Online-Rückenschule

Rückenschmerzen sind in Deutschland weit verbreitet. Der Umgang damit ist individuell unterschiedlich: Viele Menschen machen zum Beispiel eine Physiotherapie, andere sitzen den Schmerz aus. Mitunter liegt es an dem zeitlichen Aufwand, den es kostet, um gegen die Schmerzen vorzugehen. Ob da Online-Rückenschulen Abhilfe schaffen können?

Rückenschmerzen, vor allem, wenn sie chronisch sind, zählen in Deutschland zu den häufigsten Schmerzproblemen. Die Schmerzen können so stark sein, dass sich betroffene Personen krankmelden und am liebsten den Rücken schonen wollen. Dieses Bedürfnis verschlimmert die Symptome in der Regel jedoch. Die gute Nachricht ist, dass die Beschwerden meist nicht auf eine Verletzung an der Wirbelsäule, sondern auf eine muskuläre Ursache zurückzuführen sind. In solchen Fällen schafft ein konsequentes Rückentraining oft Linderung. Eine Rückenschule kann Betroffene auch online auf ihrem Weg zurück zu einem schmerzfreien Rücken unterstützen.

Mit der Online-Rückenschule müssen Betroffene nicht aus dem Haus, sondern können die Lektionen vom Wohnzimmer oder Hotelzimmer aus bequem über den PC, das Tablet oder das Smartphone abrufen. Daneben lernen sie vieles über die verschiedenen Ursachen von Rückenschmerzen und erhalten Tipps für einen rückengesunden Alltag. Dafür bietet der Markt verschiedene Rückenschmerzen-Apps.

Moderne Rückenschule-Apps setzen vermehrt auf künstliche Intelligenz (KI), um personalisierte Trainingspläne zu erstellen, die sich dynamisch an den individuellen Fortschritt und die Bedürfnisse der Nutzenden anpassen. Neben der bereits erwähnten Bewegungskorrektur durch KI, analysieren manche Programme auch das Feedback zu Schmerzen und Wohlbefinden und passen die Übungen entsprechend an. Zudem bieten viele Programme inzwischen hybride Modelle an, die neben vorproduzierten Videos auch Live-Coaching oder Telemedizin-Sitzungen mit physiotherapeutischem Fachpersonal ermöglichen, was die Betreuung und Motivation deutlich erhöht.

Ein wachsender Fokus liegt auf ganzheitlichen Ansätzen, die neben körperlichen Übungen auch mentale Gesundheit berücksichtigen. Achtsamkeits- und Atemübungen sowie Elemente aus der Schmerzpsychotherapie (z.B. kognitive Verhaltenstherapie) sind häufig Teil moderner Rückenschulprogramme.

Darüber hinaus kommen zunehmend Wearables und Sensoren zum Einsatz, die Bewegungen noch präziser erfassen und so individuelles Feedback verbessern, beispielsweise durch Smartwatches oder spezielle Rücken-Sensoren.

Speziell zugeschnittene Programme richten sich an verschiedene Zielgruppen, darunter Schwangere, Menschen mit chronischen Erkrankungen oder spezifischen beruflichen Belastungen.

Wichtig ist auch, dass viele dieser digitalen Rückenschulen mittlerweile als Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) anerkannt sind und von medizinischem Fachpersonal direkt verordnet werden können.

Die Ursachen der Rückenschmerzen sind vielfältig, oft sind sie jedoch auf Verhaltensweisen oder die Umstände im privaten und beruflichen Alltag zurückzuführen. Typische Auslöser sind

• Bewegungsmangel,
• eine geschwächte Rückenmuskulatur,
• Stress,
• eine Fehlbelastung der Wirbelsäule durch wiederholt falsches Heben schwerer Gegenstände sowie
• langes und statisches Sitzen sowie Stehen.

Weitere Auslöser können die Matratze oder das Kopfkissen sein, wenn diese Hals und Wirbelsäule im Schlaf nicht ausreichend stützen. Die Rückenschmerzen-App unterstützt Betroffene dabei, rückenschädliche Angewohnheiten zu erkennen, und gibt Tipps für die ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes.

Um Rückenschmerzen zu lindern und ihnen vorzubeugen, sind in der Regel einige Veränderungen im Lebensstil und Verhalten nötig. Mehr Bewegung im Alltag sorgt für einen guten Ausgleich, vor allem, wenn er von einer sitzenden Tätigkeit geprägt ist. Um die Rückenschmerzen zu bekämpfen, geht es aber nicht darum, von einem Tag auf den nächsten viel Sport zu treiben. Vielmehr ist es das Ziel, die Rückenmuskulatur gezielt zu trainieren und dem Rücken über den Tag verteilt viele Pausen zur Entlastung zu gönnen.

Dafür liefern Rückenschule-Apps den Nutzenden viele praktische rumpfstärkende Übungen – entweder in kurzen Einheiten für zwischendurch oder in längeren Videos. Die Kursdauer streckt sich bei den verschiedenen Anbietenden über einen Zeitraum von sechs bis zehn Wochen. In der Regel eignen sich die Lektionen für alle Fitnessgrade, sodass auch Menschen, die nur sehr selten Sport machen, gut abgeholt werden. Im Verlauf des Programms steigert sich der Schwierigkeitsgrad der Lektionen kontinuierlich, um die Muskulatur zu fordern.

Die Übungen beinhalten in der Regel Dehn-, Stabilisations-, Kräftigungs- und Mobilisationsübungen. Ebenfalls Teil des Programms sind Entspannungsübungen, die, regelmäßig angewendet, dabei helfen sollen, auch in stressigen Situationen nicht die Muskulatur in Nacken, Schultern und Rücken zu verkrampfen. Tipps für rückenfreundliche Bewegungen im Alltag runden das Angebot ab.

Die App Kaia Rückenschmerzen – Rückentraining für Zuhause ist eine App für erwachsene mit „nicht-spezifischen Rückenschmerzen“. Sie bindet künstliche Intelligenz in ihr Programm ein. Diese analysiert die Bewegungen der Nutzerin oder des Nutzers während der Übungen. Das Feedback erfolgt in Echtzeit und wird visuell dargestellt. Auf diese Weise wird schnell ersichtlich, ob die Übungen korrekt ausgeführt wurden und wie der Körper ausgerichtet sein muss, um die Übung richtig auszuführen. Möglich ist das über die Frontkamera von Smartphone und Tablet. Dafür positioniert die Nutzerin oder der Nutzer das Gerät so, dass die Frontkamera den Menschen vollständig erfassen kann. Am besten geht dies mit einem Selfiestick, der einen integrierten Tripod (kleines dreibeiniges Stativ) hat.

Die DiGA- aber auch die anderen Apps für Rückenschmerzen eignen sich nicht für alle Menschen. Ein mögliches Ausschlusskriterium kann das höhere Alter sein – viele ältere Menschen leben mit Osteoporose und haben einen unsicheren Gang oder Stand. Dann ist es sinnvoll, eine Rückenschule regelmäßig vor Ort aufzusuchen. Auch Verletzungen an der Wirbelsäule, entzündliche Prozesse an Rücken oder Gelenken, fortgeschrittene Herzerkrankungen oder ein Bandscheibenvorfall schließen die Nutzung einer App für Rückenschmerzen oft aus.

Vor allem chronische Rückenschmerzen sind in Deutschland weit verbreitet und gehen meist mit einer Einschränkung der Lebensqualität einher. Da sie häufig der Grund dafür sind, dass sich Berufstätige krankschreiben lassen, stellen sie einen nicht unerheblichen Kostenfaktor für Krankenkassen und eine große Belastung für die Wirtschaft dar. Krankenkassen haben erkannt, dass sich diese Beschwerden oft gut durch eine Änderung im Lebensstil lindern lassen. Daher unterstützen viele ihre Versicherten und übernehmen (anteilig) oft die Kosten für eine Online-Rückenschule. Dafür ist es in der Regel nötig nachzuweisen, dass das Programm der Rückenschule abgeschlossen wurde.

Durch regelmäßige Bewegung und gezielte Übungen lassen sich Rückenschmerzen lindern oder zumindest reduzieren. Das Programm von Online-Rückenschulen lässt sich bequem über die verschiedenen gängigen mobilen Endgeräte vom heimischen Wohnzimmer aus oder im Urlaub abrufen. Das spart Menschen mit Rückenschmerzen nicht nur Zeit, sondern erlaubt es ihnen zudem, die Übungseinheiten flexibel in ihren Alltag zu integrieren. Die Krankenkassen übernehmen oft die Kosten in Teilen oder komplett, wenn Betroffene nachweisen können, dass sie den Kurs absolviert haben.

Veröffentlicht am: 11.06.2025

[1] Pschyrembel. Online. Rückenschule. https://www.pschyrembel.de/R%C3%BCckenschule/K0PK9/doc/

[2] Robert Koch-Institut (RKI). Rückenschmerzen. https://www.rki.de/DE/Content/GesundAZ/R/Rueckenschmerzen/Rueckenschmerzen_node.html

[3] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Rücken- und Kreuzschmerzen. https://www.gesundheitsinformation.de/ruecken-und-kreuzschmerzen.html

[4] Kaia health. Kaia Rückenschmerzen: App auf Rezept bei Rückenschmerzen. https://kaiahealth.de/rueckenschmerzen/

https://rueckenfit.net/rueckenschule/

[5] Kaufmännische Krankenkasse (KKH). Rücken stärken mit dem individuellen 10-Woche-Programm. https://www.kkh.de/leistungen/rueckenprobleme/online-rueckencoach

[6] AOK. Pressemitteilung vom 22.11.2023. Fast ein Drittel der Bevölkerung leidet unter Rückenschmerzen. https://www.aok.de/pp/bv/pm/gesundheitsatlas-rueckenschmerz/

[7] National Library of Medicine PMC PubMed Central® Artificial Intelligence and Its Revolutionary Role in Physical and Mental Rehabilitation: A Review of Recent Advancements https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11668540/

[8] Adoption of Artificial Intelligence in Rehabilitation: Perceptions, Knowledge, and Challenges Among Healthcare Providers https://www.mdpi.com/2227-9032/13/4/350

[9] JMIR Publications Advancing Health and Open Science Effectiveness of Telemedicine for Musculoskeletal Disorders: Umbrella Review https://www.jmir.org/2024/1/e50090/

[10] JMIR Publications Advancing Health and Open Science Digital Health Interventions for Musculoskeletal Pain Conditions: Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Trials https://www.jmir.org/2022/9/e37869/

[11] Innovative Applications of Wearable Sensors in Musculoskeletal Biomechanics and Rehabilitation https://www.mdpi.com/journal/sensors/special_issues/BU9987KX3G

[12] Budesministerium für Gesundheit: Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/krankenversicherung/online-ratgeber-krankenversicherung/arznei-heil-und-hilfsmittel/digitale-gesundheitsanwendungen.html

[13] Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)  https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis?search=R%C3%BCckenschmerz