Autofahren mit Diabetes mellitus

Menschen mit Diabetes mellitus können im Straßenverkehr in Situationen geraten, in denen sie sich und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen. Dabei geht das größte Risiko von einer Unterzuckerung aus, die in schweren Fällen zur Bewusstlosigkeit und lebensgefährdenden Zuständen führen kann. Dies bedeutet zwar nicht, dass Betroffene nicht mehr Auto fahren dürfen, allerdings ist eine Einschätzung der Fahrtauglichkeit durch eine medizinische Fachkraft notwendig.1,2
Sowohl eine Unter- als auch eine Überzuckerung kann die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Sinkt der Blutzuckerspiegel unter ein Niveau von 70 Milligramm pro Deziliter, sprechen medizinische Fachkräfte von einer Unterzuckerung, die zu verlangsamten Reaktionen, einer eingeschränkten Wahrnehmung und unpräzisen Bewegungen führen kann. Die Anzeichen einer Unterzuckerung können aber auch bereits bei Werten über 70 Milligramm pro Deziliter auftreten oder sich erst bei niedrigeren Werten bemerkbar machen.1,2
Ursache von zu niedrigen Blutzuckerwerten können zu hohe Dosen an Insulin oder des blutzuckersenkenden Medikaments sein. Aber auch intensiver Sport oder eine zu geringe Nahrungsaufnahme können eine Unterzuckerung hervorrufen. In schweren Fällen kann es sein, dass die Person bewusstlos wird.2
Bei zu hohen Blutzuckerwerten ist die Fahrtauglichkeit oft ebenfalls eingeschränkt, was zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Werte über 250 Milligramm pro Deziliter erhöhen das Risiko für eine diabetische Ketoazidose, also einer schweren Komplikation infolge eines Insulinmangels, bei der die Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit stark beeinträchtigt sein können.1,3
Zudem können Begleit- und Folgeerkrankungen die Fahrsicherheit weiter reduzieren. Dazu zählen unter anderem1:
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Tagesschläfrigkeit
Augenerkrankungen
Nervenerkrankungen
Eine medizinische Fachkraft oder das behandelnde Diabetes-Team informiert in der Regel darüber, welche individuellen Risiken für Über- oder Unterzuckerungen bestehen und wie sich diese auf die Fahrsicherheit auswirkt. Wichtig ist, dass der Blutzuckerwert wenigen Schwankungen unterliegt, regelmäßig kontrolliert wird und die Betroffenen gut geschult im Umgang mit den möglichen Risiken sind. Besteht aus ärztlicher Sicht keine Notwendig für eine offizielle Fahrtauglichkeitsprüfung mit verkehrsmedizinischer Begutachtung, können die Betroffenen Auto fahren. Zudem müssen die, die bereits einen Führerschein haben, in diesem Fall die Erkrankung nicht bei der Straßenverkehrsbehörde melden.1,4
Wenn die medizinische Fachkraft die Fahrtauglichkeit allerdings als nicht gegeben ansieht, sollten die betroffenen Personen den ärztlichen Empfehlungen folgen. Dazu gehört beispielsweise eine Verbesserung der Diabetes-Therapie wie die regelmäßige Einnahme der Medikamente, Einsatz einer Insulinpumpe oder die Teilnahme an einer Diabetes-Schulung. Andernfalls können straf- und zivilrechtliche Konsequenzen folgen, wenn es zu einem Unfall kommen sollte.1
Inwieweit Menschen mit Diabetes mellitus eine Fahrerlaubnis erhalten oder verlängert bekommen, liegt in der Begutachtung der Fahrerlaubnisbehörde. Eine verkehrsmedizinische Begutachtung kann beispielsweise notwendig sein, wenn1:
Menschen mit Diabetes mellitus erstmalig den Führerschein machen,
weitere Erkrankungen oder diabetesbedingte Folgeerkrankungen vorliegen oder
die Betroffenen an einem Unfall beteiligt waren und ihre Fahrtauglichkeit in Frage gestellt wird.
Regelmäßige Begutachtungen können erforderlich sein, wenn Menschen mit Diabetes beruflich einen Lastkraftwagen, Busse und Fahrzeuge zur Personenbeförderung fahren. Dies gilt beispielsweise bei Therapieformen, die ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerung mit sich bringen, wie etwa bei der Behandlung mit Insulin, Glinide und Sulfonylharnstoffen.5
Insbesondere bei Menschen, die Insulin spritzen oder bestimmte blutzuckersenkende Wirkstoffe einnehmen (Sulfonylharnstoffen, Gliniden), besteht die Gefahr einer Unterzuckerung. Eine gute Vorbereitung, regelmäßige Blutzuckerkontrollen und das richtige Verhalten bei Unter- oder Überzuckerung sind entscheidend, um die Fahrsicherheit zu gewährleisten. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt unter anderem folgende Maßnahmen, um sicher am Straßenverkehr teilzunehmen1:
Sorgen Sie dafür, dass Sie immer schnell verfügbare Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Limonaden griffbereit bei sich haben.
Nehmen Sie alle wichtigen Utensilien wie Blutzuckermessgerät, Insulinspritzen oder Diabetes-Ausweis mit (Mehr lesen zum Thema Blutzuckermessen bei Shop Apotheke).
Behalten Sie Ihre normalen Mahlzeiten und die gewohnte Insulintherapie bei.
Messen Sie Ihren Blutzucker vor Fahrantritt, maximal eine Stunde zuvor.
Messen Sie auch während der Fahrt regelmäßig Ihren Blutzucker, in den dafür vorgesehenen Pausen. Wichtig: Das Messen während der Fahrt oder bei laufendem Motor ist nicht erlaubt.
Fahren Sie auf keinen Fall, wenn Sie eine Über- oder Unterzuckerung bei sich feststellen oder vermuten.
Treten während der Fahrt Über- oder Unterzuckerungen auf, unterbrechen Sie die Fahrt und ergreifen Sie Maßnahmen, um Ihren Blutzuckerspiegel wieder zu normalisieren.
Treten diabetesbedingte Einschränkungen wie Sehstörungen auf, dürfen Sie nicht fahren. Um mögliche Folgeerkrankungen wie an den Augen zu verhindern, gehen Sie regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen.
Gut zu wissen: Spezielle Schulungen lehren den Umgang mit Unterzuckerung am Steuer. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Trainings, wenn Sie von Fachpersonal durchgeführt werden.1
Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.
Referenzen
Helmholtz Zentrum München. Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Darf man mit Diabetes Auto fahren? https://www.diabinfo.de/leben/diabetes-im-alltag/strassenverkehr.html Abgerufen: 01.04.2025
Helmholtz Zentrum München. Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Unterzuckerungen bei Diabetes (Hypoglykämien). https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/unterzuckerung.html Abgerufen: 01.04.2025
Helmholtz Zentrum München. Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH). Überzuckerung (Hyperglykämie) und diabetische Ketoazidose. https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/ueberzuckerung-und-ketoazidose.html Abgerufen: 01.04.2025
diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe e.V. Dürfen Menschen mit Diabetes Auto fahren? https://www.diabetesde.org/duerfen-menschen-mit-diabetes-auto-fahren Abgerufen: 01.04.2025
Begutachtungsleitlinie zur Kraftfahreignung, Bundesanstalt für Straßenwesen, Bergisch Gladbach. Stand: 01. Juni 2022 https://bast.opus.hbz-nrw.de/opus45-bast/frontdoor/deliver/index/docId/2664/file/Begutachtungsleitlinien+2022.pdf Abgerufen: 01.04.2025
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Titelbild: AdobeStock