Was tun bei zu niedrigem oder zu hohem Blutzuckerspiegel


Bei einer Unterzuckerung fällt der Blutzuckerspiegel stark ab. Bestehen keine Symptome, spricht man ab einem Blutzuckerwert von unter 40 mg/dl von einer Hypoglykämie, bestehen jedoch gleichzeitig Symptome, bereits ab Werten zwischen 50 und 40 mg/dl. Diese Werte gelten für Menschen, die nicht an Diabetes erkrankt sind; Menschen mit Diabetes können eine individuelle Glukosetoleranz aufweisen, die abweichend ist.
Zu viel Insulin gespritzt, z.B. wegen Fehler bei der Blutzuckermessung
Überhöhte Dosis von Sulhonylharnstoffen (Antidiabetika)
Mahlzeit vergessen oder Kohlenhydratgehalt der Mahlzeit zu gering
Sport getrieben, ohne die Insulindosis vorher zu senken
Magen-Darm-Infekte (mit der Folge, dass Kohlenhydrate nicht ins Blut gelangen)
Alkoholkonsum ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme
Blässe um Mund und Nase
Schweißausbrüche
Zittern
Schneller Puls
Heißhunger
Die Symptome unterscheiden sich von Mensch zu Mensch und können schon bei einem Blutzuckerspiegel unter etwa 70 mg/dl auftreten; die Schwelle ist aber individuell sehr unterschiedlich.
Seh- und Sprachstörungen
Verwirrtheit, Schläfrigkeit
Krampfanfall
Bewusstlosigkeit (diabetisches Koma, s.u.)
Eine Unterzuckerung lässt sich schnell mit Zucker beseitigen, der rasch ins Blut übergeht, zum Beispiel: Traubenzucker oder Cola/Limonaden (keine Light-Produkte!). Man muss die Kohlenhydrate schon bei den ersten Zeichen einer Hypoglykämie einnehmen, nicht warten! Außerdem sollte man sofort jede körperliche Tätigkeit unterbrechen, damit der Blutzuckerspiegel nicht noch weiter sinkt.
Für Notfälle kann man sich auch eine Notfallspritze (Glukagon-Set) verschreiben lassen, die auch Laien verabreichen können. Glukagon lässt den Blutzuckerspiegel schnell wieder ansteigen, weil es bewirkt, dass sich die körpereigenen Zuckerspeicher entleeren.
Unter einer Hyperglykämie versteht man einen erhöhten Blutzuckerspiegel. Definitionsgemäß ist das der Fall bei einem nüchtern gemessenen Glucosespiegel von über 100 mg/dl oder von mehr als 140 mg/dl gemessen 2 Stunden nach einer Mahlzeit. Nach einer Mahlzeit ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel normal. Eine dauerhaft erhöhte Glukosekonzentration ist jedoch gefährlich und gilt als das Leitsymptom des Diabetes mellitus.
Mögliche Gründe für eine Hyperglykämie können zum Beispiel sein:
Fehler beim Spritzen von Insulin,
falsche Ernährung,
Bewegungsmangel,
Infekte,
seelische Belastungen (Ärger und Aufregung).
Ein anhaltend hoher Blutzuckerspiegel kann bei Menschen mit Diabetes eine Reihe von Symptomen auslösen:
Typische Warnzeichen, die auf eine Hyperglykämie deuten, sind:
Starker Durst
Häufiger Harndrang
Rasche Ermüdung
Sehstörungen
Übelkeit, Erbrechen
Azetongeruch in der Atemluft (erinnert an Nagellackentferner oder überreifes Obst)
Bei einer ausgeprägten Erhöhung des Blutzuckerspiegels kann es zu einer schweren Stoffwechselentgleisung kommen, einer sogenannten Ketoazidose. Se tritt bei Blutzuckerwerten über 250 mg/dl auf. Jetzt ist ein Azetontest angebracht, der anzeigt, ob das Blut zu viele Ketone enthält. In diesem Fall sollte der Betroffene sich umgehend in ärztliche Behandlung bzw. sofort ins Krankenhaus begeben.
Typische Anzeichen einer Ketoazidose:
Azeton-Geruch der Atemluft (ähnlich wie Nagellack oder faule Äpfel)
Starker Durst, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen
Trockene Haut oder Schleimhäute
Störungen des Bewusstseins
Mit etwas Sorgfalt bei der Insulintherapie und Achtsamkeit, lassen sich solche Stoffwechselentgleisungen in der Regel gut verhindern.
Eine der akuten Komplikationen des Diabetes mellitus mit stark erhöhtem Blutzuckerspiegel sind Bewusstseinsstörungen, bis hin zum diabetischen Koma. Zu den o.a. Warnzeichen, gesellen sich bei einem beginnenden Koma außerdem Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Die Bauchschmerzen sind leider häufiger der Grund für Fehleinschätzungen in Richtung Magen-Darm-Infekt oder Blinddarmreizung. Der Betroffene muss unverzüglich ins Krankenhaus gebracht werden, er befindet sich in einer lebensbedrohlichen Situation.
Bei Auftreten auffälliger Symptome sollten Sie möglichst schnell eine Blutzuckermessung durchführen. Bei deutlicher Überzuckerung können Sie Ihre dafür vorgesehenen Medikamente einnehmen, bei Unterzuckerung essen Sie Traubenzucker, den Sie immer bei sich führen sollten.
Ist momentan keine Blutzuckerbestimmung möglich, sollten Sie eher von einem zu niedrigen Blutzuckerwert ausgehen und Traubenzucker einnehmen. Das Risiko einer Unterzuckerung ist potentiell gefährlicher als ein kurzfristig zu hoher Blutzuckerspiegel.
Liegt der Patient bereits im Koma, muss sofort der Notarzt verständigt werden. Wegen der Gefahr des Erstickens darf man dem Bewusstlosen keine Flüssigkeit einflößen.
Artikel erstellt im September 2017, überarbeitet im März 2024
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Referenzen
NVL Typ-2-Diabetes (2023); Nationale Versorgungsleitlinie zur Therapie des Typ-2-Diabetes. 2023
diabinfo; Richtig handeln im Notfall bei Diabetes, https://www.diabinfo.de/leben/behandlung/im-notfall.html
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