Die Nieren gehören nach dem Herz zu den am stärksten durchbluteten Organen, wodurch sie stärker als andere Körperregionen dem HI-Virus und der Dauermedikation ausgesetzt sind. Durch die Infektion und die Behandlung sowie durch Begleiterkrankungen, die mit dem Älterwerden einhergehen, können die Organe geschädigt werden. Das tückische daran: Sind die Nieren erkrankt, bereiten sie in der Regel keine Schmerzen. Daher sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen bei HIV wichtig, um die Nierengesundheit im Auge zu behalten.1,2
HI-Viren greifen die verschiedenen Strukturen der Nieren direkt an. Dies führt zu Veränderungen im Organ, die eine Nierenentzündung begünstigen. Diese schwerwiegende Erkrankung, vor allem wenn sie lange unbehandelt war, kann zum vollständigen Verlust der Nierenfunktion und damit dazu führen, dass eine maschinelle Blutwäsche nötig wird (Dialyse). Um zu verhindern, dass die Nieren durch die Infektion geschädigt werden, ist es daher wichtig, HIV aber auch vorhandene Begleiterkrankungen früh zu erkennen und zu behandeln.1,3
Ist die Niere entzündet oder verliert sie ihre Funktion, macht sich dies durch verschiedene Symptome bemerkbar, darunter:
Trüber, schaumiger Urin, weil der Körper übermäßig Eiweiß ausscheidet (Proteinurie)
Bluthochdruck (Hypertonie)
Wassereinlagerungen, z. B. in den Beinen sowie im Gesicht und dadurch eine Gewichtszunahme
Aufgedunsenes Gesicht
Übelkeit und Brechreiz
Müdigkeit
Allerdings können diese Symptome auch eine Folge der HIV-Behandlung sein, ohne dass funktionseingeschränkte Nieren vorliegen. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, ist es bei solchen Beschwerden daher immer wichtig, ärztlichen Rat zu suchen. Bei den Laborwerten machen sich Beschwerden an den Nieren durch einen erhöhten Kreatininwert im Blut bemerkbar. Ist das der Fall, sind die Nieren in der Regel bereits um 50 Prozent in ihrer Funktion eingeschränkt.
Die Nieren übernehmen mit der Blutfiltration eine sehr wichtige Aufgabe im Körper – und das ein Leben lang. Menschen mit einer HIV-Infektion werden dank der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten immer älter. Daher treten bei ihnen sowie beim Rest der Bevölkerung mit zunehmendem Alter auch altersbedingte Beschwerden auf. Diese können, ebenso wie genetische Faktoren, zu funktionseingeschränkten Nieren führen. Neben Faktoren wie einer lange unbehandelten HIV-Infektion, der medikamentösen HIV-Behandlung und dem Alter stellen außerdem folgende Erkrankungen und deren Medikation Risikofaktoren dar:
Kardiovaskuläre Erkrankungen wie eine Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) oder koronare Herzkrankheit (KHK)
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Bluthochdruck, der die feinen Blutgefäße der Nieren schädigt
Tumorerkrankungen
Nierensteine
Nierenschädigende Medikamente
Um die Nieren zu schützen, gilt es, die HIV-Erkrankung und mögliche Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen oder ausreichend zu behandeln. Daher sind regelmäßige Checkups mit Laboruntersuchungen im Laufe des Lebens wichtig. Um die Nierengesundheit beurteilen zu können, sind die Höhe des ausgeschiedenen Kreatinins, einem Eiweiß, und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) der Niere entscheidet. Ist die eGFR niedrig, bedeutet dies, dass die Nieren das Blut nicht mehr ausreichend filtern können.
Die Funktion der Nieren wird stark von der Gesundheit der versorgenden Blutgefäße beeinflusst. Kommt es zu Schäden der feinen Kapillarschlingen, den feinsten Blutgefäßen der Nieren, verkalken diese. Fachleute sprechen in dem Fall von Nephrosklose. Um dem vorzubeugen, sind die gleichen Maßnahmen wie bei der Herzinfarkt- und Schlaganfallprävention wichtig. Dazu zählen:
Rauchverzicht
Ausreichend Bewegung im Alltag
Optimale medikamentöse Einstellung von Bluthochdruck, Blutzucker und -fett oder bei chronischen Schmerzen
Kalorien- und zuckerarme Mahlzeiten mit Vollkornprodukten und Gemüse
Ausreichend Trinken, z. B. Wasser oder ungesüßte Tees
Gewichtskontrolle
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Referenzen
MED-Info: Medizinische Informationen zu HIV und AIDS. HIV und Niere. https://www.aidshilfe.de/system/files/documents/medInfo52_01.pdf Stand: Dezember 2004. Abruf: 29.09.2025
HIV and more online. HIV und Niere – Teil 1. https://www.hivandmore.de/archiv/2021-2/hiv-und-niere-teil-1.shtml Abruf: 29.09.2025
Lucas GM et al. Clinical Practice Guideline for the Management of Chronic Kidney Disease in Patients Infected With HIV: 2014 Update by the HIV Medicine Association of the Infectious Diseases Society of America. Clinical Infectious Diseases, November 2014; 59(9)e96–e138.
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