Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Sie beginnen meist mit leichtem Krankheitsgefühl, dann folgen die roten Flecken, die sich von Kopf und Rumpf ausbreiten und schließlich zu flüssigkeitsgefüllten Bläschen werden. Deshalb nennt man Windpocken auch Wasserpocken. Wir haben Ihnen hier die wichtigsten Fakten über die Kinderkrankheit zusammengestellt.
Wieso heißen Windpocken überhaupt Windpocken?
Die Varizella-Zoster-Viren können selbst über einen großen Abstand durch den „Wind“ übertragen werden. Die Viren werden meistens durch das Einatmen von winzigen Speicheltröpfchen aufgenommen, die Erkrankte beim Atmen, Husten, Niesen oder Sprechen in der Luft verteilen. Fast jeder Kontakt zwischen einer ungeschützten Person und einem an Windpocken Erkrankten führt zu einer Ansteckung. Besonders ansteckend ist auch die Flüssigkeit in den Bläschen. So können die Viren beim Aufkratzen der Bläschen an die Hände gelangen und so auch von Hand zu Hand oder über Gegenstände übertragen werden. Die Varizellen bleiben auf Türgriffen, Wasserhähnen oder sonstigen Oberflächen bis zu zwei Tage aktiv.
Bleiben die Viren ein Leben lang im Körper?
Das Varizella-Zoster-Virus gehört zu den Herpesviren und bleibt ein Leben lang im Körper. Wer also einmal Windpocken hatte, kann später auch an Gürtelrose erkranken, die durch ein Wiedererwachen der schlummernden Varizellen im Körper ausgelöst werden kann. Wer noch keine Windpocken hatte, bzw. nicht dagegen geimpft ist, kann sich demnach auch bei einem an Gürtelrose erkrankten Menschen mit Windpocken anstecken – und zwar über den direkten Kontakt, vielfach auch als Schmierinfektion bezeichnet.
Welche Symptome treten bei Windpocken auf?
Die Inkubationszeit der Kinderkrankheit beträgt zwischen acht Tagen und vier Wochen. Bei den meisten Menschen zeigen sich erste Symptome zwei Wochen nach Ansteckung. Ansteckend ist man jedoch schon ein bis zwei Tage vor dem Auftreten der ersten roten Flecken. Die Ansteckungsgefahr ist erst vorbei, wenn alle Bläschen trocken und verkrustet sind. Windpocken beginnen meist mit leichtem Krankheitsgefühl, Kopf- und Gliederschmerzen oder Abgeschlagenheit. Darauf folgt der typische Hautausschlag, der sich meist vom Kopf über den Rumpf auf den ganzen Körper ausbreitet. Der rote Ausschlag wird dann zu juckenden mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen. Die Virus-Infektion kann aber bei Kindern recht unterschiedlich verlaufen. Von einer völlig unbemerkten Infektion über nur einige wenige Wasserbläschen, bis hin zu sehr vielen Bläschen ist jede Verlaufsform möglich.
Können Komplikationen auftreten?
Bei gesunden Kindern verläuft die Viruserkrankung meist harmlos und ist nach einer Woche überstanden. Bei bis zu 5% der Erkrankten können Komplikationen auftreten. Besonders gefährdet sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, mit Neurodermitis, sowie Neugeborene. Eine mögliche Komplikation kann eine bakterielle Superinfektion der Haut sein. Auch eine Mittelohrentzündung, eine Bronchitis, eine Lungenentzündung und auch eine Erkrankung des zentralen Nervensystems können als Folge der Windpocken auftreten. Besonders gefährlich ist eine Infektion für Schwangere und Neugeborene. Seit 2013 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für an Windpocken erkrankte Menschen.
Wie werden Windpocken behandelt?
Bei Verdacht auf Windpocken vereinbaren Sie so schnell wie möglich einen Termin bei Ihrem Kinderarzt. Geben Sie den Verdacht auf Windpocken vor dem Besuch in der Praxis an, damit ein Infektionsschutz erfolgen kann. Bei unkomplizierten Fällen geht es darum die Beschwerden zu lindern und so wird der Arzt juckreizstillende Cremes oder Lotionen verschreiben. Der Juckreiz kann ebenfalls mit Tropfen zum Einnehmen gelindert werden. Paracetamol oder Ibuprofen werden meist nur bei deutlichen Schmerzen, Mattigkeit oder hohem Fieber verschrieben.
Die aller wichtigste Regel: nicht kratzen.
Selbstverständlich wird Ihr kleiner Patient versuchen die Bläschen aufzukratzen. Das sollte wenn möglich vermieden werden, damit keine Infektionen der Haut entstehen. Schneiden Sie Ihrem Kind die Fingernägel möglichst kurz, so kratzt es die Bläschen nicht so schnell auf. Auch dünne Baumwollhandschuhe können ein Aufkratzen der Bläschen verhindern. Bequeme, luftige Kleidung, die nicht reibt oder kratzt, reduziert ebenfalls den Juckreiz.
Kann ich mein Kind vor Windpocken schützen?
Seit 2004 wird von der ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts eine Impfung gegen Windpocken empfohlen: Die Häufigkeit der Erkrankung ist in den Jahren um etwa 90 Prozent gesunken. In der Regel wird die Windpocken-Impfung gemeinsam mit der Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln durchgeführt. Die erste Impfung erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten. Die zweite Impfung gegen Varizellen erfolgt dann mit 15 Monaten. Auch später ist eine Impfung jederzeit möglich und wird besonders für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen. Frauen mit Kinderwunsch sollten sich vor der Schwangerschaft impfen lassen. Nach der Impfung sollte eine Schwangerschaft noch für einen Monat vermieden werden.
Windpocken trotz Impfung?
Es ist möglich trotz Impfung an Windpocken zu erkranken. Das kommt zwar sehr selten vor und die Infektionskrankheit verläuft dann auch eher mild und ohne Komplikationen. Beim Impfstoff handelt es sich um abgeschwächte Varizella-Zoster-Viren, gegen die der Körper nach der Impfung Antikörper entwickelt. Der Schutz setzt allerdings erst drei bis fünf Wochen nach der Impfung ein, so dass auch in dieser Zeit eine Ansteckung mit Windpocken möglich ist.
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