So hilft eine Insulinpumpe bei der Diabetes-Therapie


Wer für seine Diabetes-Therapie Insulin zuführen muss, hat die Wahl zwischen zwei Methoden. Zum einen können Sie sich das Insulin mithilfe eines sogenannten Pens mehrmals täglich selbst spritzen. Zum anderen können Sie eine Insulinpumpe benutzen.1
Eine Insulinpumpe kommt häufiger bei Typ-1-Diabetes in Frage. Vor allem für Menschen, die sehr aktiv sind oder einen unregelmäßigen Tagesablauf haben, kann eine Insulinpumpe eine große Erleichterung in der Therapie darstellen. Auch vor oder während einer Schwangerschaft kann eine Insulinpumpe sinnvoll sein. Kinder, deren Insulinbedarf noch sehr gering ist, erhalten ebenfalls eine Insulinpumpe.1,2
Doch auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes kommt eine Insulinpumpe in Frage, wenn sie zum Beispiel Schwierigkeiten haben, ihre Blutzuckerwerte mit der herkömmlichen Therapie zu stabilisieren oder häufige und schwere Unterzuckerungen erleben.1,2 Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin spritzen, werden die Kosten für eine Pumpentherapie nur übernommen, wenn die herkömmliche Insulintherapie nicht zum Erfolg geführt hat.3
Eine Insulinpumpe ist etwa so groß wie ein Handy und wird außen am Körper getragen. Die Pumpe enthält eine Insulinampulle, eine Batterie und die Steuerelektronik. Um die Pumpe zu benutzen, wird eine dünne Nadel in eine geeignete Hautstelle gesetzt und mit einem Pflaster fixiert. Die Nadel ist über einen dünnen Schlauch (Katheter) dauerhaft mit der Pumpe verbunden. Nach ein bis drei Tagen wird der Katheter in der Regel ausgetauscht.2
Die Pumpe gibt regelmäßig eine vorprogrammierte Menge Insulin (Basalrate) ab. Zusätzlich können Sie per Knopfdruck eine bestimmte Menge Insulin (Bolus) zu jeder Mahlzeit abgeben.2,4
Es gibt mehrere Arten von Insulinpumpen:
Die Schlauchpumpe transportiert Insulin über einen Schlauch in das Unterhautfettgewebe und darüber in die Blutgefäße. Diese Pumpe kann beispielsweise am Gürtel oder im BH getragen werden.2
Als Patch-Pumpen bezeichnet man schlauchlose, kleine Pumpensysteme, die direkt auf die Haut aufgeklebt werden. Eine Kanüle wird dabei automatisch ins Unterhautfettgewebe eingeführt. Die Patch-Pumpe kann über eine Fernbedienung gesteuert werden und funktioniert, bis der Insulinvorrat leer ist. Der Vorrat reicht für maximal 3 Tage.2
Bei einem Hybriden Closed-Loop-System ist eine Insulinpumpe mit einem kontinuierlichen Glukosemesssystem (CGM-System) gekoppelt. Die Insulinpumpe gibt Insulin je nach Blutzuckerwert, aktuell wirkendem Insulin und weiteren Faktoren ab, funktioniert aber nicht vollautomatisch. Als Anwenderin oder Anwender müssen Sie der Pumpe vor den Mahlzeiten mitteilen, wie viele Kohlenhydrate Sie zu sich nehmen. Auch beim Sport können Sie die Insulinabgabe anpassen.2
Die Benutzung einer Insulinpumpe erfordert ein gewisses Maß an Kenntnissen. Vor Beginn der Pumpentherapie ist es deshalb wichtig, die Anwendung in speziellen Schulungen zur Insulinpumpen-Therapie zu erlernen. Frage Sie Ihren Diabetologen oder Ihre Diabetologin nach passenden Schulungen in Ihrer Nähe. Ebenso sind Erfahrungen mit der regelmäßigen Blutzuckerselbstkontrolle und der selbstständigen Dosisanpassung notwendig. Auch das lernt man in einer Diabetes-Schulung. Vor allem zur Vermeidung von Unterzuckerungen und Überzuckerungen müssen Pumpenträgerinnen und Pumpenträger ihre Erkrankung sehr gut kennen.1,2
Die Insulingabe mit Hilfe einer Pumpe hat mehrere Vorteile im Alltag:
Mit der Pumpe können Sie Ihr Insulin besser an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Für die Nacht werden meist nur geringe Insulindosen programmiert. So vermeiden Sie nächtliche Unterzuckerungen und morgendliche Blutzuckeranstiege.
Treiben Sie Sport, kann die Insulinzufuhr kurzfristig reduziert Dies verhindert, dass der Blutzucker durch die körperliche Anstrengung zu stark absinkt.
Um leichter z.B. auf eiweißreiche oder fettreiche Mahlzeiten zu reagieren, können Sie Insulin zeitversetzt zu den Mahlzeiten
Die individuelle und zeitlich anpassbare Therapie ermöglicht eine stabilere Blutzuckereinstellung.
Die meisten Menschen empfinden diese Form der Insulintherapie auch wegen ihrer Unauffälligkeit als sehr angenehm.5
Zu den Nachteilen gehört, dass man eine Insulinpumpe kontinuierlich tragen muss. Schlauchpumpen können für kurze Zeit abgekoppelt werden, zum Beispiel beim Duschen. Wer eine Insulinpumpe nutzt, muss sich gut auskennen, um im Alltag entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Man muss auf eine gute Hygiene an der Einstichstelleachten, um Entzündungen zu vermeiden. In sehr seltenen Fällen kann die Insulinpumpe auch technische Probleme haben. Daher ist es auch weiterhin wichtig, den Blutzucker regelmäßig selbst im Blick zu behalten.2,3
Insulinpumpen sind nicht für jeden eine Alternative. Doch wenn Sie sich dafür entscheiden, können Sie Ihren Alltag mit Diabetes erleichtern und für eine besser Blutzuckereinstellung sorgen. Dadurch, dass das tägliche Spritzen entfällt, erlangen Sie wieder mehr Freiheiten und Lebensqualität zurück.
Um die hohe Qualität unserer Inhalte sicher zu stellen, wurde dieser Text von unserem Team aus Apothekerinnen und Apothekern geprüft. Die bereitgestellten Inhalte dienen lediglich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung oder Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Die Texte sind nicht zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten gedacht.
Referenzen
Arten der Insulinzufuhr. https://www.gesundheitsinformation.de/arten-der-insulinzufuhr.html Stand 11. August 2021. Abgerufen am 13.02.2023.
Insulintherapie: Welche technischen Hilfsmittel gibt es? https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/therapie-technik.html Stand: 28.10.2022. Abgerufen am 13.02.2023.
Apotheken-Umschau. Mehr Lebensqualität mit Insulinpumpe. https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/diabetes/insulin/mehr-lebensqualitaet-mit-insulinpumpe-810543.html Stand 30.12.2020. Abgerufen am 14.02.2023.
Glossar: Insulinpumpe. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/insulinpumpe.html. Stand: 2023. Abgerufen am 13.02.2023.
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung. Therapie mit Insulinpumpe. https://www.dzd-ev.de/diabetes/therapie-typ-1-diabetes/therapie-mit-insulinpumpe/index.html Stand: 2023. Abgerufen am 14.02.2023.
Bildhinweise
Titelbild: AdobeStock