Toxoplasmose - Symptome und Behandlung

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Bei der Toxoplasmose handelt es sich um eine Erkrankung, die vom Parasiten Toxoplasma gondii ausgelöst wird. Menschen können sich über verschiedene Wege mit Toxoplasmen anstecken. Die Infektion verläuft bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem meist unbemerkt. Sie bilden Antikörper gegen den Parasiten und bleiben in den meisten Fällen ihr Leben lang vor einer Erkrankung geschützt. Eine im Verlauf des Lebens auftretende Immunschwäche kann die Infektion jedoch neu aufflammen lassen. Dann, aber auch bei der Erstinfektion von Immungeschwächten, kann die Toxoplasmose schwer verlaufen. Auch die Erstinfektion einer schwangeren Person kann schwere Folgen für das Ungeborene haben. Behandelt wird mit Antibiotika, Antiparasitika und Glukokortikoiden. Es existiert keine Impfung gegen Toxoplasmose, daher ist Vorbeugen der beste Schutz vor der Erkrankung.
Was ist Toxoplasmose?
Die Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den parasitischen Einzeller (Protozoa) Toxoplasma gondii ausgelöst wird. Dieser durchläuft verschiedene Entwicklungsstadien in seinem Endwirt wie Katzen und Katzenartigen sowie Menschen und anderen Tieren, die als Zwischenwirt (Reservoir) dienen und deshalb auch erkranken. Allerdings verläuft die Infektion für gesunde Menschen meist unbemerkt und ist in der Regel harmlos. Das Immunsystem bildet Antikörper, die den Parasiten wirkungsvoll bekämpfen. Daraufhin bildet dieser Ruhestadien (Bradyzoiten) in Muskulatur und Gehirn. Solange die Abwehr aktiv bleibt, ruhen diese und richten keinen Schaden an.
Entwickelt sich jedoch im Laufe des Lebens eine Immunschwäche, können im Körper verbliebene Bradyzoiten, die sich langsam teilende Form des Parasiten, wieder aktiv werden. Die erneut aufflammende Infektion kann dann sehr schwer verlaufen.
Der Auslöser für die Toxoplasmose ist weltweit verbreitet und tritt je nach Region unter-schiedlich gehäuft auf. In Deutschland liegt die Durchseuchungsrate unter den Erwachsenen bei etwa 50 bis 70 Prozent. Sie nimmt bei der erwachsenen Bevölkerung (ab 18 Jahren) jährlich um etwa 1% zu. Im Vergleich sind damit hier mehr Menschen mit dem Parasiten infiziert als in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise den Niederlanden (26%).
Wie äußert sich die Toxoplasmose?
Bei Gesunden verläuft eine Toxoplasmose-Infektion in 80 bis 90 Prozent der Fälle ohne Symptome. Treten Symptome auf, äußert sich die akute Toxoplasmose oft mit:
- einer Lymphknotenschwellung,
- entzündeten Lymphgefäßen, meistens an Kopf oder Hals, z. B. in Form einer Mandelentzündung (Tonsillitis),
- Fieber,
- grippeähnlichen Symptomen,
- Kopfschmerzen,
- Müdigkeit,
- gereizten Hirnhäuten (Meningismus) oder
- der gleichzeitigen Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis).
Diese Symptome klingen meist von selbst innerhalb weniger Tage wieder ab. Bei der sehr seltenen chronischen Form tritt bei Gesunden schubweises Fieber auf, das neben Kopfschmerzen begleitet sein kann von:
- Gelenkbeschwerden
- Psychischen Veränderungen
- Organmanifestationen in Form von herdförmigen Entzündungen in Lymphknoten an Kopf oder Halsbereich oder an anderen Stellen des Körpers; Leber, Milz oder Augen, z. B. Iridozyklitis (Entzündung der Iris und des Ziliarkörpers), Chorioretinitis (einer Aderhautentzündung (Chorioiditis), auf die eine Netzhautentzündung (Retinitis) folgt)
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem zeigt sich die Toxoplasmose meistens nach Wiederauftreten einer versteckten Infektion und kann hier zu schweren Erkrankungen führen. Bei AIDS-Patienten äußert sie sich beispielsweise in Form einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Seltener treten die Symptome am gesamten Körper (generalisiert) auf, zum Beispiel an:
- Auge,
- Lunge,
- Leber,
- Nebenniere oder
- anderen Organen.
Infiziert sich eine schwangere Person im ersten Schwangerschaftsdrittel erstmalig mit Toxoplasmen, führt dies oft zu einer Fehlgeburt oder zu schweren Schäden am ungeborenen Kind. Manchmal zeigen sich die gesundheitlichen Folgen erst nach der Geburt oder Jahre später. Zu diesen zählen dann:
- Gelbsucht (Ikterus)
- Kalkablagerungen im Gehirn (zerebrale Verkalkungen)
- Eine gemeinsam auftretende Vergrößerung von Milz und Leber (Hepatosplenomegalie)
- Chorioretinitis
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Erweiterung der inneren Liquorräume im Gehirn aufgrund von Zirkulationsstörungen (Hydrocephalus)
- Epileptische Anfälle
- Versteifte Gliedmaße
- Trinkfaulheit
- Unkontrollierte Augenbewegungen (Nystagmus)
- Retardierung
Was verursacht Toxoplasmose?
Die Toxoplasmose erfolgt nach Ansteckung mit verschiedenen Entwicklungsstadien des Parasiten. Meist geschieht dies über
- Parasiteneier (Oozysten), die infektiöse Sporozoiten enthalten, welche sich im Zwischenwirt zu den Tachyzoiten entwickeln, die sich asexuell vermehren.
- Lebensmittel. Zum Beispiel durch Umgang mit rohem oder nicht ausreichend gegartem Fleisch, wenn es mit Zysten belastet ist, welche die Dauerstadien des Parasiten enthalten. Auch Obst oder Gemüse, das in Bodenmähe wächst, kann mit infektiösen Eiern des Parasiten verunreinigt sein, ebenso wie Trinkwasserreservoire.
Der Parasit Toxoplasma gondii lebt als Kommensale im Darm der Katze. Als Endwirt des Parasiten erkrankt sie nicht nach der Infektion, sondern dient als Ort, an dem er sich sexuell vermehren kann. Die so produzierten und befruchteten Eier scheidet die Katze in großer Zahl mit dem Kot aus. In den Eiern befinden sich die infektiösen Sporozoiten, die eine gewisse Zeit im Kot oder (bei freilaufenden Katzen) im Boden überdauern können. Nehmen Schweine, Geflügel oder andere Schlachttiere diese mit ihrer Nahrung auf, entwickeln sich aus den Sporozoiten die Tachyzoiten.
Dieses Entwicklungsstadium befällt Körperzellen, um sich in ihnen asexuell zu vermehren. Ruhestadien (Bradyzoiten) des Parasiten bilden Zysten und überdauern im Gehirn und im Muskelgewebe des Fleischs von Tieren, welche die Menschen essen, oder im Menschen selbst. Immunkompetente Menschen bemerken die Infektion in der Regel nicht. Kommt es jedoch im Verlauf des Lebens zu einer erworbenen Immunschwäche, können diese Ruhestadien die Infektion neu aufflammen lassen. Das kann beispielsweise geschehen durch eine HIV-Infektion oder wenn im Rahmen einer Transplantation Medikamente eingenommen werden, die das Immunsystem unterdrücken. Meist verläuft die Toxoplasmose dann schwer.
Bis sich eine Infektion mit dem Erreger bemerkbar macht (Inkubationszeit), vergehen etwa zwei bis drei Wochen.
Ein dritter Infektionsweg ist der über die Plazenta während der Schwangerschaft.
Wie wird die Diagnose Toxoplasmose gestellt?
Meistens verläuft die Toxoplasmose symptomfrei. Treten doch Beschwerden auf, kann dies nach einem ausführlichen Anamnesegespräch in der hausärztlichen Praxis Anlass für verschiedene Labortests sein.
Mittels einer Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob der Körper Antikörper gegen den Parasiten entwickelt hat. Je nach Menge der Antikörper, die im Blut zirkulieren, erkennt die ärztliche Fachperson, ob die Infektion länger in der Vergangenheit liegt oder ob es sich um eine aktuelle Infektion und damit um eine akute Toxoplasmose handelt. Dann lässt sich auch das Stadium Erkrankung feststellen.
Diese Diagnosemethode eignet sich allerdings nicht bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr, da diese oft nicht in der Lage sind, ausreichend Antikörper zu bilden. Bei dieser Patientengruppe ist der Direktnachweis aussagekräftiger. Dafür wird versucht, den Erreger selbst oder seine Gene nachzuweisen. Dafür eigenen sich Gewebeproben, zum Beispiel aus dem Lymphknoten. Die hier vorhandenen Toxoplasmen lassen sich für einen positiven Direktnachweis durch eine feingewebliche (histologische) Untersuchung direkt nachweisen oder mittels eines Verfahrens, das als Polymerasekettenreaktion (PCR) bezeichnet wird. Mit diesem werden genetische Erregerbestandteile vervielfältigt und so die Toxoplasmose diagnostiziert.
Wird nach der Geburt eine Infektion festgestellt, muss diese an das Robert Koch-Institut gemeldet werden.
Wie sieht die Behandlung bei Toxoplasmose aus?
Bei der Toxoplasmose werden nur schwangere oder immunsupprimierte Menschen therapiert oder wenn die Augen betroffen sind. Bei immunsupprimierten Menschen kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:
- Antiparasitika wie Pyrimethamin oder Atovaquone
- Antibiotika wie Sulfadiazin, Clindamycin oder Spiramycin
Diese Wirkstoffe werden oft in Kombination eingenommen, um die verschiedenen Stoffwechselwege der Tachyzoiten empfindlich zu stören und so ihre Vermehrung zu verhindern. Ist das Gehirn entzündet, unterstützen zusätzlich eingenommene Glukokortikoide wie Dexamethason dabei, dass die Symptome schneller verschwinden.
Während der Schwangerschaft wird bis zum Ende der 15. Schwangerschaftswoche (SSW) ein Antibiotikum wie Spiramycin verschrieben, um eine Ansteckung zu vermeiden. Ab der 16. SSW kommt eine Kombination aus Sulfadiazin, Pyrimethamin zusammen mit Calciumfolinat über einen Zeitraum von vier Wochen zum Einsatz. Der Nachweis von Toxoplasma gondii im Fruchtwasser mittels PCR-Nachweis entscheidet über weitere Behandlungsschritte. Bei nachgewiesener Infektion des Fetus wird die Behandlung intervallweise fortgesetzt. Dabei werden die Medikamente entweder für einen Zeitraum von vier Wochen abgesetzt oder nur ein Antibiotikum eingenommen. Infizierte Neugeborene erhalten die gleiche Behandlung.
Diese Medikamente wirken nicht gegen die Ruhstadien von Toxoplasma gondii.
Wie können Sie einer Toxoplasmose vorbeugen?
Da es keine Impfung gegen Toxoplasmose gibt, ist für alle Menschen Vorbeugen der beste Schutz. Für Menschen mit Kinderwunsch kann es sinnvoll sein, den eigenen Antikörperstatus gegen Toxoplasma gondii zu kennen. Dieser lässt sich mittels einer Blutprobe bestimmen.
Einer Infektion kann auf verschiedene Wege vorgebeugt werden. So schützt Händewaschen davor, infektiöse Eier auf Gegenstände, die in den Mund gelangen könnten (z. B. Besteck) oder Lebensmittel zu übertragen. Daher ist das Reinigen der Hände besonders vor den Mahlzeiten wichtig, aber auch nach

- dem Umgang mit rohem oder nicht ausreichend gegartem Fleisch,
- Garten- oder Feldarbeit,
- Sandkastenbesuchen oder
- dem Säubern der Katzentoilette.
Des Weiteren ist es sinnvoll,
- darauf zu verzichten, rohes oder nicht ausreichend gegartes Fleisch zu verzehren, z. B. Mett,
- Gemüse und Früchte vor dem Essen gründlich zu waschen,
- bei Schwangerschaft die eigene Katze nur mit Trocken- oder Dosenfutter zu füttern und
- das Säubern der Katzentoilette Anderen zu überlassen.
Veröffentlicht am: 18.11.2025
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ICD Code
ICD Codes sind Internationale statistische Klassifikationen der Krankheiten zu finden z.B. auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (AU) oder Ärztebriefen.
- B58
- Quelle: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte - https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/index.htm
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Quellen:
[1] Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber. Toxoplasmose. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Toxoplasmose.html
[2] Robert Koch-Institut. Neue Ansätze zur Diagnose und Therapie der Toxoplasmose. https://www.rki.de/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/Abt1/FG16/Toxoplasma_gondii.html
[3] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Krankheiten und Infektion in der Schwangerschaft: Toxoplasmose. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/akute-erkrankungen-und-infektionen/toxoplasmose/
[4] Pschyrembel. Online. Toxoplasmose. https://www.pschyrembel.de/Toxoplasmose/K0MQL/doc/
[5] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Toxoplasmose.html
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