Schwindel (Vertigo) - Ursachen und Tipps

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Schwindel (Vertigo) ist eine der häufigsten Ursachen, warum Menschen zum Arzt oder zur Ärztin gehen. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung haben einmal in ihrem Leben mit Schwindel zu kämpfen. Einige der typischen Symptome sind ein Drehgefühl und/oder Schwanken beim Gehen, Stehen oder Liegen, teilweise mit Übelkeit und Sehstörungen. Es handelt sich dabei um eine Störung des Gleichgewicht-Systems im Innenohr, des Gehirns oder des „seelischen“ Gleichgewichts. Schwindel ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptomkomplex, der verschiedene Ursachen haben kann. Die Behandlung ist dementsprechend abhängig von der jeweiligen Ursache. Entscheidend für den Erfolg der Therapie ist die richtige Diagnosestellung.
Wie äußert sich Schwindel?
Das Hauptmerkmal von Schwindel ist ein gestörter Gleichgewichtssinn. Das heißt, der Betroffene gerät ins Schwanken, alles dreht sich oder es tritt ein Gefühl wie im Fahrstuhl auf. Fast immer wird Schwindel von weiteren Symptomen wie Übelkeit, Schweißausbrüchen, Kreislaufbeschwerden, Sehstörungen oder Benommenheit begleitet.
Schwindel kann nur wenige Sekunden oder über längere Zeit, bis hin zu Monaten bestehen. Die Dauer ist abhängig von der Ursache.
Besondere Vorsicht ist bei der Teilnahme am Straßenverkehr geboten! Menschen mit immer wiederkehrenden Schwindelattacken oder chronischem Schwindel sind nicht fahrtauglich!
Welche Ursachen für Schwindel gibt es?
Es gibt sehr viele verschiedene Erkrankungen, welche mit Schwindelsymptomen einhergehen. Die häufigsten Diagnosen, die in hausärztlichen Praxen gestellt werden sind:
- Psychogener Schwindel
- Gutartiger, anfallsweiser Lagerungsschwindel
- Schwindel im Alter/Komplexer Schwindel
- Zervikogener Schwindel
- Orthostase Syndrom
- Medikamente, Stoffwechselstörung, neue Brille

Psychogener Schwindel
Etwa 15 bis 30 Prozent der ambulanten Patienten weisen psychische Ursachen für den Schwindel auf. Meist sind diese Schwindelanfälle attackenartig und mit Schwanken beim Stehen oder Gehen verbunden. Übelkeit tritt hierbei selten auf. Auch eine Veränderung der Körperhaltung hat meist keinen Einfluss auf den Schwindel.
Mediziner sprechen bei dieser Schwindelart auch von phobischen Schwankschwindel oder Angstschwindel. Fachleute verwenden heute auch den Begriff „funktioneller Schwindel“ oder „PPPD“ (persistierender postural-perzeptiver Schwindel), wenn der Schwindel über einen längeren Zeitraum anhält und durch psychische Faktoren ausgelöst oder verstärkt wird. Viele Betroffene empfinden den Schwindel als sehr bedrohlich und bauen Ängste vor der nächsten Attacke auf. Oft sind die Schwindelattacken verbunden mit bestimmten Situationen wie Autofahren, Fliegen, Arbeitsbesprechungen oder auch dem Warten in einer Schlange. Der Schwindel kann sich in einigen Fällen zu einer Panikattacke ausweiten und ist dann meist verbunden mit Herzrasen, Schweißausbrüchen und Angst.
Häufig entsteht ein psychogener Schwindel nach einer durchgemachten organischen Erkrankung, bei der Schwindelattacken auftraten. Auch wenn die Krankheit überstanden ist, bleiben in einigen Fällen die Schwindelanfälle bestehen.
Gutartiger, anfallsweiser Lagerungsschwindel
Die medizinische Bezeichnung für diese Art von Schwindel ist benigner, paroxysmaler Lagerungsschwindel. Die meisten Betroffenen haben dabei das Gefühl, dass sich alles dreht, als ob sie im Karussell sitzen. Auch wenn er sehr unangenehm ist, lässt sich der Lagerungsschwindel sehr gut von den anderen Schwindelursachen abgrenzen und erfolgreich behandeln. Man erkennt ihn daran, dass er meist bei schnellen Kopfbewegungen, im Liegen oder beim Bücken auftritt. Außerdem hält der Lagerungsschwindel in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten pro Anfall an.
Zugrunde liegen hier meist lose Ablagerungen in den Bogengängen des Innenohrs. Sie stellen einen Teil des Gleichgewichtsorgans im Ohr dar. Kommen diese Ablagerungen durch bestimmte Kopfhaltungen in Bewegung, werden die Sinneszellen aktiviert und lösen sozusagen einen „falschen Alarm“ aus, der nicht zu den anderen Sinneswahrnehmungen passt. Dadurch wird ein Schwindelgefühl ausgelöst.
Schwindel im Alter/Komplexer Schwindel
Schwindel im Alter ist eine Folge mehrerer Störungen von Organsystemen, die gemeinsam zu einem Schwindelgefühl beitragen. Das können zum Beispiel Sehstörungen, Hörstörungen, Muskelschwäche, Nervenerkrankungen oder eine Minderdurchblutung des Gehirns sein. Mediziner sprechen in solchen Fällen auch von einem komplexen Schwindel. Häufig liegt ein sogenannter multisensorischer Schwindel vor, hierbei sind mehrere Sinnesorgane wie Augen, Gleichgewichtsorgan und Tiefensensibilität gleichzeitig beeinträchtigt. Teilweise sind altersbedingt bestimmte Gehirnfunktionen beeinträchtigt, die für einen intakten Gleichgewichtssinn benötigt werden. Durch verschiedene Ursachen nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Schwindel zu leiden, mit dem Alter stark zu.
Zervikogener Schwindel
Der Begriff zervikogen bedeutet: von der Halswirbelsäule (HWS) herrührend. Er wird meistens durch Bewegungen der HWS hervorgerufen. Viele Betroffene haben zudem ein HWS-Syndrom. Das heißt, es bestehen Beschwerden im Bereich der Halswirbelsäule, die neben Schwindel auch mit Verspannungen und Kopfschmerzen einhergehen können.
Orthostase Syndrom
Unter dem Orthostase Syndrom versteht man einen plötzlichen Blutdruckabfall beim Aufstehen aus dem Liegen, Sitzen oder aus der Hocke. In der Medizin wird dies auch Orthostatische Hypotonie genannt. Oft wird hierbei der Schwindel von Schwarzwerden vor den Augen oder Ohrensausen begleitet. Einige Betroffene haben sogar das Gefühl, ohnmächtig zu werden.
Die Ursachen für den Blutdruckabfall können unter anderem ein generell niedriger Blutdruck, Diabetes, Herzerkrankungen oder neurologische Erkrankungen sein. Auch bei jüngeren Menschen kann eine Form des Orthostase-Syndroms auftreten – etwa beim sogenannten posturalen Tachykardiesyndrom (POTS), das unter anderem nach Virusinfektionen wie COVID-19 beobachtet wurde.
Medikamente, Stoffwechselstörung, neue Brille
Relativ häufig tritt Schwindel als unerwünschte Wirkung oder Wechselwirkung von Medikamenten wie Herz-Kreislauf-Medikamenten (z. B. Betablocker), Schlafmitteln oder Antidepressiva auf. Auch zu viel Alkohol führt kurzfristig zu Gleichgewichtsproblemen und Schwindel.
Stoffwechselstörungen, die zu Unter- oder Überzuckerung führen sowie Funktionsstörungen der Leber oder Niere können ebenfalls Schwindel verursachen.
Beim Tragen einer neuen Brille – vor allem bei Gleitsichtbrillen – empfinden einige Menschen ein Schwindelgefühl. Meist legt sich der Schwindel bei regelmäßigem Gebrauch nach ein bis zwei Wochen.
Auch weitere Ursachen können für Schwindel in Frage kommen. Dazu zählen:
- Menière-Krankheit (Anfalls-Drehschwindel mit Hörminderung)
- Vestibuläre Migräne (Drehschwindel vor oder bei Migräne Attacken)
- Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel)
- Bewegungsschwindel (See-, Flug- oder Reisekrankheit)
- Zentrale Schwindelformen (bei Schädigung des Gehirns)
- Obstruktive Herzerkrankungen (bei Verengung der Herzklappen oder -Blutgefäße)
- Herzrhythmusstörungen
- Polyneuropathie (Erkrankung der Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks)
- Vestibularisparoxysmie (ein Blutgefäß drückt dabei auf den Gleichgewichtsnerv im Gehirn)
- Grunderkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Alzheimer, Epilepsie, Augenerkrankungen, etc.)
- Infekte (durch Viren oder Bakterien, z. B. Ohrentzündungen)
Wann sollte man bei Schwindel ärztlichen Rat einholen?
Viele Schwindelattacken klingen in kurzer Zeit ohne spezielle Behandlung wieder ab (zum Beispiel bei gutartigem Lagerungsschwindel). Sollten Sie aber länger andauernde oder immer wiederkehrende Schwindelanfälle haben, ist es ratsam, die Ursache vom Arzt oder von einer Ärztin abklären zu lassen. Haben Sie Begleitsymptome wie Erbrechen, Kopfschmerzen oder Atemnot ist es ebenfalls sinnvoll, einen Arzt oder von einer Ärztin aufzusuchen. Bei starken Infekten, die mit Schwindel einhergehen, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder ihre Ärztin. Zudem sollte Schwindel im Alter stets ernst genommen und daher auch die Ursache ermittelt werden.
Wie wird Schwindel behandelt?
Gerade bei dem Symptom Schwindel ist es nicht immer leicht, die Ursache herauszufinden. Umso wichtiger ist ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin. Die genauen Umstände, die Dauer und eventuelle Begleiterscheinungen der Schwindelattacken führen oft zu einer Eingrenzung der möglichen Ursachen. Um bestimmte Augenbewegungen, die durch Schwindel hervorgerufen werden können, zu erkennen, nimmt der Arzt oder die Ärztin eine sogenannte „Frenzel-Brille“ zu Hilfe. Es handelt sich dabei um ein Vergrößerungsglas mit Beleuchtung. In bestimmten Fällen, wie dem zentralen Schwindel, wird die Kernspintomografie eingesetzt, um eine sichere Diagnose stellen zu können. Heute kommen in vielen Praxen auch digitale Varianten zum Einsatz – sogenannte Video-Frenzel-Brillen –, mit denen unwillkürliche Augenbewegungen (Nystagmen) noch präziser erkannt werden können.
Erster Ansprechpartner bei Schwindel ist zunächst der Hausarzt oder die Hausärztin. Häufig sind allerdings weitere Untersuchungen bei Fachärzten wie Neurologen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzten, Augenärzten, Kardiologen oder Psychotherapeuten nötig.
Behandlung
Die Therapie von Schwindel richtet sich nach Art und Ursache und kann daher sehr unterschiedlich ausfallen. Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel besteht zum Beispiel die Möglichkeit spezielle „Lagerungsmanöver“ durchzuführen, die der Arzt oder die Ärztin dem Patienten erklärt. Diese Haltungsübungen können Betroffene auch zu Hause durchführen. Sie sollen dazu dienen, dass sich die losen Ablagerungen im Innenohr festsetzen und somit die Sinneszellen nicht mehr reizen können.
Im Fall von zervikogenem Schwindel, zum Beispiel durch Probleme an der HWS, hilft einigen Menschen eine physio - oder chirotherapeutische Behandlung. Ihr behandelnder Arzt oder behandelnde Ärztin kann Ihnen diese Therapien verschreiben.
Bei psychogenem Schwindel ist es ratsam, eine Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie) durchzuführen.
Eine medikamentöse Behandlung von Schwindel ist in einigen Fällen möglich. Dabei werden bei akuten, starken Schwindelattacken ohne bekannte Ursache sogenannte Antivertiginosa eingesetzt. Diese können die Symptome lindern, aber bekämpfen nicht die Ursache. Der Wirkstoff Betahistin kommt vor allem bei Menière-Patienten zum Einsatz. Auch Allergiemedikamente (Antihistaminika ) helfen bei bestimmten Schwindelarten. Bei Begleiterscheinungen wie Übelkeit oder Erbrechen können ebenfalls wirksame Mittel verschrieben werden. Mediziner sprechen bei dieser Schwindelart auch von phobischen Schwankschwindel oder Angstschwindel.
Was kann man selbst tun bei Schwindel?
Schwindel geht oft mit einem Unsicherheits- oder Angstgefühl einher. In den meisten Fällen gibt es aber eine wirksame Therapie, auch wenn diese manchmal langwierig erscheint.
Wenn Sie zum Beispiel das Gefühl haben, der Schwindel könnte psychische Ursachen haben und körperliche Ursachen ausgeschlossen wurden, dann ist es ratsam, einen Psychotherapeuten aufzusuchen. Dieser kann Ihnen dabei helfen, den Grund für die Schwindelattacken herauszufinden.
Dem Bewegungsschwindel kann man relativ gut vorbeugen, indem man zum Beispiel im Auto auf das Lesen verzichtet oder bei einer Schiffsreise auf den Horizont schaut. Außerdem ist es gerade für Personen mit Schwindel wichtig, die Ohren vor starkem Lärm zu schützen, denn dieser kann die empfindlichen Sinneszellen im Gleichgewichtsorgan schädigen.
Veröffentlicht am: 04.05.2023
Letzte Aktualisierung: 21.08.2025
Quellen
[1]: Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis (Stand: 30.11.2015, abgelaufen). https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-018l_S3_Akuter_Schwindel_Hausarztpraxis_2018-07_1-abgelaufen_01.pdf
[2]: Deutsche Hirnstiftung: Schwindel. https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/schwindel/
[3]: Neurologen und Psychiater im Netz: Schwindel. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/schwindel
[4]: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), gesundheitsinformation.de: Gutartiger Lagerungsschwindel (Stand: 11.03.2020). https://www.gesundheitsinformation.de/gutartiger-lagerungsschwindel.html
[5]: Deutsche Herzstiftung: Können Betablocker für Schwindelgefühle verantwortlich sein? https://www.herzstiftung.de/herz-sprechstunde/alle-fragen/schwindel-betablocker
[6]: HNO-Ärzte im Netz: Was löst Schwindel aus? (Stand 29.06.2018). https://www.hno-aerzte-im-netz.de/krankheiten/schwindel/was-loest-schwindel-aus.html
[7]: Rieckert, H.: Das Orthostasesyndrom, Dt vZ Sportmed 2003; 54, 367-368.
https://www.germanjournalsportsmedicine.com/fileadmin/content/archiv2003/heft12/stint12_03.pdf
[8] IVRT Institut für vestibuläre Rehabilitationstherapie https://ivrt.de/patientenedukation/persistierender-postural-perzeptiver-schwindel-pppd/
[9] Thieme connect Differanzialdiagnose „Schwindel“ https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0034-1384540.pdf
[10] AOK Gesundheitsmagazin Posturales Tachykardiesyndrom (POTS) Herzrasen und Schwindel beim Aufstehen https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/herz-und-kreislauf/pots-posturales-tachykardiesyndrom-symptome-und-therapie/
[11] Springer Nature Link HNO-ärztliche Diagnostik und Therapie von Schwindelsyndromen https://link.springer.com/article/10.1007/s00106-025-01592-6
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