Niereninsuffizienz - Symptome, Behandlung und Ursachen

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Niereninsuffizienz, auch als Nierenversagen bezeichnet, ist eine Erkrankung, bei der die Nieren ihre Funktion, Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut zu entfernen, nicht mehr ausreichend erfüllen können. Dies kann zu einer Reihe gesundheitlicher Komplikationen führen wie die Ansammlung von Flüssigkeit im Gewebe, die Störung des Elektrolythaushalts akute und Herz-Kreislaufbeschwerden bis hin zur Herzinsuffizienz. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sowie proaktive Maßnahmen zur Vorbeugung können helfen, die Auswirkungen der Erkrankung zu minimieren und die Gesundheit der Nieren zu erhalten. Es ist wichtig, bei Verdacht auf Funktionsstörungen der Nieren dies ärztlich abzuklären und regelmäßige medizinische Untersuchungen durchführen zu lassen.
Was ist eine Niereninsuffizienz?
Die Niereninsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der die Nieren ihre Fähigkeit, Abfallstoffe effektiv aus dem Blut zu filtern und auszuscheiden, teilweise oder vollständig verloren haben. Es gibt zwei Hauptformen: die akute Niereninsuffizienz, die plötzlich auftritt, und die chronische Niereninsuffizienz oder Nierenerkrankung (CKD), die sich langsam über einen längeren Zeitraum entwickelt.
Die akute Niereninsuffizienz ist durch einen Anstieg des Serumkreatinin-Werts und/oder eine verminderte Harnausscheidung (Diurese) gekennzeichnet. Verdächtig sind unter anderem
- ein Serumkreatinin-Wert von ≥ 0,3 mg/dl Blut innerhalb von 48 Stunden oder
- ein Anstieg des Kreatinins um das ≥ 1,5-Fache des Ausgangswert innerhalb von sieben Tagen sowie
- ein Urinvolumen von weniger als 0,5 ml/kg Körpergewicht/h über mindestens sechs Stunden.
Bei der chronischen Nierenerkrankung wird als ein Merkmal die Filtrationsrate der Nierenkörperchen (Glomeruli), auch glomeruläre Filtrationsrate (GFR), als Maßstab für die Ausscheidungsfunktion der Nieren herangezogen. Beträgt diese über mindestens drei Monate weniger als 60 Milliliter pro Minute, spricht das für eine chronische Niereninsuffizienz. Ebenso deutet ein struktureller Nierenschaden, der seit mindestens drei Monaten besteht und bereits Auswirkung auf den Gesundheitszustand hat, auf ein sich entwickelndes Nierenversagen hin. Anzumerken ist, dass die Nieren auch bei einer unauffälligen GFR von 90 Milliliter pro Minute oder mehr bereits langfristig strukturell geschädigt sein kann. Ein Hinweis darauf ist eine erhöhte Ausscheidung des Bluteiweißes Albumin. Fachleute sprechen in diesen Fällen von einer Albuminurie. Da die eigentliche Filterfunktion der Nieren hierbei intakt ist und keine Insuffizienz vorliegt, die Nieren aber geschädigt sind, bevorzugen Fachleute die Bezeichnung chronische Nierenerkrankung.
Wie äußert sich eine Niereninsuffizienz?
Die Symptome einer Niereninsuffizienz variieren je nach Schweregrad und abhängig davon, ob die Erkrankung akut oder chronisch ist. Die Beschwerden sind häufig unspezifisch, insbesondere zu Beginn der Krankheitsentstehung. Zu den häufigsten Beschwerden im Anfangsstadium gehören:
- Ermüdung
- allgemeine Schwäche, Abgeschlagenheit
- Veränderungen beim Wasserlassen (z. B. verminderte Urinmenge, erhöhtes Wasserlassen [Polyurie], nächtliches Einnässen [Nykturie])
Später kommen weitere Symptome hinzu wie:
- Schwellungen (Ödeme) an den Beinen (besonders den Füßen und Knöcheln), Händen und um die Augen
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Atemnot (Dyspnoe)
- vertiefte Atmung (Kußmaul-Atmung)
- verstärktes, unregelmäßiges Herzklopfen (Palpitationen)
- Brustenge (Angina pectoris)
- Verwirrtheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Krämpfe, z. B. aufgrund einer Elektrolytentgleisung
- Juckreiz
- Restless-Legs-Syndrom
- Kopfschmerzen
Was verursacht eine Niereninsuffizienz?
Die Ursachen für eine Niereninsuffizienz sind vielfältig. Auslöser einer akuten Niereninsuffizienz sind unter anderem:
- Erniedrigte Durchblutung der Nieren: z. B. durch Kreislaufversagen oder Schock (bei abfallendem Blutdruck [Hypotonie], starkem Flüssigkeitsverlust oder -mangel)
- Infektionen, die z. B. zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen
- Starker Bluthochdruck (Hypertonie), der zu Gefäßschäden in den Nieren führt (hypertensive Nierenschäden)
- Toxische Arzneimittelwirkung: z. B. durch Antibiotika, Schmerzmittel und Röntgenkontrastmittel
- Harnstauung: z. B. durch Nierensteine, eine Verlegung der Harnwege oder Tumoren
- Entzündungen
Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich beispielsweise aufgrund von:
- Diabetes mellitus (diabetische Nephropathie)
- Bluthochdruck
- Autoimmunerkrankungen: z. B. Lupus erythematodes
- Harnwegsinfektionen: z. B. Entzündung der Nierenkörperchen (chronische Glomerulonephritis) oder des Nierenbeckens (chronische Pyelonephritis)
- Langfristige Einnahme bestimmter Medikamente
Wie wird eine Niereninsuffizienz diagnostiziert?
Die Diagnose einer Niereninsuffizienz gestaltet sich oft schwierig, da die Beschwerden zu Beginn unspezifisch und gering sind. Oft ist sie ein Zufallsbefund infolge einer Blutuntersuchung im Rahmen eines Check-ups, bei der die Kreatinin-Werte auffällig sind. In einem Anamnesegespräch klären Ärztinnen und Ärzte dann zunächst ab, ob die betreffende Person genug Flüssigkeit zu sich nimmt, Beschwerden beim Wasserlassen hat oder ob die Urinmenge verringert ist. In diesem Gespräch werden zudem alle sonstigen Symptome, Vorerkrankungen und bisherigen Behandlungen erfasst.
Die Diagnose einer Niereninsuffizienz erfolgt üblicherweise durch Blut- und Urintests, die die Funktion der Nieren bewerten. Dazu gehören neben dem Kreatinin- auch der Harnstoff -Nitrogen-Bluttest sowie Urinanalysen.
Eine körperliche Untersuchung dient der Abklärung der Symptome. So werden beispielsweise Vitalwerte wie der Blutdruck gemessen, das Herz hinsichtlich Herz-Kreislauf-Beschwerden wie Herzklopfen und Brustschmerzen abgehört, das Hautbild hinsichtlich Austrocknung bewertet und die Extremitäten bezüglich Ödemen geprüft.
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomografie (CT) können ebenfalls zum Einsatz kommen, um die Struktur der Nieren zu beurteilen. Mit ihnen lassen sich Veränderungen des Nierengewebes erkennen.
Wie sieht die Behandlung bei einer Niereninsuffizienz aus?
Unbehandelt kann eine Niereninsuffizienz lebensbedrohlich sein. Die frühzeitige Therapie ist demzufolge besonders wichtig. Dabei hängt die Behandlung vom Typ und Schweregrad der Niereninsuffizienz ab. Zu den allgemeinen Ansätzen gehören unter anderem:
- Behandlung der zugrunde liegenden Ursache
- Medikamente zur Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker, z. B. mittels Natrium-Glukose-Co-Transporter-2(SGLT2)-Inhibitoren oder selektiven Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MRA)
- Ernährungsumstellung, insbesondere reichlich Obst und Gemüse sowie Ballaststoffe , wenig tierisches Protein, maximal sechs Gramm Kochsalz pro Tag
- Übergewicht vermeiden/reduzieren, z. B. mithilfe von Bewegungstherapie
- Medikamentenumstellung bei medikamentenbedingten Nierenschäden
- Rauchstopp/Alkoholverzicht
- Dialyse bei fortgeschritten Stadien
- Nierentransplantation in schweren Fällen
Was können Sie selbst bei einer Niereninsuffizienz tun?
Menschen mit Niereninsuffizienz können durch verschiedene Maßnahmen ihren Gesundheitszustand verbessern. Ein wichtiger Aspekt neben einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr ist eine gesunde Ernährung, wobei sie vor allem Salz, Zucker und tierische Proteine reduzieren sollten. Fachleute empfehlen eine tägliche Eiweißzufuhr von 0,6–1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Auf Nährstoffe wie Kalium, Natrium und Phosphat sollten Sie außerdem achten und nicht zu viel davon mit der Nahrung aufnehmen. Regelmäßige körperliche Aktivität trägt ebenfalls dazu bei, die Nieren gesund zu halten. Schädigende Substanzen wie Tabak, Alkohol sowie verschiedene Medikamente sollten gemieden und regelmäßige medizinische Kontrollen wahrgenommen werden. Fachleute empfehlen, sich ausführlich ärztlich beraten zu lassen, welche Lebensmittel und Medikamente geeignet oder eher ungünstig sind.
Veröffentlicht am: 24.11.2025
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ICD Code(s)
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- N17, N18, N19
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen:
[1] S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM). Versorgung von Patienten mit chronischer nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis. AWMF-Registernr: 053–048 (Stand: 30.06.2019, in Überarbeitung) https://register.awmf.org/assets/guidelines/053-048l_S3_Versorgung-von-Patienten-mit-nicht-dialysepflichtiger-Niereninsuffizienz__2021-01.pdf
[2] Pschyrembel. Online. Niereninsuffizienz. https://www.pschyrembel.de/Niereninsuffizienz/K0F8F/doc/
[3] Deximed Hausarztwissen online. Niereninsuffizienz. https://deximed.de/home/klinische-themen/niere-harnwege/symptome/niereninsuffizienz
[4] Deximed Hausarztwissen online. Akutes Nierenversagen. https://deximed.de/home/klinische-themen/niere-harnwege/patienteninformationen/akutes-nierenversagen/akutes-nierenversagen
[5] Deximed Hausarztwissen online. Chronische Nierenkrankheit. https://deximed.de/home/klinische-themen/niere-harnwege/patienteninformationen/nierenversagen/chronische-nierenkrankheit
[6] Deutsche Herzstiftung. Chronische Niereninsuffizienz: Eine stumme Gefahr fürs Herz. https://herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/niereninsuffizienz
[7] Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Niereninsuffizienz. https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/niereninsuffizienz.html
[8] Deutsche Krankenversicherung (DKV). Niereninsuffizienz – Wenn die Nieren noch eingeschränkt funktionieren. https://www.dkv.com/gesundheit-themenwelt-innere-organe-niereninsuffizienz-wenn-die-nieren-noch-eingeschraenkt-funktionieren.html
[9] Deutsche Nierenstiftung. Ernährung bei Nierenerkrankungen. https://www.nierenstiftung.de/fuer-betroffene/niere-a-bis-z/ernaehrung-bei-nierenerkrankungen/
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