Netzhautablösung - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Die Netzhautablösung ist eine zwar seltene jedoch sehr ernstzunehmende Erkrankung des Auges, bei der sich die Netzhaut vom Augenhintergrund ablöst. Typische Beschwerden sind Lichtblitze, schwarze Punkte und andere Sehstörungen. Häufigste Ursache ist ein Riss in der Netzhaut, aber auch Erkrankungen, Entzündungen oder Tumoren können der Grund sein. Die Netzhautablösung ist ein medizinischer Notfall und muss schnellstmöglich augenärztlich behandelt werden. Andernfalls besteht das Risiko, dass die betroffene Person erblindet.
Was ist eine Netzhautablösung?
Die Netzhaut befindet sich im hinteren Teil des Auges und ermöglicht es, Licht wahrzunehmen und Farben zu sehen. Bei einer Netzhautablösung trennt sich die lichtempfindliche Schicht am hinteren Teil des Auges von der Aderhaut und wölbt sich in den Augapfel hinein. Dadurch kann die Aderhaut sie nicht mehr mit Nährstoffen versorgen, was zu Beschwerden wie Lichtblitzen, hellem Flimmern oder Rußregen führt. Der medizinische Fachausdruck für die Netzhautablösung ist Amotio retinae oder Ablatio retinae.
Jährlich erkranken zwischen zehn und 25 von 100.000 Personen an einer Netzhautablösung, wobei das männliche Geschlecht häufiger betroffen ist als das weibliche und Personen über 60 Jahre häufiger als Jüngere. Am häufigsten tritt die Erkrankung bei stark kurzsichtigen Menschen mittleren Lebensalters auf. Obwohl die Netzhautablösung eine seltene Erkrankung des Auges ist, hat sie in der augenärztlichen Praxis eine große Bedeutung: Ohne sofortige Therapie erblinden die betroffenen Personen.
Wie äußert sich eine Netzhautablösung?
Eine beginnende Netzhautablösung zeigt sich durch folgende Frühsymptome:

- Lichtblitze, die auch bei geschlossenem Auge auftreten. Diese entstehen, wenn der Glaskörper an der Netzhaut zieht, wodurch die Sinneszellen gereizt werden.
- Helles Flimmern, das im Dunkeln deutlicher zu sehen ist als im Hellen. Meistens ist nur ein Auge betroffen.
- Durchsichtige oder helle Schlieren, Kringel oder schwarze Punkte, die sich beim Bewegen der Augen mitbewegen (Mouches volantes)
- Dunkle Flecken, die sich durch das Sichtfeld bewegen
- Rußregen oder dunkle Punkte, die nach unten sinken. Diese entstehen, wenn der Riss durch ein Blutgefäß verläuft und die Blutbestandteile sich im Auge verteilen.
Wenn sich die Netzhaut bereits abgelöst hat, kommen im weiteren Verlauf folgende Symptome hinzu:
- Gesichtsfeldausfälle wie Schatten und Schleier, die sich von außen nach innen bewegen. Diese treten in dem Gesichtsfeld auf, in dem sich die Netzhaut abgelöst hat. Je nachdem, ob diese Störung wie ein sich senkender Vorhang von oben nach unten oder wie eine hochwachsende Mauer von unten nach oben wahrgenommen wird, ist die Netzhautablösung unten oder oben zu finden. Trennt sich die Netzhaut an der Seite, klagen die betroffenen Personen über ein beeinträchtigtes seitliches Sehen.
- Vermindertes oder verzerrtes Sehen, wenn der Teil mit den meisten Sinneszellen, die Makula, betroffen ist
Eine Netzhautablösung verursacht keine Schmerzen. Wird sie nicht behandelt, verstärken sich die Beschwerden. Die Schäden sind dann nicht mehr rückgängig zu machen, und die betroffenen Personen erblinden.
Was verursacht eine Netzhautablösung?
Hebt sich bei einer Netzhautablösung der lichtempfindliche Teil der Netzhaut von der darunterliegenden Aderhaut ab, sammelt sich zwischen den beiden Schichten Flüssigkeit an. Dadurch kann die Aderhaut die Netzhaut nicht mehr mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, was zu den typischen Beschwerden führt.
Ein besonders hohes Risiko für die Erkrankung haben Personen, die
- kurzsichtig sind (mindestens fünf Dioptrien). Bei kurzsichtigen Menschen steht die Netzhaut unter Spannung, da der Augapfel zu lang ist.
- bereits chirurgische Eingriffe aufgrund eines grauen (Katarakt) oder grünen Stars (Glaukom) hinter sich haben.
- eine familiäre Veranlagung haben.
- bereits einmal an einer Netzhautablösung erkrankt waren. Bis zu 20 Prozent entwickeln in den darauffolgenden Jahren auch am anderen Auge eine Netzhautablösung.
- sich am Auge verletzt haben, zum Beispiel durch einen Schlag auf das Auge (Kampf-, Ballsportarten).
- älter sind. Im höheren Lebensalter schrumpft der Glaskörper. Zu einem Riss in der Netzhaut kommt es, wenn er dann noch mit der Netzhaut verbunden ist. Personen unter 30 Jahren sind selten von der Erkrankung betroffen.
Die häufigste Ursache für das Abheben der Netzhaut ist ein Riss oder Loch in der Netzhaut, die rhegmatogene Netzhautablösung. Durch die Öffnung dringt geleeartige Flüssigkeit aus dem Glaskörper ein und drückt die Netzhaut weiter vom Augenhintergrund weg. An den Stellen, an denen sich die Netzhaut von ihrer normalen Position gelöst hat, verschlechtert sich das Sehvermögen. Sie tritt beispielsweise bei stark kurzsichtigen Menschen, nach Verletzungen oder bei älteren Personen auf.
Weitere, wenn auch seltenere Auslöser sind:
- Entzündungen im Bereich von Ader- und Netzhaut, Erkrankungen und Tumoren wie beispielsweise Aderhautmelanome oder Metastasen. Bei dieser Form tritt Flüssigkeit aus der Aderhaut aus, sodass die Netzhaut angehoben wird. Die medizinische Bezeichnung ist exsudative Netzhautablösung.
- Zug (Traktionen). Bei schweren Formen der Netzhauterkrankungen (diabetische Retinopathie), welche die Folge eines Diabetes mellitus sein können, durch Verletzungen sowie wiederholte Netzhautablösungen können im Auge Narben aus Bindegewebe entstehen. Schrumpfen diese Stränge, können sie an der Netzhaut ziehen, sodass diese sich ablöst. Der Fachausdruck hierfür ist Traktionsablatio.
Wie wird die Diagnose Netzhautablösung gestellt?
Erste Anlaufstelle für Menschen mit Sehstörungen ist die augenärztliche Praxis. Da die Netzhautablösung ein Notfall ist, sind eine rasche Diagnose und Behandlung wichtig.
Zuerst erkundigt sich das medizinische Fachpersonal in einem Gespräch nach der Krankengeschichte (Anamnese). Dafür kann es sein, dass die betroffene Person gefragt wird,
- welche Beschwerden sie hat und wie stark diese sind,
- wann die Symptome aufgetreten sind,
- ob diese sich verschlimmern,
- ob eine Kurzsichtigkeit oder eine andere Augenkrankheit vorliegt,
- ob es behandlungsbedürftige Erkrankungen gibt, beispielsweise Diabetes mellitus,
- ob bereits ein chirurgischer Eingriff am Auge vorgenommen worden ist oder
- ob in der Vergangenheit schon einmal eine Netzhautablösung aufgetreten ist.
Anschließend folgt die Augenuntersuchung, in der das medizinische Personal die Sehschärfe bestimmt und den Augenhintergrund mithilfe einer Augenspiegelung (Ophthalmoskopie) beurteilt. Hierfür wird den Betroffenen ein pupillenerweiterndes Medikament verabreicht. Eventuell vorhandene Risse oder Löcher in der Netzhaut lassen sich anschließend mit einer Spaltlampe erkennen. Dies ist ein medizinisches Gerät, welches aus einem Mikroskop, einer Lichtquelle sowie einer Kinn- und Stirnstütze besteht.
Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sind manchmal eine Ultraschalluntersuchung, eine Magnetresonanztomografie und – insbesondere bei Verletzungen des Auges – eine Computertomografie notwendig.
Wie sieht die Behandlung bei Netzhautablösung aus?
Eine Netzhautablösung muss schnellstmöglich behandelt werden, andernfalls besteht die Gefahr, dass die betroffene Person erblindet. Welche Behandlungsmaßnahmen zum Einsatz kommen, hängt davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist und was sie ausgelöst hat.
Liegt ein Riss vor und hat sich die Netzhaut noch nicht von der Aderhaut getrennt, ist eine Hitze-Laserkoagulation möglich. Hierbei wird mit einem Laser die Netzhaut um den Riss herum an der unteren Schicht angeschweißt und dadurch eine Ablösung verhindert. Eine weitere Möglichkeit ist die Kältebehandlung (Kryokoagulation), bei der eine Kältesonde an die beschädigte Stelle gehalten und diese so versiegelt wird. Das Loch oder der Riss bleibt bei diesen zwei Methoden bestehen.
Hat sich die Netzhaut bereits abgelöst, ist eine sofortige Operation im Krankenhaus notwendig. Zur Anwendung kommen folgende zwei Verfahren:
- Buckelchirurgie. Hierbei wird der Augapfel von außen mit einer Plombe oder einem Ring eingedellt, sodass das Netzhautloch wieder an die untere Schicht gedrückt wird.
- Entfernung des Glaskörpers (Virektomie). Ziel ist es, innere Zugkräfte zu beseitigen. Hierfür wird der Glaskörper beispielsweise durch Silikonöl oder Gas ersetzt, sodass sich die obere Schicht an die untere drückt.
Zusätzlich werden die zugrunde liegenden Erkrankungen wie Tumoren, Entzündungen oder Infektionen behandelt.
Was können Sie selbst bei Netzhautablösung tun?
Ohne Behandlung nehmen die Beschwerden zu, und die betroffene Person erblindet. Je zügiger jedoch die Diagnose gestellt und die Erkrankung behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Erfolgt die Therapie bereits im Frühstadium, bleibt das Sehvermögen normalerweise erhalten. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei Sehstörungen wie Lichtblitzen oder Rußregen sofort eine augenärztliche Praxis zu kontaktieren.
Manchmal bleiben nach einer Netzhautablösung Sehstörungen zurück, die sich oft auf den Alltag auswirken. Eine gute Beleuchtung sowie Farbakzente im eigenen Wohnraum, Hilfsmittel wie Lupen oder Haushaltsgeräte mit Sprachausgabe sowie der Austausch mit anderen Betroffenen können helfen, besser mit den Einschränkungen umzugehen. Wichtig ist zudem, dass Angehörige und Bekannte die betroffene Person unterstützen und ihr helfen, möglichst aktiv zu bleiben.
Netzhautablösungen lassen sich bis zu einem gewissen Maß vorbeugen:
- Augen mit Brille schützen: Netzhautablösungen sind häufig die Folge von Augenverletzungen, die durch umherfliegende Gegenstände entstanden sind oder die sich die betroffenen Personen beispielsweise beim Sport zugezogen haben.
- Gut eingestellte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus
- Regelmäßige augenärztliche Untersuchung ab dem 40. Lebensjahr bei Vorliegen von Risikofaktoren wie Kurzsichtigkeit, Diabetes mellitus, bereits aufgetretener Netzhautablösung oder nach einer Operation am Auge.
Veröffentlicht am: 23.06.2025
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- H33
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen
[1] Pschyrembel. Online. Pars caeca retina. https://www.pschyrembel.de/Pars%20caeca%20retinae/B0LPF
[2] Pschyrembel. Online. Pars optica retina. https://www.pschyrembel.de/Pars%20optica%20retinae/K0GE0/doc/
[3] Pschyrembel. De Gruyter 268. Auflage (2020)
[4] Universitätsspital Zürich. Netzhautablösung. https://www.usz.ch/krankheit/netzhautabloesung/
[5] Charité Universitätsmedizin Berlin. Netzhautablösung (Ablatio) https://augenklinik.charite.de/leistungen/netzhautabloesung_ablatio/
[6] Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Netzhautablösung. https://www.gesundheitsinformation.de/netzhautabloesung.html
[7] Lang, G., Lang, S. Netzhautablösung (Amotio retinae, Ablatio retinae). Thieme 7. Auflage (2024)
[8] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK). Netzhautablösung. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/augen/netzhaut/netzhautabloesung.html
[9] Bundesministerium für Gesundheit. Netzhautablösung. https://gesund.bund.de/netzhautabloesung#diagnostik
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