MS und Tattoo – geht das?

Verrucht war früher: Heute werden die Hautbemalungen mit Stolz getragen und nicht mehr versteckt. Ob im Sport, auf der Arbeit oder in der Uni, überall schmücken sich Menschen inzwischen mit Tätowierungen. Auch viele Menschen mit MS (Multiple Sklerose) liebäugeln mit einem Tattoo. Wer sich dafür entscheidet, sollte auf die Professionalität des Studios, die Hygiene sowie die Farb- und Musterauswahl achten.1,2
Auch wenn es letzten Endes die eigene Entscheidung ist, ist es ratsam, die behandelnde Ärztin oder den Arzt vor dem Stechen eines Tattoos mit einzubeziehen. Sie kennen ihre Patientinnen und Patienten, deren Medikamente und die jeweilige gesundheitliche Situation. Somit können sie bei der Entscheidungsfindung hilfreich sein. Manche Tätowiererinnen und Tätowierer fragen auch nach einer ärztlichen Bescheinigung.1
Grundsätzlich sollte der Gang ins Tattoo-Studio gut überlegt sein. Immerhin halten die Körperbilder ein Leben lang, falls sie nicht – mit viel Aufwand – wieder entfernt werden. Meist spricht bei MS nichts dagegen, aber wer Begleiterkrankungen hat, sollten eher verzichten oder die Pläne verschieben. Dies gilt unter anderem wenn Sie zusätzlich zur MS folgende Erkrankungen haben:3
Herzerkrankungen und Blutgerinnungsstörungen
Diabetes
Allergien
Neigung zu Ekzemen und offenen Wunden
Auch wenn Sie schwanger sind, Antibiotika oder immunschwächende Medikamente einnehmen, sollten Sie besser auf ein Tattoo verzichten.3
Mangelnde Hygiene beim Tätowieren birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Schlimmstenfalls können schwere Infektionserkrankungen übertragen werden. Keime könnten ins Gewebe gelangen und Entzündungen hervorrufen. Schwerwiegende Hautinfektionen beinhalten das Risiko einer vorübergehenden Verschlechterung der Erkrankung (Pseudoschub). Daher sollten Sie die Studios genau unter die Lupe nehmen, bevor Sie sich entscheiden.4
Bloggerin und Autorin Samira hat MS und schon einige Tattoos. Sie rät, sich Zeit zu nehmen und mit viel Vorlauf zu planen. Wichtig sei es, die Menschen kennenzulernen, die das Studio betreiben, ihnen Fragen zu stellen, sich gut umzusehen. Wer sich tätowieren lassen möchte, sollte darauf achten, ob es sauber ist, die Nadeln gewechselt werden, Handschuhe und Mundschutz getragen werden.1
Auch gewissenhafte Pflege ist wichtig, damit das Tattoo gut abheilt und um Infektionen vorzubeugen, die ein Schubrisiko darstellen könnten. Seriöse Studios erklären genau, wie die richtige Pflege nach dem Stechen aussieht. Idealerweise gibt es die Pflegeanleitung auch schriftlich.
Durch die Stiche in tiefer gelegene Hautschichten können Infektionen, Allergien und bleibende Hautschädigungen auftreten. Laut Verbraucherzentrale weisen einige Tattoo-Farben und Tinten allergieauslösende Stoffe oder problematische (Farb-) Stoffe auf.3
Fragen Sie daher ganz genau nach, welche Farben das Studio Ihrer Wahl verwendet. Für Sie sind geprüfte Farben ganz besonders wichtig. In einem modernen und guten Tattooshop sollten nur in Deutschland zugelassene Farben verwendet werden. Sie sind im Gegensatz zu manchen im Ausland verwendeten Farben frei von Metallen.1
Ein wichtiger Aspekt: Menschen mit MS müssen sich häufiger als andere einem MRT unterziehen. Daher sollten Sie darauf achten, dass die verwendeten Farben keine Metallpigmente enthalten. Die metallischen Bestandteile können sich im Magnetfeld des Scanners erhitzen. Ungünstig könnten auch Muster mit vielen Schleifen und Kreisen sein. Das birgt die Gefahr, dass elektrischer Strom im Bereich des Tattoos geleitet wird.2,4
Auch auf die richtige Stelle kommt es an: Ein Tattoo könnte das Legen von Zugängen für Infusionen und das Hautkrebsscreening erschweren. Die Armbeuge etwa ist eher ungünstig. Adern sind aufgrund der tätowierten Haut schwieriger zu erkennen. Das erschwert Blutabnahmen oder die Kontrastmittelgabe.1,3
Gut vorbereitet zu sein, ist die halbe Miete:1
Gehen Sie vor dem Tätowier-Termin am besten früh ins Bett, damit Sie am nächsten Tag ausgeruht und fit sind.
Eine gute Idee ist es, den Termin für freitags zu vereinbaren, um sich bei Bedarf am Wochenende erholen zu können.
Falls es Ihr erstes Tattoo ist, wählen Sie am besten ein kleines aus, um zu testen, wie der Körper reagiert.
Bloggerin und Autorin Samira Mousa beantwortet Fragen rund ums Thema. Wer mit ihr Kontakt aufnehmen oder Ratschläge möchte, schreibt eine E-Mail an: samira@chronisch-fabelhaft.de
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Referenzen
1. chronisch fabelhaft – frei, aktiv und glücklich. Samira Mouse: Tattoos bei MS – Kann ich mich mit MS tätowieren lassen?https://chronisch-fabelhaft.de/2020/11/17/tattoos-bei-ms; veröffentlicht: 17.11.2020, abgerufen: 08.12.2023
2. DNP – Die Neurologie & Psychiatrie. Caroline Eilers, Mathias Mäurer: Tattoos und permanentes Make-up bei Menschen mit Multiper Sklerose. Wann die Hautbemalungen in der MRT Probleme bereiten. Ausgabe 05/2022, Gelesen: 08.12.2023
3. Verbraucherzentrale: Gesundheitliche Risiken von Tattoos und Permanent Make-up; https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/aerzte-und-kliniken/gesundheitliche-risiken-von-tattoos-und-permanent-makeup-11745; Stand: 20.03.2022, abgerufen: 08.12.2023
4. MS-DOCBLOG. Prof. Dr. Mathias Mäurer: Tattoos und MS – Einwände?! https://www.ms-docblog.de/multiple-sklerose/tattoos-und-ms-einwaende; veröffentlicht: 22.07.2015, abgerufen: 08.12.2023
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