Ärzte unterscheiden drei Stadien der HIV-Infektion:
Die symptomfreien HIV-positive Personen, die bei intaktem Immunsystem keinerlei Krankheitszeichen aufweisen.
Die HIV-positiven Personen, die unter verschiedenen Symptomen oder Erkrankungen leiden, die zwar auf HIV zurückzuführen sind, aber noch nicht AIDS-definierend sind.
Die AIDS-Patienten, bei denen die Erkrankung in Form typischer AIDS-definierender Erkrankungen ausgebrochen ist.
Eine HIV-Infektion lässt sich, wenn sie nicht behandelt wird, in drei Stadien einteilen. Während jeder dieser drei Phasen kann ein HI-Virus zum Beispiel über Blut und Samenflüssigkeit weitergegeben werden. Das Risiko ist jedoch in der ersten, akuten Phase am größten.
Viele Menschen bemerken es gar nicht, wenn sich mit dem HI-Virus infizieren. Die meisten aber (etwa 80 %) entwickeln 2 bis 6 Wochen nach einer HIV Infektion grippeähnliche Symptome. In diesem Stadium versucht das Immunsystem die Invasion der HI-Viren abzuwehren. Hier treten die typischen Infektionssymptome auf: Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Halsschmerzen etc. Dieses Stadium wird als das akute retrovirale Syndrom (ARS) oder die primäre HIV-Infektion bezeichnet. Die Symptome sind sehr unspezifisch und ähneln denen vieler anderer viraler Infektionen. Typischerweise bestehen sie eine oder zwei Wochen lang und verschwinden dann vollständig. In dieser Phase vervielfältigt sich das Virus rasant und verbreitet sich im Körper. Dort beginnt es die CD4-T-Zellen zu attackieren und zu zerstören, also die Zellen, die eigentlich für seine Abwehr zuständig sind.
Wird frühzeitig mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, d.h. am besten in den ersten Tagen nach dem Kontakt mit dem Virus, lässt sich eine HIV-Infektion in der Regel noch verhindern.
Sobald das Immunsystem den Kampf gegen das HI-Virus verliert, verschwinden die grippeähnlichen Symptome. Das Virus verbleibt im Körper und vervielfältigt sich weiterhin, allerdings nur sehr langsam. Man spricht nun von der asymptomatischen oder klinisch latenten Phase. Die meisten HIV-Infizierten Personen haben jetzt keine auffälligen Symptome. Ohne HIV-Test ist ihnen nicht bewusst, dass sie infiziert, also HIV-positiv sind. Sie können aber durchaus über Blut und Samenflüssigkeit andere Menschen mit HIV anstecken. Dieses Stadium kann Monate, Jahre – sogar zehn Jahre und mehr – andauern. Wenn die HIV-Infektion während dieser Zeit nicht behandelt wird, zerstört das HI-Virus allmählich das Immunsystem, indem es immer mehr CD4-T-Helferzellen abtötet. Diese Zellen gehören zu den weißen Blutzellen, sie spielen eine sehr wichtige Rolle für die Funktion des Immunsystems. Man kann die Anzahl der T-Helferzellen in Bluttests messen, sie liegt normalerweise zwischen 450 und 1400 Zellen pro Mikroliter. Mit abnehmender Zahl an CD4-T-Helferzellen wird ein Mensch anfälliger gegen Infektionen.
Glücklicherweise kann ein Cocktail aus verschiedenen Medikamenten dabei helfen, das HI-Virus an der Ausbreitung zu hindern und das Immunsystem kann sich erholen, Die CD4-T-Helferzellen können wieder normale Werte erreichen. Auf diese Weise ist es heute möglich, auch mit einer HIV-Infektion ein langes und gesundes Leben zu führen.
AIDS ist das fortgeschrittene und eigentliche Krankheitsstadium einer HIV-Infektion. Man spricht von AIDS, wenn die Anzahl an CD4-T-Helferzellen unter 200 pro Mikroliter gesunken ist. Oder wenn eine für AIDS charakteristische, eine so genannte AIDS-definierende Erkrankung auftritt, wie zum Beispiel das Karposi-Sarkom (ein Hautkrebs) oder die Pneumocystis Pneumonie (eine spezielle Form der Lungenentzündung).
In diesem Stadium treten auch wieder die Symptome der ersten Phase (Fieber, Müdigkeit, Lymphknotenschwellung usw.) in verstärkter Form plus zusätzliche Symptome auf. Dazu gehören unter anderem: ungewöhnlicher Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen, lang anhaltender Durchfall, so genannte opportunistische Infektionen (zum Beispiel Pilzinfektionen) bis hin zu seltenen Tumorerkrankungen.
Unbehandelt ist die Prognose einer HIV-Infektion nicht gut: „Der Zeitraum zwischen einer Ansteckung und dem Ausbruch von AIDS beträgt im Mittel ca. 10 Jahre, d. h. ohne eine spezielle Behandlung erkranken ca. 50% der HIV-infizierten Patienten innerhalb von 10 Jahren an AIDS, im weiteren Verlauf wahrscheinlich über 90%. Ohne eine Therapie führt die AIDS-Erkrankung innerhalb von ca. 2 Jahren zum Tod.“ (2)
Die Situation der Patienten mit HIV hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings deutlich verbessert. Viele Patienten, die HIV-positiv sind, können heute mit Hilfe der modernen Arzneimittel ein langes und gesundes Leben führen.
Die deutliche Erhöhung der Lebenserwartung von HIV-infizierten Menschen ist hauptsächlich den neuen antiretroviralen Medikamenten geschuldet, die jetzt zusätzlich zu konventionellen therapeutischen Methoden zur Verfügung stehen.
1996 betrug die Lebenserwartung eines 20-jährigen Menschen, der HIV infiziert war, 39 Jahre. 2011 konnte ein HIV-Infizierter 20-jähriger durchschnittlich 70 Jahre alt werden. (1) Das gilt für HIV-positive Patienten, die regelmäßig ihre Medikamente nehmen und einen gesunden Lebensstil führen. (D.h., wenn sie keine Drogen nehmen und keine anderen Infektionen haben.)
Auch die Überlebensrate von HIV-positiven Menschen hat sich seit dem ersten Tagen der HIV Epidemie dramatisch verbessert. Wie eine Studie aus dem Jahre 2013 ergab, fiel die Sterberate aufgrund von AIDS bei Menschen mit HIV deutlich, nämlich von 78 % in den Jahren 1988 bis 1995 auf 15 % in den Jahren 2005 bis 2009. (3)
Das gilt, wie gesagt, aber nur bei einer adäquaten Behandlung. Steht diese nicht zur Verfügung, wie in vielen Entwicklungsländern, ist die Mortalität durch AIDS immer noch sehr hoch.
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Referenzen
(1) http://www.natap.org/2016/CROI/croi_25.htm
(2) https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/hiv-aids/was-ist-hiv-aids/
(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22998068
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