Trauma Herzinfarkt

Wenn das Herz in Not gerät, zählt jede Sekunde. Bei einem Herzinfarkt heißt es schnell reagieren, damit die Überlebenschancen steigen und das Herz nicht auf Dauer geschädigt ist. Eine Behandlung in der Klink sollte innerhalb der ersten 4 Stunden nach einem Herzinfarkt stattfinden. Dann stehen die Chancen gut, dass der Herzmuskel keinen Schaden davonträgt und man wieder in den normalen Alltag zurückkehren kann.1 Doch auch wenn der Herzinfarkt rechtzeitig entdeckt und behandelt wurde, ist danach mitnichten wieder alles in Ordnung. Denn ein so lebensbedrohliches Ereignis wie ein Herzinfarkt hat nicht nur Auswirkungen auf den Körper. Auch die Psyche ist betroffen.1
Herzinfarkt: Die Seele leidet mitWenn der Herzinfarkt überstanden ist, ist es noch lange nicht vorbei. Ursachenforschung, Lebensstiländerungen und regelmäßige Kontrolltermine sind nun angesagt. Und auch die Seele benötigt Hilfe: Ca. 20 bis 30 Prozent der Menschen, die einen Herzinfarkt überleben, benötigen danach psychologische Betreuung.1
Menschen, deren Herz schon einmal versagt hat, leben häufig in der ständigen Angst, dass dies wieder passieren könnte. Sie achten auf jede kleine Veränderung ihres Herzrhythmus, vermeiden Situationen, in den der erste Herzinfarkt aufgetreten ist oder ihr Herz sie möglicherweise wieder im Stich lassen könnte. Häufig begeben sie sich wieder in die Notaufnahme aus Angst vor einem erneuten Infarkt. Medizinerinnen und Mediziner sprechen auch von einer „Kardiophobie“.2
Das Trauma nach dem TraumaEine Kardiophobie ist sehr belastend und kann sich zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ausweiten. Der Herzinfarkt wird im Kopf immer wieder durchlebt, es kommt zu Alpträumen und Flashbacks. Die Betroffenen fühlen sich hilflos und ausgeliefert und vermeiden alle Situationen oder Orte, die mit dem traumatisierenden Erlebnis in Verbindung stehen. Depressionen und Angststörungen sind keine Seltenheit.3
Das Trauma überwindenWer sich nach einem Herzinfarkt psychisch stark belastet fühlt, sollte mit seiner Familie und auch seinem Arzt oder seiner Ärztin offen darüber sprechen. Am besten ist es natürlich, wenn die psychischen Folgen eines Herzinfarktes so frühzeitig wie möglich von Ärzten thematisiert werden, bestenfalls noch in der Klinik.2 Doch auch später ist psychologische Unterstützung noch wichtig und hilfreich.
So unterstützt eine kardiologische Reha den Weg zurück ins Alltagsleben und den Wiedereinstieg in den Beruf. Dabei werde auch psychologische Angebote zur Verarbeitung des Erlebten gemacht.4 Fragen Sie Ihr Ärzteteam nach einer kardiologischen Rehabilitation nach einem Herzinfarkt.
Psychotherapie hilftZusätzlich kann bei posttraumatischen Belastungsstörungen eine Psychotherapie helfen. Es gibt spezielle Trauma-fokussierte Ansätze der kognitiven Verhaltenstherapie, in denen man lernt, seine Gedanken und Gefühle, die mit dem Trauma verbunden sind, neu zu bewerten und seinem Körper wieder zu vertrauen. Ein weiterer Ansatz ist die psychodynamische Therapie, die aktuelle und frühere Beziehungen und Erfahrungen in den Mittelpunkt rückt.3 Eine spezielle Behandlungsform für Traumafolgestörungen ist die EMDR. EMDR steht für „Eye Movement Desensitization and Reprocessing“ und bedeutet auf Deutsch: Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung.5 Dabei setzt der Therapeut oder die Therapeutin bestimmte Reize ein, um die Verarbeitung des Traumas zu erleichtern. So folgt die Patientin oder der Patient zum Beispiel einem Finger der Therapeutin, während diese die Hand hin- und herbewegt. Diese Stimulation soll das Gehirn unterstützen, die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die belastenden Erinnerungen zu verarbeiten.5 Eine EMDR-Therapie sollte immer nur von qualifizierten Ärztinnen und Ärzten oder Psychotherapeuten durchgeführt werden, die eine Zusatzausbildung in EMDR haben.
Wieder ins Leben findenEin Herzinfarkt ist ein traumatisches Ereignis, das das Leben sehr stark beeinflussen kann. Mit professioneller Unterstützung können Sie wieder einen Weg in ein Leben nach dem Herzinfarkt finden. Zögern Sie daher nicht und suchen Sie sich so bald wie möglich Hilfe. |
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Referenzen
Deutsche Herzstiftung. Herzinfarkt-Folgen: Das Leben danach. https://www.herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/herzinfarkt-folgen Stand: 2024. Abgerufen: 14.03.2024
Helios Klinikum Duisburg. Kardiophobie: Das Trauma nach dem Trauma. https://lokalklick.eu/2017/10/29/kardiophopie-das-trauma-nach-dem-trauma/ Stand: 23.11.2017. Abgerufen: 14.03.2024
Gesundheitsinformation.de Posttraumatische Belastungsstörung https://www.gesundheitsinformation.de/posttraumatische-belastungsstoerung.html Stand: 02.01.2023. Abgerufen: 14.03.2024
Deutsche Herzstiftung. Kardiologische Rehabilitation. https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/leben-mit-der-krankheit/reha Stand: 2023. Abgerufen: 16.02.2023
EMDRIA Deutschland e.V. Was ist EMDR? https://www.emdria.de/emdr/was-ist-emdr/ Stand: 13.02.2024. Abgerufen: 16.02.2023
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