Hüftdysplasie - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Als Hüftdysplasie wird eine angeborene Hüftentwicklungsstörung bezeichnet. Typisch für sie ist, dass ein Teil des Hüftgelenks, die Gelenkpfanne, zu flach ausgebildet ist, um den kugelig geformten Hüftkopf zu umfassen. Frühzeitig noch im Säuglingsalter erkannt, lassen sich unterschiedliche Stabilisierungsmaßnahmen anwenden, um die Hüfte bei der Ausreifung zu unterstützen. Sie können bis zum zweiten Lebensjahr eingesetzt werden. Den konservativen Maßnahmen ist gemein, dass das Hüftgelenk in eine gebeugte und seitlich abgespreizte Position gebracht und dort gehalten wird. Bleibt eine Hüftdysplasie unbehandelt oder wird sie erst spät erkannt, kann sich die Knorpelschicht so abnutzen, dass in einigen Fällen arthrotische Beschwerden auftreten. Bei einer solchen Koxarthrose kann dann ein Gelenkersatz nötig sein.
Was ist eine Hüftdysplasie?
Von einer Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie sind in Deutschland Kinder mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen etwa siebenmal häufiger betroffen als solche mit männlichen. Bei einer Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie ist das Hüftgelenk von Geburt an nicht ausreichend ausgebildet. Dieses besteht aus einem Kugelgelenk und einer Gelenkspfanne (Acetabulum). Letzteres ist Bestandteil des Hüftknochens und bei einer gesunden Ausprägung so gebaut, dass sie den Hüftkopf (Caput femoris) etwa zur Hälfte überdacht und so den Pfannenerker bildet. Der Hüftkopf sitzt am oberen Ende des Oberschenkelknochens (Femur) und ist kugelig geformt.
Liegt jedoch eine Hüftreifungsstörung wie die Hüftdysplasie vor, ist die knöcherne Struktur der Hüftpfanne nicht groß oder tief genug ausgebildet. Dann wird das Kugelgelenk nicht ausreichend überdacht und ist zu beweglich. Diese Instabilität in der Hüfte des Neugeborenen führt dazu, dass sich die Verknöcherung des Pfannenerkers verzögert. Dieser Zustand lässt sich als entwicklungsbedingte Hüftdysplasie bezeichnen. Frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich Spätfolgen oft vollständig vermeiden. Eine Behandlung, die in den ersten drei Lebensmonaten begonnen wird, verspricht in kürzerer Zeit einen besseren Erfolg als eine im späteren Säuglingsalter begonnene Therapie. Von der Hüftdysplasie können beide oder nur eine Hüfte betroffen sein.
Unbehandelt kann eine Hüftdysplasie im weiteren Lebensverlauf zu einer Hüftgelenkluxation führen. Dabei verschiebt sich der Hüftkopf in der Gelenkpfanne (Subluxation) oder rutscht vollständig aus der Gelenkpfanne raus (Luxation). Nur in seltenen Fällen werden Kinder mit einer Luxation geboren.
Wie äußert sich Hüftdysplasie?
Bei Neugeborenen fällt die Hüftdysplasie meistens zunächst nicht auf. Oft erscheinen Eltern mit ihren Kindern in der kinderärztlichen Praxis oder Klinik, weil der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne gerutscht ist. Wenn bei Säuglingen doch Symptome auftreten, dann möglicherweise folgende:
- In den ersten Lebenswochen kann das Kind das Bein nicht oder nur schwer zur Seite abspreizen.
- Das betroffene Bein erscheint kürzer.
- Die Pofalten befinden sich auf unterschiedlicher Höhe.
- Sind beide Körperseiten betroffen, kann das Kind ein Hohlkreuz ausbilden.
Fällt die Hüftdysplasie erst bei älteren Klein- oder Schulkindern auf, kann es sein, dass
- das Kind verspätet anfängt zu laufen.
- die Knie schmerzen.
- das Kind ein- oder beidseitig hinkt.
- der Oberschenkel des einen oder beider betroffener Beine nach innen rotiert ist.
Auch bei Jugendlichen oder Erwachsenen tritt oft ein nach innen gedrehtes Gangbild bei erhöhter Drehfähigkeit der Hüftgelenke auf. Zudem können bei langem Sitzen oder anderen Belastungen Schmerzen im Bereich der Leisten oder seitlich der Hüfte auftreten.
Was verursacht Hüftdysplasie?
Für eine Hüftdysplasie sind oft verschiedene Faktoren verantwortlich. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem:
- Beckenendlage des Ungeborenen im Mutterleib
- Verminderte Fruchtwassermenge (Oligohydramnion)
- Platzmangel, z. B. bei einer Mehrlingsschwangerschaft
- Familiäre Vorbelastung
- Weitere Fehlbildungen des Skeletts
- Frühgeburt
Wie wird die Diagnose Hüftdysplasie gestellt?
Die Hüftdysplasie lässt sich bei Säuglingen per Ultraschalluntersuchung feststellen. Diese ist obligatorisch für die U3 im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung, die zwischen der vierten und der sechsten Lebenswoche stattfindet. Sind die Eltern von einer Hüftdysplasie betroffen, kann das Hüftgelenk bereits in der U2 begutachtet werden. Der Ultraschall wird durch eine körperliche Untersuchung ergänzt. Dabei überprüft die Kinderärztin oder der Kinderarzt, wie beweglich die Beine sind und ob sie normal weit abgespreizt werden können.
Liegt eine Hüftdysplasie vor, wird der Behandlungserfolg in regelmäßigen Kontrollterminen beobachtet. Bei älteren Kleinkindern kommt statt des Ultraschalls eine Röntgenuntersuchung zum Einsatz.
Wie sieht die Behandlung bei Hüftdysplasie aus?
Bei Säuglingen ist das Hüftgelenk noch nicht vollständig ausgereift. Daher sind früh angesetzte Therapien häufiger erfolgreich als solche, die später beginnen. Das Ziel der Behandlung ist es, das Hüftgelenk beim Ausreifen zu unterstützen, indem die korrekte Lage des Hüftkopfs in der Gelenkpfanne gefördert wird. Dafür müssen die Beine durch Beugen und Abspreizen so in Position gebracht und gehalten werden, dass sie eine Sitz-Hock-Haltung einnehmen.
Um die Beine in Position zu halten, kommen verschiedene Stabilisierungsmaßnahmen infrage, zum Beispiel:
- Spreizhose: Diese Bandage oder Schiene spreizt die Beine seitlich von der Hüfte ab und wird an die Bedürfnisse des Kindes angepasst. Sie wird über der Kleidung des Kindes angelegt.
- Breites Wickeln: Hier wird ein etwa 15 cm breit gefaltetes Handtuch zwischen Windel und Body gelegt, um die Beine abzuspreizen. Unabhängig von einer bereits vorliegenden Dysplasie lässt sich auf diese Weise außerdem deren Entstehung vorbeugen.
- Pavlik-Bandage: Diese Stabilisierungsmaßnahme besteht aus einem Brustgurt und zwei Unterschenkelschlaufen. Sie wird speziell an die Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Strampelt das Kind, drückt die Apparatur den Hüftkopf tief in die Gelenkspfanne. Die Pavlik-Bandage lässt sich bei einer Hüftdysplasie sowie bei einer Luxation einsetzen, um das ausgerenkte Gelenk wieder in Position zu bringen und dort zu halten.
Die Dauer der Behandlung ist vom Alter des Kindes bei Therapiebeginn abhängig und richtet sich nach dem Ausmaß der Hüftdysplasie: Manchmal reicht eine Behandlung von drei bis sechs Monaten aus, bis das Hüftgelenk vollständig ausgereift ist. Physiotherapie kann die Behandlung unterstützen.
Führen die konservativen Behandlungsmaßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg oder wurden sie erst spät eingeleitet, kann eine Operation nötig sein. Im Rahmen einer Osteotomie wird dann versucht, den Hüftkopf besser zu überdachen (Pfannendachplastik), damit er breitflächiger vom Körpergewicht belastet wird. Vorausgesetzt, das Hüftgelenk ist frei von Arthrose, kann auch eine im höheren Alter durchgeführte Pfannendachplastik für Beschwerdefreiheit sorgen.
Was können Sie selbst bei einer Hüftdysplasie Ihres Kindes tun?
Bei einer Hüftdysplasie können Sie vieles tun, um das Risiko einer Hüftluxation zu verringern. Unabhängig davon, ob bei Ihrem Kind eine Hüftdysplasie diagnostiziert wurde oder nicht, kann es helfen, das Kind
- in einem Tragetuch so zu tragen, dass seine Beine eine gespreizte und hockende Position einnehmen.
- so zu wickeln, dass das Hüftgelenk immer leicht gebeugt ist.
- nicht zu früh in Bauchlage zu bringen.
- nicht eng in eine Decke zu wickeln.
Veröffentlicht am: 18.08.2025
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ICD Code
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- Q65
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen
[1] S2k-Leitlinie der Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO) Sektion der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie. Hüftdysplasie – Teil 1 Säuglinge. AWMF-Register Nr. 033/033. Stand 2021. https://register.awmf.org/assets/guidelines/033-033l_S2k_Hueftdysplasie_2021-12_01.pdf
[2] Pschyrembel. Online. Hüftdysplasie. https://pschyrembel.de/H%C3%BCftdysplasie/K0A2X/doc/
[3] Pschyrembel. Online. Pavlik-Bandage. https://www.pschyrembel.de/Pavlik-Bandage/K0GG6
[4] Niethard F. U. et al. Orthopädie und Unfallchirurgie. Duale Reihe Thieme. 9. Überarbeitet Auflage, 2022.
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