PrEP per App

PrEP per App

Einer HIV-Infektion (kurz für Humanes Immundefizienz-Virus) vorzubeugen ist besser, als die HIV-Infektion zu behandeln. Entsprechend wichtig sind Strategien, präventive Maßnahmen bekannt zu machen. Dabei geht es um so einfache Tipps wie ein Kondom zu nutzen oder sich auf HIV testen zu lassen, wenn man sich einem Infektionsrisiko ausgesetzt hat. Aber auch der Einsatz der Präexpositionsprophylaxe, kurz PrEP, ist eine wichtige Präventionsmöglichkeit, die gerade in Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Infektionsrisiko aber noch recht selten genutzt wird.

PrEP ist eine medikamentöse Behandlung, die eine Ansteckung mit dem HI-Virus verhindern kann. Dabei werden Medikamente eingesetzt, die auch bei der Behandlung bereits bestehender HIV-Infektionen effektiv sind.

PrEP: HIV-Schutz durch Prä-Expositions-Prophylaxe

Zur Vermittlung von PrEP können der soziale Kontakt und Information aus dem eigenen Netzwerk sehr wichtig sein, berichteten Forscher in einer US-amerikanischen Studie. In der Untersuchung wurden Menschen aus 5 sozialen Netzen zur Teilnahme gewonnen. Der Fokus lag dabei auf schwarzen Männern, die Geschlechtsverkehr mit Männern hatten, da die Infektionsraten in dieser Bevölkerungsgruppe in den USA recht hoch ist, aber gleichzeitig nur wenige PrEP nutzen. In der Pilotstudie testeten die Forscher, ob sich das Interesse an PrEP und der Wille, diese Chance zum Selbstschutz zu nutzen, durch Unterstützung im eigenen Netzwerk fördern ließ. Von 40 Teilnehmern wurden die, die besonders gut vernetzt waren, in einem Training über Vorteile, aber auch mögliche Bedenken und über die Kommunikation zum Thema PrEP informiert. Die Forscher fanden anschließend, dass deutlich mehr Menschen im Netzwerk über PrEP informiert waren als zuvor. Auch das Wissen, zum Schutz vor HIV selbst tätig werden zu können und über PrEP als echte Präventionsmöglichkeit, war angestiegen. Die Zahl der PrEP-Nutzer steigerte sich von 3 % auf 11 % nach der Intervention.1

Um gerade auch jüngeren Menschen PrEP näher zu bringen, werden nicht nur soziale Netzwerke, sondern auch vermehrt Apps genutzt, die in moderner und interessanter Form informieren sollen. Die digitalen Mittel sollen, ähnlich wie die Bekannten im Netzwerk, auch mögliche Hürden wie Scheu und Scham im direkten Gespräch mit Ärzten oder Gesundheitsberatern abbauen helfen.

Netzwerke und Apps für barrierefreie Infos zur HIV-Prophylaxe

Eine solche App wurde in den USA mit Hilfe von 28 jungen Männern untersucht. Diese fanden die Kombination aus personalisierten Empfehlungen zur Häufigkeit von HIV-Tests und zum Einsatz von PrEP, Informationen zu Tests und PrEP und der Möglichkeit, nach lokalen Teststellen und PrEP-Ärzten zu suchen bzw. kostenlose Testkits und Kondome zu ordern, hilfreich und empfehlenswert. Im technisch orientierten Pilottest mit 11 Teilnehmern fanden 80 % die App nützlich.2

Praktische Hilfe mit personalisierten Empfehlungen für Tests und PrEP

Um systematisch zu ermitteln, welche Punkte für Nutzer einer PrEP-App tatsächlich wichtig sind, analysierten Wissenschaftler eines US-Instituts für Innovative Technologie das Nutzer-Feedback aus 5 Studien. Dabei konnten zwei Apps betrachtet werden, die HIV-Tests und PrEP fördern sollten, eine App zur Risikoreduktion und PrEP-Nutzung, eine App mit Fokus auf PrEP-Adhärenz, also zur Förderung der konsistenten Einnahme der PrEP-Medikamente, sowie einer mobilen Webseite, die helfen sollte, die Virus-Suppression zu verbessern. Rückmeldungen von 138 jungen Menschen in 7 unterschiedlichen Regionen zu diesen Apps wurden analysiert und zeigten eine Vielzahl von Aspekten, die für die Tester besonders relevant waren:

  • Privatsphäre, also beispielsweise Passwort-Schutz
  • Diskrete, aber auch repräsentative, möglichst individuell anpassbare Optik der App
  • Motivierende Sprache und Humor, positive Grundstimmung
  • Multimediale Aufbereitung (z. B. Bild, Text und Video) und Spielelemente (Gamification)
  • Nachrichtenfunktionen zur Erinnerung oder Motivation
  • Ganzheitlicher Ansatz, der nicht nur HIV, sondern die gesamte Gesundheit betrachtet

Grundsätzlich empfanden Nutzer PrEP-Apps zur Unterstützung ihrer HIV-Prophylaxe als sinnvoll und praktisch. Besonders wichtig war der Schutz der Privatsphäre: Der eigene HIV-Status, die sexuelle Orientierung oder Details rund um die PrEP-Nutzung sollten privat bleiben. Als sehr nützlich wurden Erinnerungsfunktionen rund um PrEP-Einnahme und HIV-Tests angesehen, optimal mit einer motivierenden, positiven Grundstimmung. Darüber hinaus lohnt es sich, eine App zu finden, die dem eigenen Stil entgegenkommt und die Funktionen und Inhalte bietet, die persönlich als besonders wichtig und spannend empfunden werden – so nutzt man die App gerne immer wieder zum Schutz der eigenen Gesundheit.3

Referenzen
1. Kelly JA, Amirkhanian YA, Walsh JL, Brown KD, Quinn KG, Petroll AE, Pearson BM, Rosado AN, Ertl T. Social network intervention to increase pre-exposure prophylaxis (PrEP) awareness, interest, and use among African American men who have sex with men. AIDS Care. 2020 May;32(sup2):40-46. doi: 10.1080/09540121.2020.1739207. Epub 2020 Mar 13. PMID: 32167374; PMCID: PMC7165060. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32167374
2. Biello KB, Hill-Rorie J, Valente PK, Futterman D, Sullivan PS, Hightow-Weidman L, Muessig K, Dormitzer J, Mimiaga MJ, Mayer KH. Development and Evaluation of a Mobile App Designed to Increase HIV Testing and Pre-exposure Prophylaxis Use Among Young Men Who Have Sex With Men in the United States: Open Pilot Trial. J Med Internet Res. 2021 Mar 24;23(3):e25107. doi: 10.2196/25107. PubMed PMID: 33759792. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/33759792/[BE1] 
3. Giovenco D, Muessig KE, Horvitz C, Biello KB, Liu AY, Horvath KJ, Golinkoff JM, Reback CJ, Hightow-Weidman L. Adapting technology-based HIV prevention and care interventions for youth: lessons learned across five U.S. Adolescent Trials Network studies. mHealth. 2021;7:21. doi: 10.21037/mhealth-20-43. eCollection 2021. PubMed PMID: 33898590; PubMed Central PMCID: PMC8063021. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/33898590/

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