HIV und Schwangerschaft – Mit Vorsorge zum gesunden Kind

HIV und Schwangerschaft – Mit Vorsorge zum gesunden Kind

Auch Frauen mit HIV ist es möglich, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Mit Hilfe geeigneter Vorsorgemaßnahmen kann das Risiko für eine HIV-Übertragung auf das Kind auf ein Minimum reduziert werden. Eine wirksame HIV-Therapie der Mutter, regelmäßige Kontrolluntersuchungen und eine ausführliche ärztliche Beratung und Betreuung sind in diesem Zusammenhang unerlässlich. Dank modernster Therapie und Methoden muss ein Kinderwunsch für Frauen mit HIV nicht unerfüllt bleiben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie eine HIV-positive Frau ohne Risiko schwanger werden kann. Wichtig ist in jedem Fall eine ärztliche Beratung. Doch was ist im Falle einer Schwangerschaft für Frauen mit HIV zu beachten?

Steckt sich das Kind bei der HIV-positiven Mutter an?

Das Positive vorweg: Laut einer Studie von 2019 sank im Laufe der Jahre die HIV-Übertragungsrate von der Mutter auf ihr Kind. Während diese im Jahr 2001 noch bei 6,8 % lag, sank sie bis 2016 auf 1,1 %.1 Diesen positiven Trend haben wir unter anderem verschiedenen Vorsorgemaßnahmen zu verdanken. Generell ist es nämlich möglich, dass die werdende Mutter die HIV-Infektion auf ihr Kind überträgt – sowohl während der Schwangerschaft, bei der Geburt als auch nach der Geburt beim Stillen. Umso wichtiger ist es, geeignete Maßnahmen zu treffen.

Um diese Vorsorgemaßnahmen treffen zu können, muss die HIV-Infektion der werdenden Mutter natürlich erst einmal bekannt sein. Aus diesem Grund wird allen Schwangeren standardmäßig ein HIV-Test angeboten. Sowohl die Durchführung der Beratung als auch die Durchführung des HIV-Tests – nicht aber dessen Ergebnis – werden im Mutterpass dokumentiert. Es gibt auch HIV-Selbsttests, die unkompliziert zu Hause durchgeführt werden können. Diese sollten allerdings durch einen Labortest beim Arzt bestätigt werden. Laut einer Studie aus dem Jahr 2020 ließen sich in Deutschland 84,9 % der Schwangeren auf HIV testen. Erfreulicherweise ist hierbei über die Jahre ein Aufwärtstrend erkennbar.2 Der HIV-Status sollte in jedem Fall geburtsbegleitenden Ärzten und Hebammen mitgeteilt werden.

Wie kann ich mein Kind vor einer HIV-Infektion schützen?

Ist die HIV-Infektion der werdenden Mutter bekannt, ist es wichtig, Vorsorgemaßnahmen zu treffen, die das Risiko für eine HIV-Infektion des Kindes auf ein Minimum reduzieren. Zu diesen zählen:

  • eine wirksame HIV-Therapie der infizierten Mutter (HIV-RNA < 50 Kopien/ml)
  • Kaiserschnitt statt natürlicher Geburt im Falle einer nicht ausreichenden Wirksamkeit der HIV-Therapie (HIV-RNA > 50 Kopien/ml)
  • vorsorgliche Behandlung des Neugeborenen (für 2-4 Wochen)
  • Verzicht auf Stillen

Es handelt sich hierbei um mögliche Vorsorgemaßnahmen. Ob und in welchem Ausmaß diese im Einzelfall sinnvoll bzw. notwendig sind, muss mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. So kann beispielsweise Stillen in Erwägung gezogen werden, wenn der explizite Wunsch besteht und die Mutter während der Schwangerschaft und nach der Geburt eine Viruslast unterhalb von 50 Kopien/ml aufweist.3 Ähnliches gilt für die vorsorgliche Behandlung des Neugeborenen.3

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig

Eine wirksame HIV-Therapie ist nicht nur für die werdende Mutter wichtig, sondern schützt auch ihr Kind. Um beurteilen zu können, ob die Therapie ausreicht oder ob die Behandlungsstrategie geändert werden muss, sollte die HI-Viruslast der werdenden Mutter regelmäßig bestimmt werden. Die Deutsch-Österreichische Leitlinie zur  HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen3 empfiehlt diesbezüglich, die Werte mindestens alle zwei Monate zu kontrollieren, in den letzten Wochen vor dem Geburtstermin noch engmaschiger. In der Leitlinie wird betont, dass die Viruslast auf jeden Fall zwischen der 33. und der 36. Schwangerschaftswoche gemessen werden sollte, damit die Therapie gegebenenfalls optimiert und die Art der Geburt (vaginal oder Kaiserschnitt) festgelegt werden kann. Zusätzlich zu der Viruslastbestimmung wird therapiebegleitend ein monatliches Blutbild empfohlen, um sicherzugehen, dass die Therapie für Mutter und Baby optimal ist. Unabhängig davon gelten für schwangere Frauen mit HIV die üblichen Empfehlungen bezüglich der Schwangerschaftsvorsorge.3

Auch mit HIV ist es also möglich, ein gesundes Kind zur Welt zu bringen. Der Kinderwunsch muss daher nicht allein wegen der Infektion unerfüllt bleiben. Es gibt jedoch einige Dinge, die während der Schwangerschaft ergänzend zur normalen Vorsorge beachtet werden müssen. Eine wirksame Therapie der HIV-infizierten Mutter bildet den Grundstein für die Geburt eines gesunden Kindes. Mit einer guten Beratung und Betreuung sind die Betroffenen auf der sicheren Seite, so dass der Vorfreude auf das Baby nichts im Wege steht.

Um die Qualität der Betreuung von HIV-positiven Schwangeren und ihrer Kinder zu sichern, wurde ein Deutsches HIV-Schwangerschaftsregister eingerichtet, in dem die Daten zur Schwangerschaft der Frauen und Gesundheit der Kinder anonym erfasst und ausgewertet werden können.

Quellen:
1. Marcus U. HIV infections and HIV testing during pregnancy, Germany, 1993 to 2016. Euro Surveill. 2019 Nov;24(48). doi: 10.2807/1560-7917.ES.2019.24.48.1900078
2. Beermann S, Jacob J, Dudareva S, et al. Gelingt das Screening von Schwangeren auf HIV, Syphilis und Hepatitis B in Deutschland? Eine Analyse auf Basis von Routinedaten [How well is the screening of pregnant women for HIV, syphilis, and hepatitis B implemented in Germany? An analysis based on routine data]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2020;63(9):1143-1150. doi:10.1007/s00103-020-03199-4
3. Deutsch-Österreichische Leitlinie zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft und bei HIV-exponierten Neugeborenen, Stand März 2017 auf www.daignet.de

 

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