Künstliche Bauchspeicheldrüse bei Diabetes

Ein Gerät, das automatisch den Blutzucker misst und danach die richtige Menge Insulin ins Blut abgibt, davon träumen die meisten Menschen mit Diabetes sicher schon lange. Tatsächlich werden die ersten „künstlichen Bauchspeicheldrüsen“ schon angewandt und die Weiterentwicklung dieser Technik schreitet schnell voran. Für die Betroffenen hat eine computergesteuerte Insulinpumpe viele Vorteile: Die Messung erfolgt kontinuierlich, ein Computer arbeitet viel schneller und die Insulinabgabe erfolgt viel präziser, als der Patient selbst das kann. So kann der Blutzucker wesentlich stabiler gehalten werden und gefährliche Unterzuckerung (zum Beispiel nachts) werden vermieden.
Die künstliche Bauchspeicheldrüse ist in der Lage, den Insulinspiegel den Bedürfnissen entsprechend einzustellen, ähnlich wie die gesunde Bauchspeicheldrüse bei Menschen ohne Diabetes. Dazu misst ein Sensor in der Haut kontinuierlich den Zuckerspiegel im Unterhautfettgewebe, ein Computer berechnet die erforderliche Insulinmenge und eine Pumpe gibt alle fünf Minuten automatisch die notwendige Dosis Insulin in den Blutkreislauf ab. Sollte kein zusätzliches Insulin nötig sein, ist natürlich auch eine Unterbrechung der Insulingabe möglich. Alle Geräte kommunizieren über Funkwellen. Die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ wird, da sich Zuckermessgerät und Insulinpumpe in einem geschlossenen Kreis befinden, als Closed-Loop-System bezeichnet (engl. für geschlossener Kreis). Damit wird ein jahrzehntelanger Traum für Menschen mit Diabetes heute fast Realität.
Ganz automatisch funktioniert das Gerät leider noch nicht: Nach den Mahlzeiten muss man die geschätzte Menge an Kohlenhydraten eingeben und die von der Pumpe vorgeschlagene Bolus-Korrektur bestätigen. Weil das System noch nicht ohne manuelle Eingriffe auskommt, bezeichnet man das aktuell zugelassene Gerät als „Hybrid-Closed-Loop“.
Nach Studiendaten profitieren hiervon vor allem die Betroffenen, bei denen der Blutzuckerwert nur schwer einstellbar ist und die zum Beispiel häufig unter Unterzuckerung leiden. Laut Studien liegen die Blutzuckerwerte der Nutzer des neuen Systems im Vergleich zur konventionellen Einstellung häufiger im Zielbereich und der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c-Wert) sinkt, wobei weniger Unterzuckerungen auftreten.
Ende letzten Jahres wurde diese künstliche Bauchspeicheldrüse auch in Deutschland zugelassen und in das Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen. Für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist es erforderlich, dass sowohl Patient als auch Arzt alle Vorrausetzungen für eine mögliche Nutzung der neuen Insulinpumpe erfüllen.
Weitere Geräte werden sicher folgen, da mehrere Medizintechnik-Hersteller an verschiedenen Varianten einer „künstlichen Bauspeicheldrüse“ arbeiten.
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Referenzen
Herstellerangaben des Hybrid „closed loop“ MiniMed™ 670G mit Insulinpumpe und Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung von Medtronic.
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/66578/Diabetes-Typ-1-Kuenstliche-Bauchspeicheldruese-soll-2020-auf-dem-Markt-sein
https://www.diabetes-ratgeber.net/Insulin/Hybrid-Closed-Loop-Was-die-neue-halbautomatische-Insulinpumpe-kann-557177.html
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