Cool bleiben – wie man als Diabetiker mit der Hitze klar kommt

Cool bleiben – wie man als Diabetiker mit der Hitze klar kommt

Cool bleiben – wie man als Diabetiker mit der Hitze klar kommt

Die Hitzewelle, die in diesen Tagen nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa im Griff hat, ist für viele Menschen eine Herausforderung und Gefahr für die Gesundheit. Ganz besonders gilt das für Ältere und chronisch Kranke, wie zum Beispiel Menschen mit Diabetes. Dass Diabetiker durch Hitze besonders gefährdet sind, ist vielen Patienten überhaupt nicht bekannt. Dabei ist es relativ einfach Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Warum sind Diabetiker besonders gefährdet?

Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes sollten während einer Hitzewelle besondere Vorsichtsmaßnahmen einhalten, denn die Hitze kann den Blutzuckerspiegel beeinflussen und schwerer beherrschbar machen. Im Einzelnen können anhaltend hohe Außentemperaturen bei Diabetikern:

  • zu unerwarteten Fluktuationen des Blutzuckerspiegels führen.
  • niedrige Blutzuckerwerte oder Hypoglykämie wahrscheinlicher machen, weil der Stoffwechsel bei hohen Temperaturen schneller arbeitet,
  • zu einem Wasserverlust (Dehydrierung) führen, was den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Das wiederum verursacht verstärkten Harndrang, der zu weiterem Flüssigkeitsverlust führt. Das ist besonders zu beachten, wenn Sie einen SGLT-2-Hemmer einnehmen, also ein Medikament, das zusätzlich die Harnausscheidung fördert.

Außerdem kann sowohl bei Typ-1- wie bei Typ-2-Diabetikern die Fähigkeit beeinträchtigt sein, sich auf steigende Außentemperaturen anzupassen. Dies kann einerseits an der verminderten Hautdurchblutung liegen, die den Wärmeaustausch erschwert. Außerdem kann durch die diabetischen Nervenschäden auch die Funktion der Schweißdrüsen gestört sein. Beides zusammen kann zu einem gefährlichen Anstieg der Körpertemperatur bei Hitze führen.

Heißes Wetter kann aber auch die Absorption von Insulin beeinflussen: In der Hitze ist die Durchblutung der Haut gesteigert. Wenn Sie jedoch dehydriert sind, nimmt die Durchblutung in der Haut ab. Die meisten Insuline, speziell die kurzwirksamen, werden bei stärkerer Durchblutung besser, bei verminderter Durchblutung schlechter absorbiert. Sie müssen Ihre Insulindosis daher eventuell anpassen.

Überprüfen Sie also Ihren Blutzuckerspiegel öfter als üblich und halten Sie sich an folgende Ratschläge.

Tipps der WHO bei Hitze

Eine Publikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Sektion Europa, fasst Informationen für verschiedene besonders gefährdete Zielgruppen (nicht nur Diabetiker) zusammen und gibt medizinische Ratschläge, wie Sie sich bei Hitze richtig verhalten und gesundheitliche Probleme vermeiden können [1].

  • Halten Sie Ihre Wohnräume möglichst kühl! Die Raumtemperatur sollte tagsüber nicht über 32 Grad und nachts nicht über 24 Grad steigen.
  • Nutzen Sie die kühlere Nacht zum Lüften! Schließen Sie nach Möglichkeit tagsüber alle Fenster und Türen, nutzen Sie Beschattungen, Rollläden etc.
  • Gehen Sie über die heiße Mittagszeit nicht nach draußen! Bleiben Sie wann immer möglich im Schatten!
  • Wenn Sie sich draußen sportlich betätigen wollen oder im Freien arbeiten müssen, nutzen Sie die kühlsten Stunden des Tages, morgens oder abends, oder trainieren Sie in einem klimatisierten Raum.
  • Tragen Sie leichte Kleidung aus natürlichen Materialien und schützen Sie sich vor Sonne. Ein Sonnenbrand kann Ihren Blutzuckerspiegel ansteigen lassen!
  • Gehen Sie nicht barfuß, auch nicht am Strand oder am Pool.
  • Duschen oder baden Sie mit lauwarmem Wasser
  • Essen Sie mehrere kleine leichte Mahlzeiten am Tag – und vermeiden Sie zu proteinreiche Kost!
  • Lagern Sie Insulin und Diabetesmedikamente geschützt vor Hitze und Sonneneinstrahlung (Packungsbeilage beachten)
  • Starke Hitze kann auch Ihr Blutzuckermessgerät, Ihre Insulinpumpe, Teststreifen und anderes Equipment schädigen. Lassen Sie es nicht im Auto oder im direkten Sonnenlicht.

Ausreichend Trinken – was und wieviel?

Überall lesen Sie bei diesen Temperaturen natürlich die Empfehlung „ausreichend“ zu trinken. Aber wieviel und was? Die WHO rät hierzu:

  • Sie sollten mehr trinken, als Sie über Urin und Schweiß verlieren, trinken Sie also genug, auch wenn Sie nicht durstig sind. Das gilt vor allem für ältere Menschen, da mit dem Alter oft das Durstgefühl abnimmt.
  • Sie trinken genug, wenn Ihr Urin eine hellgelbe Farbe hat.
  • Sie sollten jedoch nicht zu viel reines Wasser trinken, da dadurch zu viele Mineralien ausgespült werden, was zu negativen Folgen bis hin zum Tod führen kann. Isotonische Getränke, verdünnte Fruchtsäfte oder alkoholfreies Bier sind auf jeden Fall zu bevorzugen, achten Sie aber auf den Zuckergehalt. Eventuell können Sie Leitungswasser auch selbst mit etwas Kochsalz anreichern (etwa 2 g pro Liter).
  • Vermeiden Sie bei großer Hitze Alkohol und Koffein.

Wenn Sie diese einfachen Ratschläge beachten, sollten Sie auch mit Diabetes die heißen Tage gesund überstehen.

Quelle

  1. WHO, Sektion Europa: Pressemitteilung, 25. Juli 2018

 

 

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