Diagnose: Wie wird Multiple Sklerose festgestellt?

Diagnose: Wie wird Multiple Sklerose festgestellt?

Die Diagnose der Multiplen Sklerose (MS) kann sehr schwierig sein, weil ihre Symptome auch bei vielen anderen neurologischen Erkrankungen auftreten können. Gerade viele Anfangsbeschwerden können auch denen anderer Krankheiten entsprechen. Sogar für einen erfahrenen Arzt kann es also schwierig sein, die Krankheitszeichen der Multiplen Sklerose (MS) bereits im Frühstadium richtig einzuordnen. Zur Orientierung hat er die international anerkannten Diagnosekriterien (MC Donald-Kriterien), die bei der Diagnosestellung unterstützen.

Grundsätzlich ist immer eine vollständige Anamnese, d.h. die Aufnahme der Krankheitsgeschichte, und eine Untersuchung eventueller neurologischer Schäden die Basis jeder MS-Diagnose. Es gibt keinen einzelnen Test, der zu einer sicheren MS-Diagnose führt. Dem Nervenarzt stehen aber eine Reihe von Untersuchungen zur Verfügung, mit denen er bestimmen kann, ob ein Patient an MS erkrankt ist oder nicht. Diese Untersuchungen zur Diagnose einer MS können folgende Tests umfassen:

  • neurologische Untersuchung
  • Magnetresonanz-Tomographie (MRT)
  • neurophysiologische Untersuchungen (evozierte Potenziale)
  • Entnahme von Nervenwasser aus dem Rückenmark (Lumbalpunktion)
  • Blut-Tests

Testverfahren für die Diagnose der Multiplen Sklerose (MS)

Neurologische Untersuchung

Bei der neurologischen Untersuchung überprüft der Arzt Änderungen oder Auffälligkeiten in den Augenbewegungen, die Koordination von Armen und Beinen, den Gleichgewichtssinn, das Tastempfinden, Reflexe und Sprache. Diese Tests können schon deutliche Hinweise auf MS geben.

Magnetresonanztomographie (MRT)

Bei diesem bildgebenden Verfahren werden ähnlich einer Röntgenaufnahme die inneren Strukturen des Körpers dargestellt. Die Darstellung erfolgt jedoch über starke Magnetfelder, nicht über radioaktive Strahlung. Die MRT-Aufnahmen sind sehr genau und können die exakte Lage und Größe der Schädigungen erfassen, die durch die MS entstanden sind (die sogenannten Läsionen). Allerdings kann auch bei „typischen“ MRT-Veränderungen eine andere Erkrankung zugrunde liegen. Die Untersuchung kann zwischen 10 und 60 Minuten dauern und ist schmerz- und gefahrlos.

MRT

Neurophysiologische Untersuchungen (evozierte Potenziale)

In neurophysiologischen Tests gibt man dem Patienten bestimmte Lichtreize, Töne oder Berührungen und misst dann die elektrische Aktivität im Gehirn, die diese Reize auslösen. Durch Elektroden auf der Kopfhaut, ähnlich einem EEG, kann der Arzt messen, ob die Reize mit normaler Geschwindigkeit weitergeleitet werden. Denn durch die MS wird die Leitungsgeschwindigkeit der Nervensignale reduziert. Der Test dauert für alle drei Reizarten zusammen etwa 2 Stunden und ist völlig schmerz- und gefahrlos.

evozierte Potentiale

Entnahme von Nervenwasser auf dem Rückenmark (Lumbalpunktion, Liquordiagnostik)

In Hohlräumen des Gehirns und Rückenmarks befindet sich das Nervenwasser (Liquor oder Cerebrospinal-Flüssigkeit). Unter lokaler Betäubung entnimmt man davon eine geringe Menge mit einer Nadel. Hat der Patient MS, kann man im Liquor oft Antikörper nachweisen, die für eine Entzündung im Zentralnervensystem charakteristisch sind. Leider sind auch diese Marker nicht spezifisch für MS. Trotzdem bleibt die Liquordiagnostik ein unverzichtbarer Bestandteil der MS-Diagnostik, besonders um die MS von anderen Erkrankungen abzugrenzen.

Blut-Tests

Mit Bluttests kann man Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Symptome verursachen wie die MS, zum Beispiel die Lyme-Krankheit oder HIV.

Wie erwähnt, kann keine dieser Methoden allein eine Multiple Sklerose sicher diagnostizieren. Es müssen jeweils die Ergebnisse mehrerer Tests zusammen gewertet werden.

Älterer Beiträge

Kommentare