Unterwegs mit MS – meine Tipps für Zug, Flugzeug und Unterkunft

Unterwegs mit MS – meine Tipps für Zug, Flugzeug und Unterkunft

Reise Tipps für Menschen mit eingeschränkter Mobilität

Dieser Beitrag wurde geschrieben von Anna Berkel*, eine langjährige Kundin der SHOP APOTHEKE und SMART-Therapiebegleitung. Sie schreibt aus ihrem Alltag und berichtet dabei aus ihren persönlichen Erfahrungen mit Multiple Sklerose.

Sommerferien! Endlich ist es wieder so weit. Wir drehen den Globus, machen die Augen zu, tippen mit dem Finger irgendwo hin, und da verbringen wir dann unseren Sommerurlaub! So einfach ist es für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie MS leider nicht immer. Ganz abgesehen vom Urlaubsort selbst, an dem das Wetter, die Unterkunft, die bergigen Straßen oder die sandigen Wege einem einen Strich durch die Urlaubsrechnung machen können, ist auch die Fahrt oder der Flug zum perfekten Urlaubsziel manchmal ganz schön holprig. Je nach dem, welche Einschränkung die MS für den willigen Urlauber bereithält, ist der Stolperstein ein anderer. Da ich selbst „nur“ nicht gut laufen kann, beziehen sich meine Ratschläge nur auf Stolpersteine für Menschen mit Gehbehinderung bzw. Rollstuhlfahrer.

Mit müden Beinen Bahn fahren

Unzählige Frauen mit High Heels beneiden Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer um diesen Service der Deutschen Bahn:

Diesen Einstiegsservice für Rollstuhlfahrer kann man bis zu einem Tag vorher einfach telefonisch bei der Bahn anfordern. Wenn man keinen Rollstuhl hat, aber trotzdem Schwierigkeiten mit den hohen Stufen in den Zug hat, kommt ein netter Bahnmitarbeiter, hilft beim Hochkraxeln und bringt einem auch noch den Koffer zum Sitzplatz. Und wenn man am Umsteigebahnhof nur 9 Minuten Zeit hat, um zu Fuß von Gleis 2 zu Gleis 8 zu kommen, bestellt man vorher einfach einen Rolliservice bei der Bahn. Der bringt einen dann in Windeseile mit dem Rolli zum Anschlusszug, und die Fahrt geht ohne Anstrengung weiter. Gegen die Bahn lässt sich vieles sagen, aber eins hat sie richtig drauf: sich um Menschen mit verschiedensten Mobilitätseinschränkungen zu kümmern. Unter folgendem Link findet man alles zum Thema barrierefreies Reisen: https://www.bahn.de/p/view/service/barrierefrei/uebersicht.shtml?dbkanal_007=L01_S01_D001_KIN0001_top-navi-flyout_service-handicap_LZ01

Mit MS über den Wolken

Das Gleiche gilt für Reisen mit dem Flugzeug. Eine gute Vorbereitung und Kenntnis der Angebote der verschiedenen Airlines erleichtert die Reise ungemein. Bei vorheriger Anmeldung wird man je nach Handicap mit einem Rollstuhl zur Flugzeugtreppe gebracht oder mit einem Hublift bis an die Tür des Flugzeugs gefahren. Auf jeden Fall darf man meistens als Erster einsteigen und muss keine Angst haben, von den anderen Urlaubern über den Haufen gerannt zu werden. Hat man ein „B“ im Schwerbehindertenausweis, fliegt die Begleitperson auf Inlandsflügen manchmal sogar kostenlos mit. Beispielhaft sei hier der Service von Eurowings erwähnt: https://www.eurowings.com/de/informieren/an-bord/barrierefrei-reisen.html Oder der von Lufthansa: https://www.lufthansa.com/de/de/barrierefrei-reisen. Ähnliche Services bieten auch die meisten anderen Fluggesellschaften.

Vorsicht ist bei der Mitnahme von Medikamenten geboten, insbesondere Spritzen. Die netten Leute am Security Check können nicht alle Spritzen kennen, die für Menschen mit einer chronischen Erkrankung wie MS häufig leider Alltag sind. Deshalb sollte man immer eine Bescheinigung bei sich tragen, aus der sich ergibt, wofür man diese Medikamente braucht.
Wir haben für Sie ein entsprechendes Formular erstellt, welches Sie sich hier downloaden: smart-reise_bescheinigung können.

Ohne Stolpersteine in die Unterkunft

Zu guter Letzt gilt es, das Hotel, die Ferienwohnung oder den Campingplatz am Urlaubsort so gut wie möglich auszuwählen, damit das Wohnen nicht zum Hindernislauf wird. Auch nach zwanzig Jahren Erfahrung mit Anrufen bei Hotels bin ich immer noch nicht vor bösen Überraschungen gefeit. Immer noch lasse ich mich aufs Glatteis führen von gut gemeinten Auskünften von Hotelangestellten mit freundlichen verständnisvollen Stimmen. „Natürlich kommen Sie mit Ihrem Rollstuhl zum Schwimmbad!“ oder „Zu Ihrem Zimmer sind es nur 15 Stufen!“.

Dass man ins Wasser des Schwimmbades aber noch vier Stufen ohne Geländer überwinden muss, was für einen Rollifahrer mehr als herausfordernd sein kann, wird verschwiegen. Und dass die 15 Stufen zum Zimmer zu einer steilen Wendeltreppe gehören, die für jemanden mit Gehbehinderung mörderisch ist, war nicht Teil der Auskunft.

Das ist nicht die Schuld der Hotelangestellten. Keiner, der keine Gehbehinderung hat, kann sich auch nur annähernd vorstellen, was alles ein Hindernis sein kann. Deshalb bei Anrufen in Hotels, bei Vermietern von Ferienwohnungen etc, nicht vergessen: ALLES abfragen, jede Stufe, jede Treppe, jede Entfernung, jede Schwelle zur Dusche, jede Breite von Türen, ob die Türen von alleine aufgehen, Beschaffenheit von Wegen, findet die Wellnessmassage im Keller statt, und gibt es dorthin einen Aufzug und so weiter und so weiter…

So, und jetzt ran an den Globus und gute Reise.

 

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