Umgang mit MS-Symptomen


Menschen mit Multipler Sklerose (MS) kennen es: Steigen die Temperaturen oder schwankt die Luftfeuchtigkeit, kann dies die Symptome der chronisch-entzündlichen und degenerativen Nervenerkrankung begünstigen. Um diesen besser begegnen zu können, gewinnt in der Wissenschaft das Konzept des Selbstmanagements immer mehr Beachtung.1
Die Beschwerden bei MS zeigen sich bei jedem Menschen anders. Daher wird die MS auch die Erkrankung mit den 1.000 Gesichtern genannt, die zum Beispiel folgende neurologisch bedingte Symptome zeigen kann:2,3
Körperliche Einschränkungen: u. a. Schmerzen, Spastiken, Schwächegefühl, gestörte Sexualfunktion
Kognitive Beschwerden: z. B. eingeschränktes Erinnerungsvermögen
Negative Emotionen: z. B. Angstgefühle, Depression, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit
Die meisten Menschen mit MS leben täglich mit diesen Symptomen, die weder in ihrer Häufigkeit oder Schwere noch in ihrem Verlauf vorhersehbar sind. Dies schränkt körperlich ein, macht den Alltag schwer planbar und senkt die Lebensqualität. Die Symptome variieren bei jedem Menschen, doch eines eint etwa 80 Prozent der Betroffenen: Fatigue. Dabei handelt es sich um eine extreme geistige und körperliche Erschöpfung, die oft Begleitsymptom chronischer Erkrankungen ist. Sie wird von vielen als das Symptom empfunden, das am meisten einschränkt.1,4
Daten zeigen, dass Menschen nicht-medikamentöse Optionen vorziehen, um der Fatigue zu begegnen. Das Konzept des Selbstmanagements fußt auf der Erkenntnis, dass die MS eine kontinuierliche Erfahrung der betroffenen Person mit der eigenen Erkrankung ist. Es soll Betroffene befähigen, die MS besser zu verstehen und ihren Verlauf positiv zu beeinflussen. Von diesem Konzept lassen sich verschiedenen Tipps ableiten, die den Alltag erleichtern können.3
Körperliche Anstrengung und die dadurch erhöhte Körpertemperatur können Fatigue triggern oder verstärken. Gleichzeitig jedoch trägt sportliche Aktivität dazu bei, sich gegen sie zu wappnen. Um sich bei sportlicher Betätigung vor Überhitzung zu schützen, können Ihnen kalte Wickel helfen, genauso wie eine Tracking-App, mit der Sie die eigenen Grenzen herausfinden und einhalten können. Sollten Sie eine Outdoor-Aktivität bevorzugen, können weiche Kühlakkus im Rucksack sinnvolle Begleiter darstellen.4 Es kann außerdem helfen, in den kühleren Morgen- und Abendstunden oder im Wasser Sport zu treiben.
Auch die psychischen und körperlichen Beschwerden der MS lassen sich oft mit Bewegung lindern und damit die Lebensqualität bessern. Besonders eignet sich Sport in der Gruppe wie Yoga oder Aerobic mit einer Dauer von 60 bis 90 Minuten pro Einheit.3
Ein strukturierter Tagesablauf kann Energie sparen. Hilfreich kann es sein, Aufgaben, die Ihnen schwerfallen, in den Tagesabschnitt mit dem höchsten körperlichen und geistigen Energielevel zu legen. So müssen Sie weniger Energie aufbringen, um produktiv zu sein. Hilfreich ist es zudem, Aufgaben zu priorisieren und weniger dringende Angelegenheiten für andere Tage einzuplanen.4
Regelmäßige Pausen sparen Energie ein. Auch sind verschiedene Hilfsmittel wie Greifer oder Schlaufe hilfreich, mit denen sich Gegenstände aus Schränken holen oder Türen aufziehen lassen. Für unterwegs bieten Rollatoren oder Ähnliches die Möglichkeit, sich auszuruhen. Nach Absprache mit Verwandten, Freunden oder der Pflegekasse lassen sich Spülen, Putzen, Wäsche waschen oder andere Aufgaben im Haushalt abgeben.4
Schlafmangel fördert die Fatigue, das macht konsequente Schlafhygiene wichtig. Vermeiden Sie daher vor dem Schlafengehen blaues Licht und achten Sie auf eine kühle Schlafumgebung. Hilfreich kann es auch sein, dünnere Decken zu nutzen und auf Kühlkissen zu schlafen. Oftmals stören begleitende Symptome wie nächtlicher Blasendrang die Nachtruhe. Möglicherweise kann es Ihnen helfen, auf einen Nachttopf zurückzugreifen.4
Eine ausgewogene herzgesunde Ernährung unterstützt dabei, MS-Symptome wie Hitzewallungen, Überhitzen oder einen veränderten Appetit, die Ihre Fatigue verstärken können, zu lindern. Als herzgesund gilt die mediterrane Küche mit
täglich viel Gemüse, Salat und Obst,
frischen Kräutern, Knoblauch und Gewürzen sowie wenig Salz,
in Maßen Fleisch, Milch und Milchprodukten oder stattdessen mehr Hülsenfrüchten als Eiweißquelle,
pflanzlichen, kaltgepressten Ölen und Fetten anstelle von tierischen,
ballaststoffreichen Vollkornprodukten sowie
einer ausreichenden Menge an Wasser oder ungesüßten Tees.4,5
Bei MS gibt es einige Ansatzpunkte, um den Symptomen mit Selbstmanagement zu begegnen. Allerdings ersetzen sie nicht das ärztliche Gespräch bei neu auftretenden oder sich veränderten Symptomen und eine daraufhin angepasste Therapie. Ratsam kann es zudem sein, die Selbsthilfemaßnahmen zuvor mit der behandelnden Fachkraft abzustimmen.
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Text veröffentlicht am 04.11.2025
Referenzen
Kidd T et al. A systematic review of the effectiveness of self-management interventions in people with multiple sclerosis at improving depression, anxiety and quality of life. PLoS One. 2017 Oct 11;12(10):e0185931.
Universitätsmedizin Göttingen. Multiple Sklerose (MS): Die Krankheit mit 1.000 Gesichtern. https://www.umg.eu/1000-gesichter-ms/ Abruf: 30.09.2025
Wills, O.C., Probst, Y.C. Understanding lifestyle self-management regimens that improve the life quality of people living with multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. Health Qual Life Outcomes 20, 153 (2022).
Silverman SC et al. Multiple Sclerosis Fatigue Self-Management: Strategies and Influencing Factors 5 Years After a Multimodal Intervention. Int J MS Care. 2024 Dec 23;26(Q4):363-369.
Deutsche Herzstiftung. Herzgesunde Ernährung mit der Mittelmeerküche. https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/ernaehrung/mediterrane-ernaehrung Abruf: 30.09.2025
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Titelbild: AdobeStock