Wir sind nicht allein: In unserem Darm wohnen Billionen von Mikroorganismen. Sie sind unter anderem wichtig für unsere Verdauung, das Immunsystem und die Produktion von lebenswichtigen Vitaminen.1
Diese Gesamtheit der Bakterien im menschlichen Darm wird als Darmflora oder Mikrobiom bezeichnet.1
Die Vielfalt sowie die Zusammensetzung dieser Billionen von Mikroorganismen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Faktoren wie bestimmte Erkrankungen, unsere Ernährung oder Medikamente können die Darmflora beeinflussen.
In den vergangenen Jahren hat sich herausgestellt, dass sich die Darmflora bei vielen Erkrankungen verändert.2 Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, hat sich gezeigt, dass es Unterschiede in Zusammensetzung und Anzahl der Darmbakterien im Vergleich zu Menschen ohne CED gibt.
So ist die Anzahl der „guten“ Darmbakterien reduziert und ihre Zusammensetzung verändert. Dafür finden sich mehr krankheitserregende Bakterien. Diese sind auch anders verteilt als die Darmbakterien bei gesunden Menschen.3
Zurzeit finden daher viele Forschungsprojekte statt, die untersuchen, inwiefern Darmbakterien zu Erkrankungen beitragen und ob sie sich als Ansatz für die Therapie von CED eignen.
So hat ein kanadisches Forschungsteam bereits zeigen können, dass sich anhand der Zusammensetzung der Darmflora das Risiko für die Entstehung von Morbus Crohn vorhersagen lässt. Die Hoffnung ist, dass sich so zukünftig bereits frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen lassen, um die Darmflora positiv zu beeinflussen.4
Wie wichtig die Darmflora für die Therapie von CED ist, hat ein deutsches Forschungsteam zeigen können: Menschen mit CED, die ein Biologikum als Medikament erhalten, sprechen unterschiedlich gut auf dieses Medikament an. Die Studie zeigte, dass auch hier die Darmflora Rückschlüsse auf den Erfolg der Therapie zulässt. Mit dieser Methode könnten Ärztinnen und Ärzte also bereits vor Therapiebeginn nur die erfolgversprechenden Medikamente für jede Person auswählen.5
Diese ersten Ergebnisse machen Hoffnung, dass durch eine gezielte Beeinflussung des Mikrobioms in Zukunft Morbus Crohn und andere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen besser behandelt oder sogar verhindert werden könnten.
Bis dahin dauert es jedoch noch etwas. Die Forschung steht hier noch am Anfang und erste personalisierte Therapien sind wohl erst in einigen Jahren zu erwarten.
Jedoch kann jeder selbst durch die richtige Ernährung seine Darmflora unterstützen und versuchen, sie positiv zu beeinflussen.
Die Darmflora lässt sich zu einem gewissen Grad über die Ernährung beeinflussen.6 Doch da alle Menschen unterschiedlich sind, lassen sich leider keine pauschalen Aussagen machen, die zu 100 Prozent auf jeden zutreffen. So richten sich Ernährungsempfehlungen für Menschen mit CED nach dem aktuellen Gesundheitszustand, sprich ob ein akuter Schub stattfindet oder sich die Erkrankung in Remission befindet.7 Generell gibt es jedoch einige Ernährungsempfehlungen für eine gesunde Darmflora (außerhalb eines aktiven CED-Schubs):7,8
Reduzieren Sie die Menge an Fetten in Ihrem Essen, z. B. dünsten oder kochen statt anbraten oder frittieren.
Setzen Sie bei Fetten vermehrt auf Omega-3-Fettsäuren (z.B. in fettem Fisch wie Hering), da diese entzündungshemmend wirken.
Nehmen Sie viele Proteine zu sich – diese sollten hauptsächlich aus pflanzlichen Quellen wie Hülsenfrüchten, Spinat oder Brokkoli stammen.
Reduzieren Sie den Konsum von Zucker und einfachen Kohlenhydraten sowie Fleisch.
Nehmen Sie ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich, z.B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Haferflocken, Äpfel oder Karotten.
Vermeiden Sie stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Fertigpizza usw. Die darin enthaltenen Zusatzstoffe beeinflussen die Darmflora negativ.
Achten Sie auf eine ausgewogene und vitaminreiche Kost.
Bestimmte Bakterien scheinen sich ebenfalls positiv bei CED auszuwirken und die beschwerdefreien Zeiten zu verlängern.8 Werden lebende Bakterienkulturen als Medikament oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, bezeichnet man diese als Probiotika. Bakterien, die sich positiv auf die Darmflora auswirken finden sich z.B. in Joghurt.9,10
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Referenzen
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von Schwartzenberg, R.J et al. Caloric restriction disrupts the microbiota and colonization resistance. Nature 595, 272–277 (2021). doi: 10.1038/s41586-021-03663-4.Veröffentlicht: 25.06.2023. Abgerufen: 11.01.2024
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Toader, J., Erhardt, A. Wie wirksam sind Probiotika bei Reizdarm, CED und C.-difficile-Infektionen?. Gastro-News 10, 40–45 (2023). doi: 10.1007/s15036-023-3240-0
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