Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

In der Regel entstehen Folgeerkrankungen des Diabetes durch den erhöhten Blutzuckerspiegel. Dazu kommen bei Typ-2-Diabetikern zusätzlich noch die häufigen Zusatzerkrankungen wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Außerdem neigen Menschen mit Diabetes zu einer verstärkten Blutgerinnung, so dass es zu Gefäßverschluss kommen kann.

Man unterteilt die Folgeerkrankungen in Schäden:

  • der kleinen Gefäße (in Augenhintergrund und Nieren),
  • der großen Gefäße (im Gehirn, den Beinen und Herzkranzgefäße),
  • der Nerven im Unterleib,
  • der Nerven in Beinen und Füßen.

Diabetische Retinopathie

Bei einer diabetischen Retinopathie werden die Blutgefäße, die die Netzhaut (Retina) des Auges versorgen, durch eine diabetische Erkrankung geschädigt. Dadurch werden die Zellen der Retina nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt und können absterben. Das Sehvermögen wird beeinträchtigt, es treten fleckenartige Sehstörungen auf. Die diabetische Retinopathie ist die häufigste Folgeerkrankung der kleinen Gefäße.

Da die Erkrankung anfangs beschwerdefrei verläuft, wird sie oft erst sehr spät erkannt. Werden die Zellen des Augenhintergrundes jedoch zu stark geschädigt, besteht die Gefahr der Erblindung. Deswegen sollte sich jeder Mensch mit Diabetes mindestens einmal jährlich vom Augenarzt untersuchen lassen.

Diabetische Nephropathie

Auch im Bereich der Nieren kann Diabetes eine Schädigung der kleinen Blutgefäße hervorrufen. Eine solche diabetische Nephropathie entwickeln 20 bis 40 % der Menschen mit Diabetes. (1) Es entsteht eine Blutunterversorgung der Nierengewebe, wodurch die Niere in ihrer Funktion beeinträchtigt wird – schlimmstenfalls bis zur Dialyse-Pflichtigkeit.

Die diabetische Nephropathie verläuft in 5 Phasen (2):

  • Verstärkte Durchblutung und Überfunktion der Nieren, was nicht bemerkt wird.
  • Im Verlauf der Jahre verändert sich das Nierengewebe, was aber noch keine Auswirkung auf die Nierenfunktion und die Nierenwerte hat und deswegen normalerweise auch nicht entdeckt wird.
  • Veränderungen der Strukturen in den Nieren, was zu einer vermehrten Ausscheidung von Albumin führt (Mikroalbuminurie). Bei sofort eingeleiteter Therapie ist eine Rückbildung der Nierenschädigung möglich.
  • Deutlich zunehmende Ausscheidung von Albumin (über 300 mg/d), (Makroalbuminurie).
  • Chronische Niereninsuffizienz, mit einer reduzierten Nierenleistung bei erhöhtem Kreatinin-Wert im Blut. Die Ausscheidung von Albumin und der Blutdruck sind stark erhöht.

Deswegen sollte jeder Diabetiker mindestens einmal jährlich die Nierentätigkeit durch eine Laboruntersuchung des Blutes untersuchen lassen.

Diabetische Neuropathie

Die diabetische Neuropathie ist der Sammelbegriff für alle nichtentzündlichen Erkrankungen der peripheren Nerven, also der Nerven, die außerhalb des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) liegen. Man teilt die diabetische Neuropathie in verschiedene Klassen ein, je nachdem welche Nerven betroffen sind: (3)

  • sensorische oder Sinnesnerven
  • Nerven der Muskeln (sensomotorische Nerven)
  • autonomes Nervensystem (innere Organe)
  • Nerven der Extremitäten

usw.

Entstehung der diabetischen Neuropathie

Nach einer gängigen Hypothese, werden die Blutgefäße durch Blutzucker-Ablagerungen geschädigt. Die Blutgefäße können ihre Aufgabe – die Versorgung der Nervenzellen – nicht mehr leisten. Die Nervenzellen sterben ab und können keine Signale mehr übertragen. Natürlich ist es auch denkbar, dass der erhöhte Blutzuckerspiegel die Nerven(zellen) direkt schädigt.

Ursache der diabetischen Neuropathie ist eine schlechte Einstellung des Blutzuckerspiegels. Das Risiko für die Entstehung einer Neuropathie wird dabei umso größer, je höher die Konzentration des Blutzuckers ist und je länger er überhöht bleibt. Hoher Alkoholkonsum kann die Entstehung einer diabetischen Neuropathie noch begünstigen. Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel wird der Stoffwechsel der Nervenzellen gestört. In den Nervenzellen lagern sich Abbauprodukte ab, was deren Funktion nach und nach zerstört. (4)

Außerdem führt der erhöhte Blutzuckerspiegel zu Veränderungen der Blutkapillaren, die die Nerven versorgen. Ihre Gefäßwände verdicken sich und der Querschnitt verengt sich. Deswegen liefern die Gefäße nicht mehr genügend Sauerstoff, was den betroffenen Nerven zusätzlich schädigt.

Der diabetische Fuß

Sehr häufig kommt es bei Diabetikern zu einer diabetischen Polyneuropathie in den Füssen. Der Patient bemerkt das vor allem an Missempfindungen in den Beinen, Brennen der Fußsohlen oder Taubheitsgefühl der Füße. Da auch die Schmerzempfindung der Füße gestört sein kann, sind oft Verletzungen an den Füße die Folge.

Als diabetischen Fuß bezeichnet man offene Stellen an den Füßen, die nur sehr schwer abheilen. Etwa 30% aller Diabetiker sind davon betroffen. Die Gefahr besteht vor allem darin, dass die Wunden immer größer werden, was im schlimmsten Fall zu einer Amputation des Fußes führen kann. Jeder Diabetiker sollte daher regelmäßig seine Füße kontrollieren oder sie von seinem Arzt kontrollieren lassen und am besten nie barfuß laufen.

Makrovaskuläre Folgeerkrankungen

Bisher haben wir Schäden durch Diabetes in den kleinen Blutgefäßen besprochen. Durch eine diabetische Erkrankung können jedoch nicht nur die kleinen, sondern auch die großen Blutgefäße betroffen sein. Wenn zum Beispiel die großen Hirngefäße durch die diabetische Veränderungen verengt sind, können Durchblutungsstörungen des Gehirns bis hin zum Schlaganfall die Folge sein. Diabetiker haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Schlaganfallrisiko. (5)

Angina Pectoris oder Herzinfarkt können entstehen, wenn die Herzkranzgefäße verengt oder verschlossen sind. Bei einer dauerhaften Schädigung der Herzkranzgefäße kann es zur Entstehung einer koronaren Herzkrankheit kommen. Das Risiko für eine koronare Herzerkrankung (KHK) und einen Herzinfarkt steigt sowohl bei Diabetes-Typ-1 als auch bei Diabetes-Typ-2 mit der Dauer der Erkrankung. Dabei haben männliche Diabetiker gegenüber der Normalbevölkerung ein vierfach erhöhtes Risiko, Diabetikerinnen sogar ein sechsfach erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. (6)

Die Gefahr, dass mittelgroße und große Blutgefäße sich krankhaft verändern (z. B. durch Arteriosklerose), wird neben dem Diabetes auch durch weitere Faktoren beeinflusst, wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck (zusammen häufig als metabolisches Syndrom bezeichnet). Etwa 80 % aller Menschen mit Typ-2-Diabetes entwickeln solche Komplikationen, die mit Abstand die wichtigste Ursache für Morbidität und Mortalität darstellen. (7)

Potenzstörungen

Sind die Nerven im Unterleib davon betroffen, kann das – neben anderen Folgeerkrankungen  – auch zu Potenzstörungen führen. Man geht davon aus, dass sich bei 50 bis 70 % der Männer mit Diabetes eine Erektionsstörung entwickelt. Diabetes gilt neben Gefäßerkrankungen als die häufigste Ursache für Potenzstörungen überhaupt. (8)

Akute Komplikationen

Neben den chronischen Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus können auch akute Komplikationen auftreten. So kann es bei massivem Abfall des Blutzuckers, aber auch bei starkem Anstieg des Blutzuckers zu Bewusstseinsstörungen bis hin zu einem Koma kommen. Siehe dazu Unter-und Überzuckerung, was tun?.

 

Wichtig:
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Quellen:
(1) https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/folgeerkrankungen/diabetes-und-nieren/index.html
(2) http://flexikon.doccheck.com/de/Diabetische_Nephropathie
(3) http://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/diabetes-mellitus/dm-neuropathie-1aufl-vers5-lang.pdf (heruntergeladen am 30.09.2017)

(4) https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/folgeerkrankungen/diabetes-und-nerven/index.html
(5) http://www.schlaganfall-hilfe.de/diabetes
(6) http://www.vitanet.de/diabetes/spaetfolgen/herzinfarkt
(7) NVL Therapie des Typ-2-Diabetes Langfassung 1. Auflage, Version 4, S. 72.

(8) https://www.gesundheit.de/krankheiten/diabetes/gefahr-bei-diabetes/erektionsstoerungen-bei-diabetes

 

 

 

 

 

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