COPD und Übergewicht

COPD und Übergewicht

Wahrscheinlich haben die meisten von uns ein paar Kilo zu viel, aber bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist das ist nicht so häufig der Fall. In den späteren Stadien der Erkrankung können Abnehmen bzw. ein zu niedriger Body-Mass-Index ein Zeichen für eine schlechte Prognose sein.

Auf der anderen Seite kann Übergewicht auch bei COPD ein Problem sein, allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Übergewicht ist ein Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Ob Übergewicht auch ein Risikofaktor für COPD ist, ist umstritten. (1, 2) Übergewicht kann für COPD-Betroffene aber zu zusätzlichen Problemen führen: Übergewicht kann das Atmen erschweren und die körperliche Aktivität zusätzlich einschränken. Nicht nur die erkrankte Lunge erschwert die Atmung, das Gewicht führt zusätzlich dazu, dass die Betroffenen kurzatmig werden, zusätzliche erschwert das Übergewicht jede Bewegung. Steroide können als mögliche Nebenwirkung das sogenannte Cushing-Syndrom entwickeln: Betroffene nehmen vor allem in der Körpermitte zu (Stammfettsucht), auch ein  ein sogenanntes Vollmondgesicht kann entstehen. Diese Gewichtszunahme unter Steroiden kann problematisch werden, wenn die Patienten bereits vor Therapiebeginn übergewichtig sind.

Fettleibigkeit spielt also eine wichtige bis sehr wichtige Rolle bei COPD und es gibt Studien, die auf eine wechselseitige Beziehung zwischen Adipositas und COPD hinweisen.

Beeinflusst Fettleibigkeit COPD ?

Übergewicht oder Adipositas beeinflusst die Lungenfunktion in vielerlei Hinsicht. Ein Übermaß an Fettgewebe, das im Rahmen der Fettleibigkeit entsteht, beeinträchtigt den Atmungsprozess. Fettleibigkeit verschlechtert auch die Werte bei verschiedenen Lungenfunktionstests, zum Beispiel:

  • Forciertes exspiratorisches Volumen in einer Sekunde (FEV1)
  • Erzwungene Vitalkapazität (FVC)
  • Lungenkapazität insgesamt (TLC)

Außerdem wirken folgende Faktoren negativ auf die Gesundheit adipöser COPD-Patienten

  • Da übergewichtige Patienten auch automatisch mehr an Gewicht tragen müssen, erhöht das die Atemarbeit. Daher besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Kurzatmigkeit oder Dyspnoe, die ein charakteristisches Symptom der COPD ist.
  • Menschen mit COPD, die übergewichtig oder sogar fettleibig sind, haben ein erhöhtes Risiko für eine obstruktive Schlafapnoe. Darunter versteht man eine ernsthafte Atmungsstörung während des Schlafes. Durch Blockierung der Atemwege kommt es wiederholt zu verlängerten Atemaussetzern.
  • Durch Fettleibigkeit nimmt die Belastungstoleranz deutlich ab, das heißt, der Patient vermeidet es zunehmend, sich zu bewegen. Diese Inaktivität kann nicht nur zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen, sondern letztlich in einer Bewegungsunfähigkeit münden, was die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen kann.
  • Übergewichtige Patienten mit leichter bis mittelschwerer COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) haben öfter Begleiterkrankungen und nehmen im Schnitt mehr COPD-Medikamente ein. (3)

Fettleibigkeit führt also zu einer Verschlechterung der COPD-Symptome, der Belastbarkeit und damit auch der Lebensqualität. Gewichtsabnahme hingegen kann zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führen.

Wie COPD die Fettleibigkeit beeinflusst

Auch umgekehrt kann die COPD das Gewicht negativ beeinflussen. Die Atemnot der COPD-Betroffenen führt dazu, dass sie sich weniger bewegen und insgesamt weniger aktiv sind. Dies ist wiederum ein wichtiger Risikofaktor für Übergewicht. Aus demselben Grund kann es schwierig sein, mit COPD abzunehmen.

Welche gesundheitlichen Vorteile gibt es bei Gewichtsabnahme ?

Übergewicht kann also die COPD-Symptome deutlich verschlimmern, aber welchen Nutzen haben Sie als COPD-Patient, wenn Sie abnehmen?

Erfolgsstrategien für übergewichtige COPD-Patienten

Für Menschen, die an COPD leiden und gleichzeitig übergewichtig oder fettleibig sind, ist Abnehmen die optimale Gesundheitsstrategie. Folgende Tipps sollten Sie beherzigen:

  1. Überwinden Sie sich – im Rahmen Ihrer Möglichkeiten – Sport zu treiben oder sich regelmäßig zu bewegen. Suchen Sie sich jemandem mit dem Sie das zusammen machen können, das ist die beste Methode, um dabei zu bleiben.
  2. Die besten Übungen sind auf lange Sicht diejenigen, die Ihnen am meisten Spaß machen. Denken Sie dabei auch an Aktivitäten die Sie normalerweise nicht als “Übung” betrachten, zum Beispiel Gartenarbeit, mit dem Hund spazieren gehen usw.
  3. Bei Ihrer Ernährung ist normalerweise der Schlüssel die Größe und Anzahl der Portionen zu kontrollieren. Starten Sie keine „Abnehm-Diät” bei der Sie deutlichen Hunger verspüren, das führt meistens zum „JoJo-Effekt“. Verändern Sie dauerhaft Ihre Essgewohnheiten. Wenn Sie einen Weg finden sich gesund, abwechslungsreich und nach Ihrem Geschmack, aber maßvoll zu ernähren, sind Sie – wie beim Sport – mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich.

Warum man auch Untergewicht vermeiden sollte?

Nicht verschweigen wollen wir die Ergebnisse von Studien, nach denen Untergewicht mit einem höheren Sterberisiko verbunden ist. Da sich die Prognose einer COPD verschlechtert, wenn die Betroffenen zu wenig wiegen, empfehlen die Autoren, einen Body Mass Index (BMI) von 25 kg/m2 oder mehr anzustreben. (4, 5)

<strong>BMI: Ab wann ist man fettleibig?</strong>
 Ob jemand normal-, unter- oder übergewichtig ist, wird normalerweise anhand des Body-Mass-Index (BMI) definiert, der eine Beziehung zwischen Gewicht und Größe beschreibt. Die folgenden Richtlinien helfen Ihnen, anhand eines BMI-Diagramms zu bestimmen, ob Sie übergewichtig oder fettleibig sind. Ihren BMI berechnen Sie wie folgt:

BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße (m) 2

    • Untergewicht: BMI = kleiner 18,5
    • Normal: BMI = 18,5 bis 24,9
    • Übergewicht: BMI = 25 bis 29,9
    • Fettleibig: BMI = 30,0 oder 39,9
    • Krankhafte Fettleibigkeit: BMI = 40 und höher

Das BMI-Index ist nicht perfekt, da es den Körpertyp und den Körperbau nicht berücksichtigt, aber er ist ein guter Orientierungswert.

Hier können Sie Ihren BMI berechnen: http://bmirechner24.de/ 

(1) Viel Bauchfett bedeutet erhöhtes COPD-Risiko. https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/asthma/article/866075/uebergewicht-bauchfett-bedeutet-erhoehtes-copd-risiko.html
(2) Übergewicht bei COPD: Echter Schutz oder falsche Rückschlüsse? https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2018/08/27/uebergewicht-bei-copd-echter-schutz-oder-falsche-rueckschluesse/
(3) COPD: Übergewicht mehr Beachtung schenken https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/news/alle-news-im-ueberblick/aktuelles/article/copd-uebergewicht-mehr-beachtung-schenken/index.html
(4) Patienten mit COPD sollten Untergewicht vermeiden https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/patienten-mit-copd-sollten-untergewicht-vermeiden-3/
(5) Body mass index and mortality in chronic obstructive pulmonary disease https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4956822/

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