Diabetische Neuropathie

Schätzungsweise erkrankt jeder zweite Mensch mit Diabetes im Laufe seiner Erkrankung an einer diabetischen Neuropathie, auch Polyneuropathie genannt. 1 Das bedeutet, dass es in Folge einer Diabeteserkrankung zu einer Schädigung der Nerven kommt.
Die Schädigungen beginnen meistens im Bereich von Unterschenkel und Fuß und können in Kombination mit anderen Faktoren schließlich in einem diabetischen Fuß münden. Durch die Nervenschädigung wird besonders die Schmerzwahrnehmung beeinträchtigt. Betroffene Personen mit Diabetes bemerken daher häufig kleine Wunden und Blasen nicht. Damit es nicht zu problematischen Entzündungen kommt, sollten diese Menschen ihre Füße regelmäßig auf kleinsten Verletzungen kontrollieren.2
Hauptsymptome der diabetischen Neuropathie sind:
Sensibilitätsstörungen
Schmerzen
Taubheitsgefühl
Muskelschwäche/ Muskellähmung2
Ein zu hoher Blutzuckerspiegel kann zu einer Nervenschädigung führen. Menschen mit Diabetes, bei denen sich das Niedrighalten des Blutzuckers schwierig gestaltet, sind deshalb häufiger betroffen. Zudem kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel ebenfalls die kleinen Blutgefäße (Mikroangiopathie) schädigen. Dadurch können ebenfalls Nerven geschädigt werden.1
Zahlreiche Faktoren können die Entwicklung einer diabetischen Neuropathie als Folgeerkrankung eines Diabetes mellitus begünstigen. Es ist deshalb wichtig, beeinflussbare Risikofaktoren zu reduzieren. Dies umfasst auch die Behandlung von Erkrankungen, die zu einer diabetischen Polyneuropathie führen können.
Häufige Risikofaktoren sind:
Dauer der Diabeteserkrankung
Schlecht eingestellter Diabetes (Hyperglykämie)
Bluthochdruck
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Diabetische Retino- und Nephropathie
Fettstoffwechselstörung
Übergewicht und vermehrtes Bauchfett3
Bei Behandlungsbeginn führt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine individuelle Schmerzanalyse durch, auf dessen Grundlage ein individueller Behandlungsplan erstellt wird. Bessern sich die Beschwerden unter der Therapie, kann der Behandlungsplan angepasst werden.3
Folgende Medikamente werden zur in der Behandlung der diabetischen Neuropathie empfohlen:
Antidepressiva
Trizyklische Antidepressiva (TZA)
Duloxetin
Pregabalin
Paracetamol, Metamizol (kann; nur zeitlich begrenzt einsetzen)
Tramadol, Tilidin und Naloxon, Opioid-Analgetika3
Bei der Einnahme von Schmerzmitteln ist es sehr wichtig, sich genau an die Dosierungsempfehlungen des behandelnden Arztes oder der behandelnden Ärztin zu halten. Auch freiverkäufliche Schmerzmittel sollten Sie nur nach Absprache mit Ihrem Behandlungsteam einnehmen, werden allerdings laut Leitlinie (mit Ausnahme von Paracetamol) nicht empfohlen.
Viele nicht-medikamentöse Therapieverfahren können bei einer diabetischen Neuropathie Linderung verschaffen. Dabei haben sich besonders folgende Therapien als wirksam erwiesen:
Krankengymnastik
Physikalische Therapie
Verhaltenstherapie
Hilfsmittel wie Einlagen und Orthesen3
Aktuelle Leitlinien empfehlen bei Menschen mit Diabetes ein jährliches Neuropathiescreening. Wenn bereits eine diabetische Polyneuropathie diagnostiziert wurde, sollte der Verlauf der Erkrankung mindestens zweimal im Jahr untersucht werden.3
Das können Sie selbst tun
Zur Vermeidung der diabetischen Neuropathie ist ein gut eingestellter Diabetes sehr wichtig. Nehmen Sie Ihre Diabetesmedikamente deshalb immer nach den Vorgaben des Arztes. Eine Medikamentenbox kann hierbei helfen.
Achten Sie nicht nur auf Ihre Füße, sondern auch auf die Schuhe: Prüfen Sie regelmäßig, dass keine scheuernden Kanten am Schuh entstehen das Polstermaterial noch gut polstert.3
Bei einer diabetischen Neuropathie sollte Alkohol höchstens in moderaten Mengen konsumiert werden.
Ein Rauchstopp kann das Risiko für eine diabetische Neuropathie deutlich senken. Sprechen Sie mir ihrem Arzt/ ihrer Ärztin über medikamentöse und nicht-medikamentöse Möglichkeiten zur Raucherentwöhnung.
Eine Ernährungsumstellung kann sowohl die Einstellung des Diabetes verbessern als auch das Risiko für eine diabetische Neuropathie reduzieren. Fragen Sie bei ihrem Arzt, ihrer Ärztin oder ihrer Krankenkasse gezielt nach einer Ernährungsberatung speziell für Patienten mit Diabetes.3
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Referenzen
Neurologen und Psychiater im Netz. Polyneuropathie – Ursachen und Risikofaktoren. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/polyneuropathie/ursachen-risikofaktoren Abgerufen am 25.04.2022
Internisten im Netz. Diabetische Polyneuropathie. https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/diabetes-mellitus/diabetische-polyneuropathie.html Abgerufen am 25.04.2022
Nationale Versorgungsleitlinie. Neuropathie bei Diabetes im Erwachsenenalter (Kurzfassung, 2012). https://www.leitlinien.de/themen/diabetes/archiv/pdf/diabetes-neuropathie/dm-neuropathie-1aufl-vers3-kurz.pdf Abgerufen am 25.04.2022
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