Jahre nach 2000
2002
In den USA wird der erste Schnelltest für HIV zugelassen, er erreicht eine Genauigkeit von 99,6 % und dauert nur 20 Minuten.
2011
Eine Studie findet heraus, dass eine frühzeitige antiretrovirale Behandlung des HIV-positiven Partners die Wahrscheinlichkeit einer HIV Übertragung um 96 % verringert.
2013
Die Zahl an AIDS-Toten ist gegenüber dem Höchststand 2005 um 30 % gefallen. Allerdings sind immer noch geschätzte 35 Millionen Menschen weltweit mit HIV infiziert.
2015
Die WHO erlässt neue Behandlungsrichtlinien und empfiehlt, dass alle Menschen, die HIV-positiv sind, eine antiretrovirale Behandlung erhalten sollten, unabhängig von der Zahl ihrer CD4-T-Zellen und so schnell wie möglich nach der Diagnose. Ende 2015 leben nach Schätzungen von UNAIDS weltweit knapp 37 Millionen Menschen mit einer HIV-Infektion, davon fast 2 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Ende 2015 leben in Deutschland nach Angaben des Robert-Koch-Instituts etwa 85.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Die Zahl der geschätzten Neuinfektionen liegt bei rund 3.200 Fällen.
2016
Das Bundesministeriums für Gesundheit veröffentlicht die neue „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen“
Auch heute bleibt HIV nach wie vor ein wichtiges Thema, das uns alle betrifft: Etwa 17 Millionen Menschen mit HIV wissen nichts von ihrer Infektion und den möglichen Folgen. Und knapp 20 Millionen HIV-Infizierte haben noch immer keinen Zugang zu HIV-Therapien.
Zahlen u.a. aus:
https://www.avert.org/professionals/history-hiv-aids/overview
Das Robert Koch Institut veröffentlicht jährlich die aktuellen Daten zu HIV und AIDS in Deutschland.
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