Welche Formen der MS gibt es?

die kontinuierlich fortschreiten, und solchen, bei denen Krankheitsschübe auftreten, zwischen denen sich die Symptome wieder verbessern können.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Multiplen Sklerose folgende Formen:
KIS
Das erste Anzeichen für eine Multiple Sklerose ist das so genannte klinisch isolierte Syndrom (KIS). Das ist ein einzelnes neurologisches Symptom, das auf MS hindeutet. Werden mit bildgebenden Verfahren (MRT) weitere Hinweise auf Entzündungsherde im Gehirn oder Rückenmark gefunden, weist das auf eine MS-Erkrankung hin, obwohl die Diagnose MS noch nicht gesichert ist. Bei etwa 30% der Patienten mit KIS tritt innerhalb eines Jahres der nächste Schub auf.
RRMS
Die schubförmige oder schubförmig remittierende MS (englisch: relapsing remitting, kurz RRMS): Bei dieser häufigsten Verlaufsform der MS treten Krankheitsschübe mit einer Dauer von Tagen bis Wochen auf, während derer neue Symptome entstehen oder bestehende sich verschlimmern. In den Perioden zwischen den Schüben bilden sich die Symptome ganz oder teilweise zurück. Der Zeitraum zwischen den Schüben kann Monate oder sogar Jahre betragen. Zu Krankheitsbeginn überwiegt der RRMS-Typ mit einer Häufigkeit von bis zu 90 %.
SPMS
Etwa die Hälfte der Patienten mit einer RRMS entwickeln 10 bis 20 Jahre nach der Diagnose eine sekundär progrediente MS (SPMS): Das ist ein MS Verlauf, der schubförmig beginnt und dann in eine Phase der kontinuierlichen Verschlechterung übergeht. Dabei können sich zusätzlich MS-Schübe aufsetzen oder nicht.
PPMS
Die primär progrediente MS (PPMS): Bei dieser Verlaufsform der MS kommt es von Beginn an zu einer kontinuierlichen Verschlechterung. Schübe im eigentlichen Sinn treten nicht auf. Es kann jedoch Perioden der Stabilisierung oder sogar leichten Verbesserung geben. Diese Form betrifft etwa 10 % der MS-Patienten.
Der Krankheitsverlauf einer MS kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Deshalb kann man keine genaue Voraussage des individuellen Verlaufes treffen.
Ein MS Schub wird so definiert, dass neuronale Störungen, also Multiple Sklerose Symptome auftreten, die mindestens einen Tag anhalten und nicht durch externe Faktoren (Körpertemperaturanstieg, Infektion) hervorgerufen wurden. Entweder können bei einem Schub neue Symptome auftreten oder bereits vorhandene Symptome in verstärkter Form. Ein Schub hat nichts mit einem plötzlichen Anfall zu tun, sondern er entwickelt sich langsamer, meist innerhalb von Stunden oder Tagen. Nach einigen Tagen oder Wochen verbessern sich die Symptome meist wieder vollständig oder teilweise (Remission). Zwei Schübe werden als getrennte Schübe betrachtet, wenn sie mindestens einen Monat auseinander liegen.
Es ist noch nicht vollständig geklärt, wie ein MS Schub genau ausgelöst wird. Man weiß jedoch aus Erfahrung, dass einige Faktoren Schübe begünstigen. Dazu gehören fiebrige Infekte, Impfungen (vor allem mit Lebend-Impfstoffen), hormonelle Umstellungen (zum Beispiel Schwangerschaft), Operationen oder anhaltender Stress.
Die so genannten Pseudoschübe unterscheidet man von den „echten“ MS-Schüben dadurch, dass die Verschlimmerung der Symptome nur vorübergehend ist und sich sofort oder spätestens nach einem Tag wieder zurückbildet. Das lässt sich zum Beispiel nach einer vorübergehenden Erhöhung der Körpertemperatur beobachten. So können sich beispielsweise durch Fieber, körperliche Anstrengung oder Saunabesuch zeitweise Sehprobleme ergeben. Sinkt die Körpertemperatur wieder, bilden sich die Symptome sofort oder nach kurzer Zeit vollständig zurück (Uhthoff-Phänomen).
Eine MS muss nicht zwangsläufig schwer verlaufen. Im Gegenteil, gerade am Beginn der Erkrankung kann es auch zu einem weitgehenden Abklingen der Entzündungsherde und damit zu einer Rückbildung der Symptome kommen.
Nur in wenigen Fällen (weniger als 5 %) führt die Krankheit irgendwann zu einer deutlichen Behinderung. Wenn nach 5 oder 10 Jahren das Krankheitsbild stabil ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Erkrankung auch weiterhin einen relativ gutartigen Verlauf zeigt. Allerdings ist das wegen der Unberechenbarkeit des Krankheitsverlaufs von Multipler Sklerose keine absolut sichere „Faustformel“.
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