<strong>Depression bei HIV: Die Anzeichen erkennen</strong>

Depression bei HIV: Die Anzeichen erkennen

Eine Depression ist bei HIV keine Seltenheit: HIV kann sich manchmal schwer und erstickend wie eine Schicht Zement auf die Gedanken legen. Doch nicht nur die Psyche ist betroffen, eine Depression beeinflusst auch die HIV-Therapie. Doch zum Glück lässt sich eine Depression meistens gut behandeln. Dies sind die Anzeichen – und das können Sie tun.

Eine chronische Erkrankung wie HIV ist nicht nur für den Körper belastend. Auch die Psyche kann leiden. Vor allem Depressionen kommen im Zusammenhang mit HIV häufig vor. So liegt das Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei HIV- positiven Menschen bei 40 Prozent.1,2

HIV und Depression: Welche Zusammenhänge gibt es?

  • Eine Depression ist eine eigenständige ernstzunehmende Erkrankung, die durch verschiedene Faktoren begünstigt werden kann. Bei HIV können das unter anderem sein:3,4,5
  • Reaktion auf starken Stress: Die Erstdiagnose HIV kann den Boden unter den Füßen wegziehen und eine Depression hervorrufen. Aber auch Einsamkeit oder ständiges Nachdenken über die HIV-Infektion können Gründe für eine depressive Stimmung oder eine Depression sein.
  • Schwerwiegende Lebensveränderungen: Zum Beispiel nach der Diagnose, dem Tod einer nahestehenden Person, Trennung vom Partner oder der Partnerin oder schwierige soziale und finanzielle Bedingungen.
  • Chemisches Ungleichgewicht: Im Gehirn regulieren Neurotransmitter wie Dopamin, Serotonin und Noradrenalin Ihre Stimmung. Das HI-Virus kann insbesondere Serotonin aus der Balance bringen, sodass eine Depression ausgelöst wird.
  • Krankheitsverlauf: Wenn die Erkrankung voranschreitet, neue Symptome oder opportunistische Infektionen auftreten. Auch der Beginn der medikamentösen Therapie oder die Umstellung auf eine andere Therapie kann Depression auslösen.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Einige HIV-Medikamente können unter Umständen das Risiko für eine Depression erhöhen.
  • Folge der HIV-Erkrankung: Bei HIV kann es zu demenziellen Symptomen (HIV-Enzephalopathie bis zur AIDS-Demenz) wie bei einer Alzheimer-Erkrankung kommen. Als Folge können Depressionen und Angstzustände auftreten.

Anzeichen für ein Depression

Nicht jedes Stimmungstief oder jeder kleine Durchhänger ist gleich eine Depression. Doch wenn die gedrückte Stimmung über einen längeren Zeitraum anhält, kann sich dahinter eine Depression verbergen.

Anzeichen für eine Depression sind unter anderem:6,7

  • gedrückte Stimmung
  • Freudlosigkeit und verringertes Interesse
  • Antriebslosigkeit, Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsprobleme
  • Schuldgefühle und Selbstwertprobleme
  • Hoffnungslosigkeit
  • veränderter Appetit
  • starke innere Unruhe
  • Verlangsamung von Bewegung und Sprache
  • Gedanken an den eigenen Tod bis hin zu Suizidgedanken

Wichtig: Stellen Sie diese Symptome vermehrt bei sich fest oder haben Sie mindestens 5 dieser Symptome über mehr als 2 Wochen zögern Sie nicht Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf anzusprechen.6 Eine Depression lässt sich behandeln.

Trauer oder Depression?

Es ist nicht immer leicht Trauer und Depression zu unterscheiden. Vor allem da auch Trauer und Traurigkeit häufig bei HIV auftreten können. Doch wer traurig ist erlebt auch Phasen der Freude. Trauer verändert sich, je nach Situation und kann mal stärker, mal schwächer sein oder komplett verschwinden.6

Eine Depression hingegen ist eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln tiefgehend beeinflusst. Wer eine Depression hat kann sich selten alleine aus seiner gedrückten Stimmung, seiner Antriebslosigkeit und seinen negativen Gedanken befreien.6

Bleibt eine Depression unbehandelt, verschlechtert sich nicht nur die Lebensqualität, auch die HIV-Erkrankung selbst kann dadurch beeinflusst werden. So besteht bei Menschen mit HIV und Depressionen eine sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit, die korrekte Einnahme von HIV-Medikamenten mindestens einmal zu vergessen. So kann die Depressionen unter Umständen zu einer erhöhten Viruslast führen und damit die Therapie gefährden1. Daher ist es wichtig, so früh wie möglich Hilfe zu suchen.

Hilfe finden bei Depression

Der erste Schritt, um Hilfe zu finden ist, über die depressiven Symptome zu sprechen. Wenden Sie sich an Ihr Behandlungsteam. Gerade Ärzte und Ärztinnen, die Menschen mit HIV behandeln wissen um die psychischen Probleme bei einer HIV-Infektion und können Ihnen erste Tipps und Unterstützung geben.7 Auch die lokalen AIDS-Hilfen können Hilfestellung für die Suche von Ansprechpersonen geben.5

Handelt es sich um eine leichte depressive Episode, können folgende Maßnahmen helfen:1,3,7

  • körperliche Aktivität
  • Selbsthilfegruppen
  • Entspannungsverfahren wie autogenes Training
  • Massage und Akkupunktur
  • Techniken zur Stressbewältigung wie Atemübungen oder Visualisierung

Bessern sich die depressiven Symptome nicht oder verschlechtern sich oder liegt eine schwere Depression vor, kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin überweisen. Eine Depression lässt sich gut mit einer Psychotherapie behandeln. Je nach individuellen Bedürfnissen kann eine Verordnung von Antidepressiva eine zusätzliche Hilfestellung sein.1,3

HIV-Medikamente und Antidepressiva

Antidepressiva haben sich bei der Behandlung von Depressionen als wirksam erwiesen. Erste Wahl bei der Therapie sind sehr häufig Mittel aus der Klasse der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). SSRI haben laut Studien auch einen positiven Einfluss auf die Therapietreue bei Menschen mit HIV und Depression.1

Bei der gleichzeitigen Einnahme von Antidepressiva und HIV-Medikamenten muss auf mögliche Wechselwirkungen geachtet werden. Besprechen Sie mit Ihrem Ärzteteam im Vorfeld, welche HIV-Medikamente Sie einnehmen und wenden Sie sich bei Auffälligkeiten rechtzeitig an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Eventuell muss die Medikation dann angepasst werden.3

Referenzen:

  1. Deutsche Aidshilfe. Med-Info Nr. 46 – HIV und Depressionen. https://www.aidshilfe.de/shop/med-info-nr-46-hiv-depressionen Stand: 2015. Abgerufen: 27.02.2023
  2. Bach XT, et al. Depression among Patients with HIV/AIDS: Research Development and Effective Interventions . Int J Environ Res Public Health. 2019 May; 16(10): 1772. Published online 2019 May 19. doi: 10.3390/ijerph16101772. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6571985/ Stand: Mai 2019. Abgerufen: 27.03.2023
  3. Psycom- HIV AIDS and Depression. https://www.psycom.net/depression.central.hiv.html Stand: 14.05.2021. Abgerufen: 23.02.2023
  4. American Psychiatric Association. Fact Sheet: HIV and Clinical Depression. https://www.psychiatry.org/File%20Library/Psychiatrists/Practice/Professional-Topics/HIV-Psychiatry/FactSheet-Depression-2012.pdf Stand: 2023. Abgerufen: 23.02.2023
  5. Gesundheit.gv.at. HIV/AIDS: Depression. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/immunsystem/hiv-aids/leben-mit-hiv/depression.html Stand: 28. Juni 2018. Abgerufen: 23.02.2023
  6. Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Diagnose der Depression. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/diagnose-der-depression Stand: Januar 2023. Abgerufen: 24.01.2023
  7. NAM aidsmap. Depression and HIV. https://www.aidsmap.com/about-hiv/depression-and-hiv Stand: Sept. 2019. Abgerufen: 23.02.2023
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