Muskelschwund - Symptome, Ursachen und Behandlung

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Beim Muskelschwund nimmt die Muskelmasse sichtbar ab. Dies kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, einschließlich mangelnder Bewegung, Alter, Mangelernährung, verschiedener Erkrankungen, die Muskeln und Nerven betreffen, sowie Gendefekten. Die Beschwerden variieren je nach Ursache und betroffenen Muskeln und reichen von Muskelschwäche über Bewegungseinschränkungen, Schluck- und Atembeschwerden bis hin zum Verlust der Beweglichkeit. Die frühzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung sind entscheidend, um einen weiteren Muskelabbau zu verhindern. Man unterscheidet 2 Formen des Muskelschwunds. Den myogenen Muskelschwund und neurogenen Muskelschwund.
Wie äußert sich Muskelschwund?
Muskelschwund, medizinisch als Muskelatrophie bezeichnet, ist dadurch gekennzeichnet, dass die Muskelmasse abnimmt. Das kann daran liegen, dass sich entweder die Anzahl der Muskelzellen verringert oder die einzelnen Muskelzellen sich verkleinern. Je nach Ursache betrifft es nur einzelne Muskelpartien oder den gesamten Körper.

Beim myogenen Muskelschwund sind die Muskeln erkrankt. Dadurch kommt es zu Muskelschwund. Bei einem neurogenen Muskelschwund werden die betreffenden Muskeln nicht ausreichend versorgt und schwinden dadurch.
Muskelschwund äußert sich abhängig von den betroffenen Muskeln unterschiedlich. Beschwerden können sein:
- dünner werdende Gliedmaßen
- verringerter Muskeltonus (Hypotonie) und Muskelschwäche
- Gangunsicherheiten
- Verlust der Geh-, Steh- und Sitzfähigkeit
- Atembeschwerden
- Schluckbeschwerden
- Sprachstörungen (z. B. bei einer Kehlkopflähmung)
- Schmerzen (meist bei Beanspruchung betroffener Muskeln)
- Herz-Kreislauf-Beschwerden
Was verursacht Muskelschwund?
Die Ursachen für Muskelschwund können vielfältig sein und liegen entweder im Nervensystem oder im Muskel selbst (neuromuskulär). Muskelschwund ist daher ein häufiges Symptom bei neuromuskulären Erkrankungen, kann aber auch andere Ursachen haben:
- Bewegungsmangel oder Inaktivität: häufig bei Menschen, die sich allgemein wenig bewegen, und im Alter aufgrund einer verminderten Fitness, gesundheitlicher Probleme oder wegen Bettlägerigkeit
- Mangelernährung oder längere Hungerphasen: Vor allem ein Mangel an Eiweißen (Proteinen) wirkt sich negativ aus.
- Erkrankungen des Gehirns, Rückenmarks oder der Nerven: neurogene Muskelatrophien (z. B. mit Schädigung in motorischen Bereichen des Gehirns oder Rückenmarks oder der peripheren motorischen Nerven)
- Erkrankungen der Muskulatur: Veränderung des Muskelgewebes (Muskeldystrophien), Muskelentzündung (Myositis), im Rahmen einer Störung des Hormonsystems (endokrine Myopathien)
- degenerative Prozesse: z. B. altersbedingter übermäßiger Muskelabbau (Sarkopenie)
- Stoffwechselerkrankungen: z. B. Diabetes mellitus, Schilddrüsen- oder Lebererkrankungen
- Medikamente: z. B. Glukokortikoide, Fluorchinolone
Bei den verschiedenen neuromuskulären Erkrankungen ist zwischen angeborenen (kongenital) und später im Leben erworbenen Formen zu unterscheiden. Bei den angeborenen Muskelatrophien sind meist Gendefekte die Ursache für eine fehlerhafte Entwicklung oder Degeneration von Nerven. Sie bilden sich bereits im Kindesalter aus und haben oft eine verkürzte Lebensdauer zur Folge. Dazu zählen zum Beispiel die spinale Muskelatrophie (SMA) und die Duchenne-Muskeldystrophie.
Wann ärztlichen Rat einholen bei Muskelschwund?
Muskelschwund ist ein Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung, die eine genaue Diagnose und Behandlung erfordert. Wenn Sie Anzeichen von Muskelschwund bemerken, sollten Sie umgehend eine ärztliche Praxis aufsuchen.
Wie sehen die Diagnostik und Therapie bei Muskelschwund aus?
Ist der Muskelschwund nicht angeboren und tritt erst später im Leben auf, bemerken ihn Betroffene oft zunächst nicht. Die mit dem Muskelabbau häufig einhergehende Muskelschwäche nehmen sie meist längere Zeit nicht als bedrohlich wahr. Erst, wenn sich die Muskelmasse deutlich verringert hat, ist es optisch auffällig. Betroffene sprechen dann in der Regel in der hausärztlichen Praxis darüber. Für eine genaue Diagnose ist in den meisten Fällen jedoch eine fachärztliche Untersuchung beispielsweise in der Neurologie erforderlich.
Nach einem ausführlichen Gespräch, in dem alle relevanten Beschwerden und Vorerkrankungen erfasst werden (Anamnese), erfolgt eine körperliche Untersuchung. Während dieser überprüfen Ärztinnen und Ärzte mit speziellen Funktionstests die motorischen Fähigkeiten und klären ab, welche Einschränkungen vorliegen und welche Muskeln betroffen sind. Mithilfe der Elektromyografie (EMG), bei der Muskeln elektrisch stimuliert werden, lässt sich deren Funktionsfähigkeit genau untersuchen.
Bei unklarer Diagnose entnehmen Ärztinnen und Ärzte meist eine Gewebeprobe von den betroffenen Muskeln (Muskelbiopsie). Diese wird unter dem Mikroskop auf Veränderungen der Muskelzellen untersucht, die Hinweise auf den Grund des Muskelschwunds geben.
Zur Diagnostik von Muskelschwund gehören meist auch verschiedene Laboruntersuchungen wie die Molekulargenetik. Damit lassen sich bestimmte Gendefekte nachweisen. Eine Blutprobe wird zum Beispiel auf das Enzym Kreatinkinase (CK) analysiert. Ein erhöhter Blutwert deutet auf einen Muskelschaden hin.
Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) geben Aufschluss über strukturelle und anatomische Veränderungen.
Die Behandlung von Muskelschwund umfasst verschiedene Therapieformen. Diese dienen dazu, einem weiteren Muskelabbau entgegenzuwirken und die Muskeln wieder aufzubauen. Lässt sich die Ursache für den Muskelschwund nicht direkt behandeln, soll die jeweilige Therapie vor allem die Beschwerden lindern. Welche Behandlungsformen zum Einsatz kommen, orientiert sich an der Ursache und daran, wo und in welchem Ausmaß die Muskelatrophie vorliegt. Dazu gehören beispielsweise:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Logopädie
- Anwendung orthopädischer Hilfsmittel
- Physikalische Therapie : z. B. neuromuskuläre Elektrostimulation
- Ernährungsumstellung: insbesondere Zufuhr von ausreichend Eiweißen
- Krafttraining
- Atemtherapie
- Operation
- Medikamente
- Gentherapie
Was können Sie selbst bei Muskelschwund tun?
Bei einer angeborenen oder erkrankungsbedingten Muskelatrophie gibt es kaum Möglichkeiten, selbst etwas zu tun, außer konsequent die Behandlung anzuwenden. Ist ein Bewegungs- oder Nährstoffmangel die Ursache, können Sie bereits mit einfachen Maßnahmen einen weiteren Muskelabbau stoppen und dazu beitragen, Muskeln wieder aufzubauen. Wechseln Sie zum Beispiel zu einer eiweißreicheren Ernährung mit mehr Fleisch und Fisch. Holen Sie sich professionelle Unterstützung durch eine Ernährungsberatung , bei der Sie auch erfahren, wie Sie sich vegetarisch oder vegan eiweißreich ernähren können. Bleiben Sie stets aktiv, denn bereits kleine Bewegungseinheiten wie tägliche Spaziergänge oder moderater Sport können zum Erhalt der Muskulatur beitragen.
Veröffentlicht am: 06.08.2025
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Quellen
[1] S1-Leitlinie der Gesellschaft für Neuropädiatrie e. V. (GNP). Spinale Muskelatrophie (SMA), Diagnostik und Therapie. AWMF-Registernr.: 022 – 030 (Stand: 02.12.2020, in Überarbeitung) https://register.awmf.org/assets/guidelines/022-030l_S1_Spinale-Muskelatropie-SMA-Diagnostik-Therapie_2021-07_1.pdf
[2] Pschyrembel. Online. Muskelatrophie. https://www.pschyrembel.de/Muskelatrophie/K0ELK
[3] Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke e. V. (DGM). Neuromuskuläre Erkrankungen im Überblick. https://www.dgm.org/muskelerkrankungen#923
[4] Akademie für Sport und Gesundheit. Muskelatrophie: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. https://www.akademie-sport-gesundheit.de/magazin/muskelatrophie.html
[5] Deutsche Hirnstiftung. Spinale Muskelatrophie (SMA). https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/spinale-muskelatrophie-sma/
[6] Deutsche Muskelschwund Hilfe. Was ist Muskelschwund? https://www.muskelschwund.de/muskelschwund
[7] Kurzübersicht: Formen https://www.leading-medicine-guide.com/de/erkrankungen/muskel-knochen/muskelschwund
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