Erbrechen - Ursachen und Behandlung

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Erbrechen bedeutet, dass der Mageninhalt reflexartig über Speiseröhre und Mund wieder ausgeschieden wird, anstatt den normalen Weg durch den Darm zu nehmen. Das Symptom tritt meist zusammen mit vorheriger Übelkeit und Brechreiz auf. Es existiert eine Vielzahl von Ursachen, die zu Erbrechen führen können: Das kann starker Ekel sein, eine Schwangerschaft, Vergiftungen, Magen-Darm-Leiden oder eine Chemotherapie, um nur einige zu nennen. Anhaltendes oder regelmäßiges Erbrechen sowie begleitende Schmerzen im Unterbauch sollten stets zu einem Besuch beim Arzt führen. Bei schwerwiegenden Ursachen bedarf es der Therapie durch einen Facharzt, da die bloße Behandlung des Symptoms nicht zielführend ist. Ausgewählte Hausmittel tragen dazu bei, die Beschwerden ohne Medikamente zu lindern.
Was verursacht Erbrechen?
Erbrechen ist ein Symptom, das vielfältige Gründe haben kann. Viele davon sind harmlos, andere hingegen schwerwiegend. Ein Überblick:
Ekel
Bei Menschen, die sich ekeln, dreht sich mitunter buchstäblich der Mangel um. Zu Erbrechen kann es zum Beispiel angesichts verdorbener Speisen, Schleim und Kot oder infolge übler Gerüche kommen.
Schwangerschaft
Viele werdende Mütter leiden unter Übelkeit und Erbrechen – vor allem morgens. Meist treten die Symptome in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft auf und nehmen danach wieder ab. Dieses „gewöhnliche“ Erbrechen ist nicht zu verwechseln mit der krankhaften Form des Erbrechens während der Schwangerschaft (Hyperemesis gravidarum), die unstillbare Ausmaße annimmt und schwere Nebenwirkungen hat.
Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
Ist die Schleimhaut von Magen und Dünndarm entzündet (Gastroenteritis), kann dies ebenso Erbrechen hervorrufen wie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) oder des Bauchfells (Peritonitis). Auch wenn die Passage des Speisebreis durch den Darm gestört ist – etwa bei einem lebensbedrohlichen Darmverschluss (Ileus) oder einer Verengung von Darmabschnitten (Stenose) – kann dies dazu führen, dass die betroffene Person sich erbricht. Gleiches gilt bei einer Cholelithiasis, bei der sich Steine in Gallenblase und Gallenwegen ablagern, sowie im Falle einer Blinddarmentzündung, eines Leistenbruchs oder eines Magengeschwürs. Emesis kann sich auch einstellen, wenn sich in der Speiseröhre Ausstülpungen (Divertikel) oder Krampfadern (Varizen) gebildet haben. Ein weiterer Auslöser ist die sogenannte Diabetische Gastroparese, die bei Personen mit einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) auftreten kann: Da die Magenmuskulatur gelähmt ist, befördert der Magen seinen Inhalt in diesen Fällen nur verzögert in den Darm, was in Erbrechen münden kann.
Vergiftungen
Gelangen bestimmte Substanzen (Toxine) in den Organismus, kann dies zu einer Vergiftung führen. Um die Toxine möglichst schnell wieder zu entfernen, reagiert der Körper mit Erbrechen – zum Beispiel nach übermäßigem Alkoholkonsum oder der Einnahme von bewusstseinsverändernden Drogen wie LSD, Kokain, Amphetaminen oder Ecstasy. Verzehren Menschen Lebensmittel, die mit Giften von Bakterien verunreinigt sind, kann dies ebenfalls Emesis auslösen. Beispiele dafür sind die Erreger Staphylococcus aureus, Bacillus cereus oder Chlostridien. Gleiches gilt für Gifte von Pilzen, Schimmelpilzen, manchen Pflanzen, Fischen oder Schalentieren. Auch Personen, die in Kontakt mit bestimmten Metallen wie Blei, Arsen oder Antimon kommen, müssen sich meist erbrechen.
Neurologische Ursachen
Entzünden sich die Hirnhäute (Meningitis) oder das ganze Gehirn beziehungsweise Teile davon (Enzephalitis), kann dies ebenfalls Erbrechen nach sich ziehen. Emesis zeigen häufig auch Personen, die unter Migräne leiden oder dazu neigen, seekrank zu werden. Eine Entleerung des Mageninhalts durch Mund und Speiseröhre kann unter anderem dann auftreten, wenn der Druck in der Schädelhöhle durch einen Hirntumor zunimmt oder sich ein bestimmter Nerv im Innenohr (Nervus vestibularis) entzündet, der eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht spielt.
Postoperative Komplikationen
Forscher haben festgestellt, dass sich Menschen nach einem chirurgischen Eingriff häufig erbrechen müssen – und zwar unabhängig davon, ob sie eine Vollnarkose oder eine örtliche Betäubung erhalten haben. Studien belegen, dass Frauen ein höheres Risiko dafür tragen als Männer.
Essstörungen
Essstörungen sind häufig mit Erbrechen verbunden. Eine Ess-Brech-Sucht (Bulimie) zum Beispiel ist dadurch gekennzeichnet, dass der Mageninhalt im Anschluss an eine Heißhungerattacke wieder erbrochen wird. Auch Menschen, die unter Magersucht (Anorexie) leiden, nutzen selbst herbeigeführtes Erbrechen, um ihr Gewicht zu reduzieren oder zu kontrollieren.
Bestrahlung
Wer an Krebs erkrankt oder eine Stammzelltransplantation benötigt, muss sich oftmals einer Strahlentherapie unterziehen, die zu heftiger Übelkeit und Erbrechen führen kann.
Medikamente
Es gibt eine Reihe von Medikamentenklassen, nach deren Einnahme es zu Erbrechen kommen kann – darunter verschreibungspflichtige Schmerzmittel (z. B. Opioide), bestimmte antientzündliche Wirkstoffe, Glukokortikoide (z. B. Kortison) oder Antibiotika. Auch wer bestimmte Arzneistoffe kombiniert oder eine Vielzahl an Medikamenten einnehmen muss, kann anfällig für Emesis sein.
Traumatische Ereignisse
Manchmal kann Erbrechen auf ein traumatisches Ereignis zurückgehen, das den Betroffenen seelisch überwältigt. Beispiele hierfür sind die Nachricht vom plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen, eine lebensbedrohliche Diagnose oder das Erleben von Kriegshandlungen bei Soldaten oder Zivilisten.
Sonstige Ursachen
Nahrungsmittel, die eine Person nicht verträgt, führen häufig zu Erbrechen. Auch wer sehr nervös ist, einen Sonnenstich oder Hitzschlag erlitten hat oder eine Autofahrt nicht gut verkraftet, erbricht mitunter seinen Mageninhalt.
Auch eine Gehirnerschütterung nach einem Unfall oder Sturz kann sich in Erbrechen äußern.
Wann zum Arzt oder Ärztin bei Erbrechen?
Immer dann, wenn die betreffende Person über längere Zeit erbricht oder ihr regelmäßig übel wird, sollte sie einen Arztbesuch erwägen. Das empfiehlt sich insbesondere in den Fällen, in denen die Emesis von Schmerzen im Unterbauch begleitet ist, die sich stetig steigern. Besteht der Verdacht, sich durch Pilze oder andere Speisen vergiftet zu haben, sollte ebenfalls schnellstmöglich ein Mediziner konsultiert werden. Das gilt vor allem dann, wenn sich das Bewusstsein des Betroffenen eintrübt oder er Lähmungserscheinungen zeigt.
Wie wird Erbrechen behandelt?
Das Gespräch zwischen Arzt und betroffener Person folgt stets einer bestimmten Routine, die mit der sogenannten Anamnese beginnt. Hierbei erfragt der Hausarzt oder die Hausärztin die bisherige Krankengeschichte des Betroffenen und unter welchen Symptomen man zurzeit leidet. Diese Informationen liefern häufig schon erste Hinweise auf eine etwaige Ursache des Erbrechens. Es folgt eine eingehende körperliche, oftmals auch neurologische Untersuchung. Ergänzt wird diese meist durch ein Blutbild, einen Stuhltest und einen Ultraschall des gesamten Bauchraums.
Hat das Erbrechen harmlose Ursachen, wird der Arzt es unter Umständen mit sogenannten Anti-Emetika behandeln, also Medikamenten, die gegen Übelkeit und Erbrechen helfen. Je nach Verdachtsdiagnose ist es aber auch möglich, dass er die betreffende Person an einen Mediziner einer anderen Fachrichtung überweist. Auf diese Weise gewährleistet er, dass nicht nur das Symptom, sondern die Ursache des Erbrechens behandelt wird. Folgende Fachärzte kommen dabei in Frage:
- Schwangerschaftserbrechen werden an einen Gynäkologen überwiesen.
- Für Magen-Darm-Erkrankungen sind Internisten oder Gastroenterologen (Facharzt für Erkrankungen des Magen-Magen-Trakts) die richtigen Ansprechpartner.
- Für Vergiftungen sind je nach Gift Notarzt bzw. Giftinformationszentrum zuständig.
- Neurologische Erkrankungen fallen in den Fachbereich von Neurologe oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt.
- Essstörungen und traumatische Ereignisse werden von Psychologen oder Psychiatern behandelt.
- Bestrahlung und Chemotherapie sind Fälle für beispielsweise Fachärzte für Onkologie oder Strahlentherapie.
In der Regel lässt sich Erbrechen (und Übelkeit) durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen lindern. Welche dies sind, entscheidet der Arzt im Einzelfall. Möglich ist zudem eine Kombination beider Ansätze.
Was können Sie selbst bei Erbrechen tun?
Je nachdem, wie stark das Erbrechen ist und wie sehr Ihr Allgemeinbefinden beeinträchtigt ist, kommen einfache Hausmittel in Frage, damit Sie sich besser fühlen. Ganz wichtig ist dabei, den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt wieder auszugleichen, da bei Emesis beides verloren geht.

- Trinken Sie ausreichend, auch wenn es Ihnen schwerfällt.
- Am besten eignen sich Wasser und ungesüßte Kräutertees wie zum Beispiel Anis, Kümmel, Melisse, Ingwer oder Pfefferminze. Diese Heilpflanzen eignen sich gut gegen Übelkeit sowie Brechreiz und wirken beruhigend auf den Magen.
- Trinken Sie die Flüssigkeit langsam und in kleinen Schlucken, um den Magen nicht noch mehr zu strapazieren.
- Gönnen Sie sich Ruhe, denn Übelkeit und Erbrechen ziehen meist ein Gefühl des Unwohlseins nach sich.
- Nehmen Sie nach dem Erbrechen zunächst Schonkost zu sich, zum Beispiel Zwieback oder Haferschleim auf Wasserbasis. Ungeeignet sind fette, stark gewürzte und kalorienreiche Speisen.
- Essen Sie langsam und kauen sie gut, um die Nahrung optimal vorzuverdauen.
- Ingwer ist bekannt für seine antiemetische Wirkung. Auch wenn die frische Wurzel sehr scharf ist, kann es helfen, sie zu kauen. Alternativ empfiehlt sich ein entsprechendes Mittel aus der Apotheke.
Veröffentlicht am: 21.07.2025
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Quellen
[1] Neurologen und Psychiater im Netz. Wenn die Psyche auf die Verdauung schlägt. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/news-archiv/artikel/wenn-die-psyche-auf-die-verdauung-schlaegt/
[2] Internisten im Netz. Häufige Erkrankungen von Magen und Darm. https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/magen-darm/haeufige-erkrankungen.html
[3] Amboss. Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) https://www.amboss.com/de/wissen/postoperative-ubelkeit-und-erbrechen-ponv/
[4] Amboss. Antiemetika. https://www.amboss.com/de/wissen/antiemetika/
[5] Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Leitlinien der DGP Sektion Pflege: Übelkeit und Erbrechen. https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/Leitlinie_%C3%9Cbelkeit_Erbrechen_end.pdf
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