Spondylitis

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Morbus Bechterew (Ankylosierende Spondylitis, Spondylitis ankylosans)

Morbus Bechterew oder Spondylitis ankylosans ist eine Arthritis, die die Wirbelsäule betrifft (im Volksmund: „Wirbelsäulen-Rheuma“). Zu den Symptomen einer ankylosierenden Spondylitis gehören Schmerzen und Versteifungen vom Hals bis zum unteren Rücken. Nach und nach entzünden sich die Gelenke zwischen Wirbeln und Rippen sowie die Kreuz- und Darmbeingelenke. Dies kann (muss aber nicht) zur Verknöcherung der Gelenkumgebung und zur knöchernen Überbrückung der Gelenke führen. . Im Endstadium kann es hier zu einer vollständigen Versteifung der Wirbelsäule kommen. Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können die Schmerzen und Versteifungen unter Kontrolle gehalten werden, wodurch sich eine Beeinträchtigung reduzieren oder eventuell ganz vermeiden lässt.

Wer ist von Morbus Bechterew betroffen?

Die ankylosierende Spondylitis betrifft etwa 0,1% bis 0,5% der erwachsenen Bevölkerung in Mitteleuropa. Obwohl sie in jedem Alter auftreten kann, sind in der Regel Erwachsene zwischen 20 bis 40 Jahren von Spondylitis betroffen. Bei Frauen ist ankylosierende Spondylitis zwar nicht weniger häufig, verläuft im Durchschnitt jedoch etwas anders als beim Mann. In Deutschland sind je nach Schätzung zwischen 350 und 700.000 Menschen mehr oder weniger stark von Morbus Bechterew betroffen.

Die Symptome einer ankylosierenden Spondylitis

Die häufigsten frühen Symptome des Morbus Bechterew sind:

  • Schmerz und Versteifungen:
    Konstante Schmerzen und Steifheit im unteren Rücken, Gesäß und Hüften, die länger als drei Monate andauern. Spondylitis beginnt häufig im unteren Rücken im Bereich der Lendenwirbel. Am häufigsten ist das Kreuz-Darmbein-Gelenk betroffen; dieses Gelenk bildet die Verbindung zwischen dem unteren Teil der Wirbelsäule und dem Beckenknochen. Die hier entstehenden  Entzündungen können die Knochengewebe zerstören.
  • Zusammenwachsen der Knochen:
    Durch die Entzündungen kann nicht nur Knochengewebe zerstört werden, sondern es können sich auch Knochenanhängsel in Form von Faserknorpel bilden, die die Gelenkränder ersetzen. Hierdurch können die Gelenke und Bänder der Wirbelsäule und des Beckens verknöchern. Diese Verbindung der Knochen wird als “knöcherne Fusion” (ossäre Fusion) bezeichnet. Die Erkrankung kann damit zur Versteifung (Ankylose) der Wirbelsäule führen und dadurch die Beweglichkeit des Patienten erheblich beeinträchtigen und Schmerzen verursachen.
  • Schmerzen in Bändern und Sehnen:
    Morbus Bechterew kann auch Bänder und Sehnen betreffen, die an den Knochen anhaften. So kann eine Tendonitis (Entzündung der Sehne) hinter oder unter der Ferse Schmerzen und Steifheit verursachen, wie z. B. die Achillessehne am hinteren Knöchel.

Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) ist eine systemische Erkrankung. Die Symptome sind nicht alleine auf die Gelenke der Wirbelsäule beschränkt. Betroffene können auch an Fieber, Müdigkeit und Appetitlosigkeit leiden. Die häufigste Begleiterkrankung bei Morbus Bechterew ist die Regenbogenhautentzündung (Irisentzündung) des Auges auf. Diese Augenentzündung tritt typischerweise immer einseitig auf und ist mit einer Rötung des Auges und Schmerzen verbunden. In seltenen Fällen können sich auch Lungen- und Herzprobleme entwickeln.

Ursachen von Morbus Bechterew

Die genauenUrsachen der ankylosierenden Spondylitis sind aktuell noch nicht erforscht, bekannt ist jedoch,  dass genetische Faktoren zumindest mitverantwortlich für die Erkrankung sind. Die meisten Patienten mit Spondylitis ankylosans sind Träger der HLA-B27-Mutation. Obwohl Menschen, die diese Mutation tragen, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, eine Spondylitis ankylosans zu entwickeln, tritt sie auch bei bis zu 10% der Menschen auf, die keine Anzeichen von Morbus Bechterew haben.

Diagnose der ankylosierenden Spondylitis

Die Diagnose einer ankylosierenden Spondylitis beruht auf mehreren Faktoren, vor allem:

  • Anamnese, also Befragung des Patienten nach familiären Vorerkrankungen, Symptomen und Krankheitsverlauf
  • Befunde der körperlichen Untersuchung
  • Röntgenaufnahmen des Rückens und des Beckens
  • Ergebnissen von Labortests

Bei der körperlichen Untersuchung kann der Arzt mit speziellen Tests feststellen, wie beweglich der Patient in seiner Wirbelsäule ist:

  • Mennel-Test
    Der Patienten liegt in Bauchlage. Der Untersuchende fixiert das Becken des Patienten durch Druck auf das Kreuzbein und hebt dann das gestreckte Bein des Patienten an. Bei einer Entzündung spürt der Patient einen stechenden Schmerz im Kreuz-Darmbeingelenk.
  • Schober- und Ott-Zeichen
    Der Patient beugt sich im Stand nach vorn und versucht, die Fingerspitzen möglichst nah an die Zehen zu führen. Der Arzt misst anhand vorher festgelegter Punkte an der Wirbelsäule wie weit sich die Wirbelsäule durch die Beugung „verlängert“.

Behandlung des Morbus Bechterew

Die ankylosierende Spondylitis ist nicht heilbar, aber durch gezielte und individuelle. Behandlungen können die auftretenden  Beschwerden reduziert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Ziele der Behandlung sind:

  • Schmerzen und Steifheit zu vermindern,
  • körperliche Beeinträchtigungen zu minimieren oder zu ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen,
  • und so weiterhin die Erhaltung normale Aktivitäten zu ermöglichen.

Bei der Behandlung von Spondylitis ist es empfehlenswert, dass mehrere Fachrichtungen mit dem Patienten zusammenarbeiten: neben dem Hausarzt, auch ein Rheumatologe, sowie ein Physiotherapeut und ein Ergotherapeut. Bei richtiger Behandlung lässt sich die Lebensqualität der Patienten relativ gut erhalten und der Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. So können Menschen mit Morbus Bechterew ein weitgehend normales Leben führen.

Therapieverfahren bei ankylosierender Spondylitis

Medikamente

Durch den gezielten Einsatz bestimmter Medikamente, die die Schmerzen und die Steifheit der Wirbelsäule lindern, können die meisten Betroffenen ein weitgehend normales Leben führen. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSARs) wie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac sind die am häufigsten verwendeten Medikamente zur Behandlung von Spondylitis. In vielen Fällen erfolgt hier die Einnahme nicht nur bei Bedarf sondern möglicherweise auch über einen längeren Zeitraum oder auch nur während einer akuten Entzündungsphase. In mittelschweren bis schweren Fällen können andere Medikamente zum Behandlungsschema hinzugefügt werden. Zusätzlich können krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) wie Methotrexat angewendet werden, wenn NSARs allein nicht ausreichen, um Entzündungen, Steifheit und Schmerzen zu reduzieren. Ist hierdurch kein ausreichender Erfolg zu erzielen, können auch die sogenannten Biologika und Biosimilars eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um gentechnisch hergestellte Eiweißmoleküle, die in das körpereigene Entzündungsgeschehen eingreifen. . Auch Kortison-Injektionen in die betroffene Region können in einigen Fällen akut schnell helfen. Es ist jedoch noch nicht geklärt ob und wie solche Kortison-Spritzen den Verlauf der Krankheit beeinflussen.

Physio- und Ergotherapie

Ein frühzeitiges Eingreifen mit Physio- und Ergotherapie ist wichtig, um die Beweglichkeit und Lebensqualität zu erhalten und körperliche Beeinträchtigungen zu minimieren.

Training

Ein tägliches Trainingsprogramm hilft, die Steifheit zu reduzieren, die Muskeln um die Gelenke zu stärken und eine körperliche Beeinträchtigung zu vermeiden oder zu reduzieren. Spezielle Atemübungen können helfen, den Brustkorb flexibel zu halten. Schwimmen ist ein besonders geeigneter Sport für Menschen mit Morbus Bechterew.

Chirurgie

Eine Operation kann bei Morbus Bechterew nötig werden, wenn die chronische Entzündung ein Gelenk zerstört hat, so dass es durch eine Prothese ersetzt werden muss. Ist bei einem Patienten die Halswirbelsäule durch die Erkrankung instabil geworden, können die Wirbelkörper operativ versteift werden (zervikale Fusion). Außerdem können Knochenkeile aus den Wirbeln entfernt werden, um eine zu stark gekrümmte Wirbelsäule wieder aufzurichten (Keilosteotomie).

Selbsthilfemaßnahmen bei Morbus Bechterew

Folgende Maßnahmen werden Menschen mit Spondylitis empfohlen, um die Beschwerden zu lindern oder das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen:

  • Bewegung ist vielleicht der wichtigste Teil in der Behandlung eines Morbus Bechterew. Günstig sind regelmäßige moderate Sportarten wie Spazierengehen, Gymnastik, Rad fahren, Schwimmen, Walking etc. sowie gezielte Kräftigungsübungen für die Rückenmuskulatur. Das fördert die Beweglichkeit und unterstützt das Aufrichten der Wirbelsäule. (Siehe auch Rheuma und Sport.
  • Auch die Ernährung ist wichtig für die Gesundheit. So fördert die mehrfach ungesättigte Fettsäure Arachidonsäure (in Schweinefleisch) Entzündungen in den Gelenken, das sollte Sie also meiden. Dagegen können die Omega-3-Fettsäuren (in fettreichen Meeresfischen) Entzündungen hemmen. Empfehlenswert ist bei Morbus Bechterew deshalb eine fleischarme Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch, pflanzlichen Fetten und fettreduzierten Milchprodukten. (Siehe auch Rheuma und Ernährung).
  • Schlafen Sie auf einer festen Matratze mit geradem Rücken. Legen Sie auch keine dicken Kissen unter den Kopf, da dies die Fusion der Wirbel in der gebogenen Position fördern kann.
  • Wählen Sie Stühle, Tische und andere Arbeitsflächen so, dass Sie nicht mit gebückter Haltung davor sitzen. Sitzen Sie besser auf Stühlen ohne Armlehne, nicht in Sesseln.
  • Da Patienten mit ankylosierender Spondylitis sich leicht den steifen Hals oder Rücken verletzen können, sollte sie besonders vorsichtig sein und plötzliche Stöße durch Springen oder Stürzen zu vermeiden.
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