Laut einer im Jahre 2018 veröffentlichten Studie weisen etwa 40% der australischen Erwachsenen mit Multipler Sklerose (MS) Schluckprobleme (medizinisch: Dysphagie) auf. (1)
- Schluckprobleme bei MS verursachen verschiedene körperliche Symptome, wie vermehrten Hustenreiz, gehäuftes Räuspern, oder versehentliches Einatmen (Aspiration) von Speisen und Getränken.
- Schluckprobleme bei MS können zu sozialen Konsequenzen führen und auch die Sprache beeinträchtigen.
- Unbehandelte Schluckbeschwerden können zu schwerwiegenden Komplikationen wie Dehydratation (übermäßiger Wasserverlust des Körpers), Unterernährung und Lungenentzündung führen.
- Menschen mit MS, die starke Schluckprobleme haben, sollten sich an ihren HNO-Arzt wenden.
Ursachen und Folgen der Schluckprobleme bei MS-Patienten
Die Schluckprobleme bei Menschen mit MS entstehen, wenn durch die Krankheit die Nerven im Gehirn und im Rückenmark geschädigt werden, die für das Schlucken zuständig sind. Das Schlucken ist ein viel komplexerer Vorgang, als die meisten von uns denken. Daran sind mindestens 25 Muskeln und entsprechend viele Nerven beteiligt. Durch die Multiple Sklerose können einzelne oder mehrere Phasen des Schluckablaufs gestört werden.
Für manche Menschen sind diese Probleme weniger stark ausgeprägt, andere hingegen müssen mit einer schweren Symptomatik fertig werden.
Typische Symptome bei MS-bedingten Schluckbeschwerden sind:
- Husten oder Würgen beim Essen.
- Erstickungsfälle, die sich anfühlen an, als ob das Essen im Hals steckenbleibt.
- Häufiges Auftreten von Lungenentzündungen, die anders nicht zu erklären sind.
Wenn Sie nicht richtig schlucken können, dann kann – eventuell sogar unbemerkt – Nahrung oder Flüssigkeitn in die Luftröhre gelangen, anstatt durch die Speiseröhre in den Magen. Das kann in der Lunge zu Lungenentzündung oder Abszessen führen.
Die Schluckbeschwerden können auch die Lebensqualität der Patienten, ihre Freude an gesellschaftlichem Essen und ihre Beziehungen zu Familie und Freunden erheblich beeinträchtigen. Fast ein Drittel der Personen mit Schluckbeschwerden berichten, dass sie deutlich länger für Mahlzeiten bräuchten als gesunde Erwachsene. Auch deswegen beeinflusst eine Dysphagie das soziale Leben. Nahezu 50% der MS-Patienten mit Dysphagie beklagten sich über die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, wie Frustration, Entmutigung, Depression und Ärger. Fast die Hälfte der Teilnehmer mit Schluckbeschwerden berichten von Erstickungsangst und Angst vor einer Lungenentzündung. Dies führt bei fast 45% der Patienten mit Dysphagie dazu, dass ihre Motivation abnimmt, Nahrung zu sich zu nehmen und sie insgesamt weniger Genuss beim Essen und Trinken empfinden. Wenn die Betroffenen aber wegen der Schluckbeschwerden zu wenig Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen, kann das schlimmstenfalls zu Unterernährung oder Dehydratation führen.
Behandlung von Schluckbeschwerden bei MS
Schluckstörungen können in unterschiedlichen Formen auftreten. Deswegen muss zuerst ein HNO-Arzt eine genaue Diagnose stellen.
Zur Therapie bei Schluckbeschwerden kann in erster Linie ein darauf spezialisierter Logopäde (Sprachtherapeut) helfen. Er werden Änderungen in den Ernährungsgewohnheiten, in der Körper- und Kopfhaltung beim Essen, oder Übungen vorgeschlagen, die die Schluckprobleme lindern können. Dazu zählt zum Beispiel Funktionstraining von Zunge und Lippen, Stimm-, Sprech- und Atemübungen.
So können Sie sich selbst das Schlucken erleichtern:
Auch Flüssigkeiten können bei Schluckstörungen Probleme bereiten Sie können Getränke in diesem Fall z.B. mit speziell dafür entwickelten Pulvern andicken. Diese sind geschmacksneutral und bestehen hauptsächlich aus Stärke (Ballaststoffen) oder aus Johannisbrotkernmehl .
Literatur:
(1) https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2211034818302700#
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