Ursachen und Typen des Diabetes mellitus

Ursachen und Typen des Diabetes mellitus

Diabetes mellitus ist der Sammelbegriff für verschiedene Störungen des Stoffwechsels. Ihr gemeinsames Hauptmerkmal ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie). Betroffene haben zu viel Glucose (Traubenzucker) im Blut und scheiden Zucker mit dem Urin aus. Umgangssprachlich spricht man daher auch von der „Zuckerkrankheit“. Doch nicht immer ist bei einem Diabetes nur der Stoffwechsel der Kohlenhydrate (Zucker und Stärke) gestört. Häufig geraten auch Fett- und Eiweißstoffwechsel aus der Balance.

Den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel steuert eine wichtige körpereigene Substanz, das Insulin. Dieses lebensnotwendige Hormon wird in den sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet. Wird kein oder zu wenig Insulin gebildet oder kann das Insulin an seinen Zielorganen wie Gehirn, Leber, Muskulatur und Fettgewebe nicht mehr wirken, führt das zu einer Diabetes-Erkrankung.

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Insulin nicht nur in Muskeln, Fett und Leber wirkt, sondern auch im Gehirn. Mit Hilfe von Rezeptoren in Hirnregionen, wie dem Hypothalamus, entfaltet das Hormon seine Effekte auf das Essverhalten, den Energie- und den Glukosehaushalt. (1)

Wir unterscheiden mehrere unterschiedliche Formen des Diabetes: Typ 1, Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes und mehrere Sonderformen des Diabetes im Erwachsenenalter, auf die wir hier nicht weiter eingehen.

Diabetes-Typ-1

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) definiert den Diabetes Typ 1 folgendermaßen: „Der Typ-1-Diabetes ist gekennzeichnet durch eine progrediente Zerstörung der insulinproduzierenden B-Zellen in den Langerhansschen Inseln des Pankreas. Es besteht ein Insulinmangel mit einem Insulinmangelsyndrom, das gekennzeichnet ist durch die klassischen Zeichen Polyurie, Polydipsie, Ketoazidose und Gewichtsverlust.“ (2)

Der Typ-1-Diabetes ist normalerweise eine Autoimmun-Erkrankung, bei der die Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) durch das körpereigene Abwehrsystem angegriffen werden. Warum sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet, ist bisher noch nicht bekannt. Durch die Zerstörung der Beta-Zellen kann der Körper nur noch sehr wenig oder gar kein Insulin mehr produzieren. Der Insulinmangel führt dazu, dass die (mit der Nahrung aufgenommene, bzw. aus Kohlenhydraten gebildete) Glucose nicht mehr in die Körperzellen transportiert und dort in Energie umgewandelt werden kann. Stattdessen häuft sich Glucose im Blut an und verursacht eine Reihe von Problemen.

Patienten mit Diabetes-Typ-1 müssen ihr ganzes Leben, mitunter mehrmals täglich, Insulin spritzen und die Insulindosis immer wieder anpassen, um die Konzentration von Glucose im Blut in einem optimalen Bereich zu halten. Nur so können die schwerwiegenden Folgen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder eines dauerhaft zu hohen Blutzuckerspiegels (Hyperglykämie) mit seinen Folgeerkrankungen an Gefäßen und Nerven verhindert oder verzögert werden.

Der klassische Diabetes-Typ-1 tritt normalerweise bereits im Kindesalter oder in der Jugend auf. Daher wurde dieser Diabetes-Typ früher auch “Jugenddiabetes” genannt. Etwa 3 bis 4 von 1.000 Kindern bekommen diese Erkrankung. (3)

Diabetes-Typ-2

Typisch für den Diabetes-Typ-2 ist, dass die Blutzuckerwerte erhöht sind, obwohl die Bauchspeicheldrüse zunächst noch genügend Insulin produziert. Muskel-, Leber- und Fettzellen werden jedoch zunehmend unempfindlicher gegenüber Insulin, man spricht von einer Insulinresistenz. Der Diabetes-Typ-2 ist eine Erkrankung, die nicht von heute auf morgen entsteht, es geht erst eine lange Phase des “Aufschaukelns” von vermehrter Insulinbildung und verminderter Insulinwirkung voraus. Außerdem ist diese Form des Diabetes sehr vielschichtig und komplex, was sich in unterschiedlichen Ausmaßen von Insulinresistenz und -ausschüttung zeigt. Häufig ist Typ-2-Diabetes auch mit anderen Gesundheitsproblemen des sogenannten metabolischen Syndroms verbunden (Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck).

Der Diabetes- Typ-2 ist die häufigste Form der Diabetes. Etwa 80 bis 90 % aller Diabetiker haben diese Erkrankungsform, die früher auch als “Altersdiabetes” bezeichnet wurde, weil typischerweise Menschen in höherem Lebensalter daran erkranken. Das ist aber nicht korrekt, weil zunehmend auch Kinder betroffen sind. Warum es zum Diabetes-Typ-2 kommt, ist nicht abschließend geklärt. Erbliche Faktoren sowie Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel spielen wohl eine Rolle.

Unterschiede Diabetes-Typ-1 und Diabetes-Typ-2

Diabetes-Typ-1 Diabetes-Typ-2
Ursache Autoimmunerkrankung, Zerstörung der insulinbildenden Beta-Zellen Nicht geklärt, evtl. Erbfaktoren, Übergewicht, Fehlernährung und Bewegungsmangel
Alter des ersten Auftretens Meist bei Kindern und Jugendlichen Meist im mittleren bis höheren Erwachsenenalter
Art des Auftretens meist plötzlich auftretend meist schleichend
Symptome häufig Durst, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsverlust, Müdigkeit anfangs häufig keine Beschwerden
Insulin Fehlend oder zu gering Insulinresistenz
Familiäre Häufung selten häufig
Insulintherapie Immer erforderlich meist erst nach jahrelangem Verlauf mit Nachlassen der Insulinsekretion

 

Wichtig:
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Zur Schwangerschaftsdiabetes siehe folgenden Artikel.

 

(1) https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/forschung/gehirn-und-diabetes/wirkungsmechanismen/index.html
(2) http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/fileadmin/Redakteur/Leitlinien/Evidenzbasierte_Leitlinien/NVL_Typ-2_Therapie-lang_Apr_2014.pdf
(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2925303/

 

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