Zittern - Ursachen und Behandlung

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Zittern (Tremor) ist das unwillkürliche, krankhafte schnelle Bewegen eines oder mehrerer Körperteile. Es kann in Ruhe, bei bestimmten Haltungen oder in Bewegung auftreten. Es gibt sehr unterschiedliche Formen des Tremors – und auch die Ursachen sind sehr vielfältig. Das Zittern kann ein eigenes Krankheitsbild sein oder als Symptom einer Grunderkrankung, wie Parkinson oder Stoffwechselstörungen, auftreten. Weitere Auslöser sind Medikamente, Gifte, Alkoholmissbrauch oder -entzug, seelische Probleme oder erbliche Veranlagung. Tritt das Zittern plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf oder ist es belastend, ist es ratsam, sich ärztliche Unterstützung zu suchen. Die Ärztin oder der Arzt grenzt in einem ausführlichen Gespräch die Ursachen ein und veranlasst entsprechende körperliche Untersuchungen. Je nach Ursache wird die Grunderkrankung behandelt, Medikamente werden verabreicht oder neurologische Therapien (beispielsweise mittels elektrischer Stimulationen) angewendet. Bei manchen Formen des Tremors kann es helfen, Entspannungstechniken zu erlernen und sich in Selbsthilfegruppen auszutauschen.
Wie äußert sich Zittern?
Ein unauffälliges feines Zittern beim Halten oder Bewegen von Extremitäten ist bei allen Menschen vorhanden und normal. Der Tremor hingegen bezeichnet ein unwillkürliches, rhythmisches oder schwingendes Bewegen eines oder mehrerer Körperabschnitte. Dieses sichtbare Zittern zählt in der Neurologie zu den häufigsten Bewegungsstörungen.
Expertinnen und Experten unterscheiden verschiedene Formen. Eine mögliche Unterteilung richtet sich nach den Aktivierungsbedingungen des Zitterns. Zu diesen Formen gehören:
- Ruhetremor (bei Entspannung ohne willkürliche Bewegungen): beginnt in der Regel an den Händen und kann sich weiter ausbreiten, auf Gesichts-, Hals-, Schluck-, Rumpf- und Beinmuskulatur, typisch sind sogenannte Pillendreherbewegungen von Daumen und Zeigefinger)
- Haltetremor (bei Aktivität gegen die Schwerkraft, wie bei erhobenen oder ausgestreckten Armen): das Zittern verschwindet bei völliger Entspannung der Muskulatur
- Aktionstremor (Unterscheidung von nicht gezielten sowie gezielten Bewegungen): Bewegungstremor (nicht gezielte Aktion) zeigt sich beispielsweise bei Menschen mit Parkinson-Erkrankung, Intentionstremor (gezielte Aktion) ist gekennzeichnet von einem starken Zittern mit großen Schwingungen in der Nähe des Ziels (beim Führen der Hand zur Nase beispielsweise ist das Schwingen vor der Nase am stärksten)
Zudem kann sich Tremor in seiner Frequenz (Anzahl der Schwingungen) und der Amplitude (Größe der Schwingung) unterscheiden. Medizinisches Fachpersonal spricht dann von nieder-, mittel- oder hochfrequentem Tremor beziehungsweise von fein-, mittel- oder grobschlägigem Tremor.
Es gibt noch viele weitere besondere Formen des Zitterns. Die medizinische Fachgesellschaft Movement Disorder Society befasst sich mit der Gesamtheit der Bewegungsstörungen. Sie unterteilt die Krankheitsbilder der verschiedenen Tremor-Arten wie folgt:
- Physiologischer Tremor: meist ohne entsprechende Messung nicht sichtbar, begleitet willkürliche Bewegungen der Extremitäten, vor allem der Hände, ohne Krankheitswert
- Pathologischer Tremor: verstärkter physiologischer und sichtbarer Tremor der Hände, selten des Kopfes
- Essenzieller Tremor (häufigste krankhafte Form): Mischform aus Halte- und (in geringerer Ausprägung) Aktions- sowie Ruhetremor, betrifft vorwiegend beidseitig (aber meist asymmetrisch) Hände und Arme, seltener den Kopf, Beine, Stimme und Gesicht
- Aufgaben- und positionsspezifischer Tremor: nur bei spezialisierten übertrainierten Tätigkeiten (zum Beispiel Schreibkrampf oder Stimmtremor bei Musikern)
- Orthostatischer Tremor: beidseitiges und synchrones Zittern der Beine, meist im Stehen
- Dystoner Tremor: Zittern in einer Extremität oder einem Körperteil mit Dystoniezeichen (fehlerhafte Muskelspannung)
- Seniler Tremor: meist als Ruhetremor im Alter
- Rabbit-Syndrom: Mümmelbewegungen bei älteren Personen
- Zerebellärer Tremor: grobschlägiger, niederfrequenter Tremor der Arme, seltener der Beine, mitunter mit Haltetremor von Kopf und Rumpf
- Holmes-Tremor: einseitiges, langsames, unrhythmisches Zittern, Kombination aus Ruhe-, Halte- und Aktionstremor
- Gaumensegeltremor: gleichmäßige Bewegung des Gaumensegels und oftmals anderer Muskeln im Hirnnervenbereich
- Tremor bei Neuropathie (Nervenerkrankung): Zittern in Armen und Beinen
- Medikamenten- oder giftstoff-induzierter Tremor: unterschiedliche Ausprägung je nach Auslöser
- Psychogener Tremor: unübliche Kombination aus Ruhe-, Halte- und Intentionstremor, meist an den Händen beginnend
Was verursacht Zittern?
Tremor kommt als eigenes Krankheitsbild vor oder tritt als Symptom auf. Die Ursachen oder Umstände, die das sichtbare Zittern von Körperteilen auslösen oder verstärken, sind sehr vielfältig.
Folgende Ursachen sind bekannt:
- Neurologische Grunderkrankungen wie Parkinson
- Stoffwechselstörungen wie Morbus Wilson (Kupferspeicherkrankheit)
- Hirntumor oder andere Erkrankungen des Gehirns
- Ischämischer Schlaganfall (durch Durchblutungsstörung en des Gehirns)
- Medikamente wie Lithium, Amphetamine, Neuroleptika
- Gifte
- Alkoholmissbrauch
- Seelische (psychogene) Probleme
- Entzugssymptom bei Abhängigkeit von Drogen oder Psychopharmaka (wie Benzodiazepin)
- Erbliche Ursache
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Unterzuckerung (Hypoglykämie), zum Beispiel bei Diabetes mellitus
- Hohes Alter
- Niereninsuffizienz
- Vitamin-B12-Mangel
Die Ursachen mancher Tremor-Formen wie dem essenziellen Tremor oder dem primären orthostatischen Tremor sind bislang nicht vollständig geklärt. Vom sekundären orthostatischen Tremor spricht man unter anderem in Zusammenhang mit Parkinson.
Wann ärztlichen Rat einholen bei Zittern?
Wohl jeder hat es schon einmal erlebt, das Zittern der Hände bei Kälte. Andere häufige Ursachen von vorübergehendem Tremor können Angst, Aufregung, zu viel Kaffee oder Erschöpfung sein. Liegt ein solcher Auslöser vor, verschwindet das Zittern wieder, sobald sich die Umstände entsprechend ändern.
Liegt jedoch kein erkennbarer Grund für das Zittern vor und dauert es länger an, ist es ratsam, sich ärztlich beraten zu lassen. Das gilt auch, wenn das Zittern einschränkt oder belastet. Erste Ansprechperson kann die Hausärztin oder der Hausarzt sein. Sie oder er geht dem Tremor genauer auf den Grund und leitet entsprechende Schritte ein, wenn dies erforderlich ist.
Diagnostik und Therapie bei Zittern
Der erste Schritt für das medizinische Fachpersonal zur Diagnosestellung ist ein ausführliches Gespräch, da die Auslöser von Zittern sehr vielfältig sind. Dazu gehören Fragen nach dem Zeitpunkt des Auftretens (in Ruhe oder bei Bewegung), den Begleitsymptomen (wie Gewichtsverlust, Herzrasen), dem Entstehungszeitraum (schleichend oder plötzlich), Medikamenten, Alkoholkonsum und einer möglichen familiären Vorbelastung.
Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dazu gehören etwa neurologische Untersuchungen wie das Prüfen von Motorik und Reflexen sowie das Auswerten von Schriftproben. Vermutet die Ärztin oder der Arzt eine bestimmte Grunderkrankung, werden spezifische Blutuntersuchungen veranlasst. Wenn die Einteilung des Zitterns unklar bleibt, erfolgt eine Überweisung an eine neurologische Praxis für weiterführende Untersuchungen. Dies gilt insbesondere bei Kindern mit Tremor.
Ist der Auslöser des Zitterns gefunden, richtet sich die Therapie nach der Grunderkrankung oder der Ursache. Hier einige Beispiele:
- Therapie der Grunderkrankung wie Schilddrüsenüberfunktion, Parkinson
- Medikamentöse Behandlung, je nach Ursache zum Beispiel mit Betablockern, Antiepileptika oder Injektion von Botulinumtoxin in betroffene Muskeln
- Sind Medikamente Auslöser, werden sie abgesetzt, pausiert oder in der Dosis angepasst
- Sensorisches oder motorisches Training (bei aufgabenspezifischem Tremor)
- Elektrostimulation über Klebeelektroden auf der Kopfhaut
- Tiefenhirnstimulation: elektrische Stimulation mittels einer Mikroelektrode, die operativ unter die Haut gebracht wird
- Ausschaltung der betroffenen Hirnbereiche mittels fokussierten Ultraschalls
- Psychopharmaka, Psychotherapie sowie Physiotherapie (motorisches Umlernen) bei psychogenem Tremor
Das können Sie selbst bei Zittern tun
Menschen mit essenziellem Tremor kann es helfen, Entspannungs- und andere Techniken zur Stressverminderung zu lernen. Dazu gehören beispielsweise autogenes Training oder Yoga. Ein willentliches Unterdrücken des Zitterns ist nicht möglich – außer kurzfristig beim Ruhetremor.
Da größere Mengen an Koffein und Alkohol das Zittern verstärken können, ist es empfehlenswert, auf den Konsum zu achten und hier das richtige Maß für sich selbst zu finden. Zudem sind Medikamente zu meiden, welche die Herzfrequenz und so den Tremor verstärken können. Das gilt auch für solche auf pflanzlicher Basis.
Wenn das Zittern eine oder beide Hände betrifft, kann es besonders auf Reisen helfen, bestimmte Hilfsmittel zu verwenden. Dazu gehören beispielsweise Getränkebecher mit Deckel, schwere Kugelschreiber (Tremorstift), spezielles Besteck sowie festere Strohhalme. Wenn nur eine Hand betroffen ist, ist es ratsam, mit der tremorfreien Hand die betroffene zu stabilisieren.
Manchen Menschen mit Tremor tut es gut, einer Selbsthilfegruppe beizutreten, um sich mit anderen über Themen wie ihre Beeinträchtigung im Alltag und mögliche Tipps zur Alltagserleichterung auszutauschen.
Veröffentlicht am: 05.06.2025
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Quellen
[1] Aerzteblatt.de. Fokussierter Ultraschall: Skalpellfreie Thalamotomie lindert Tremor bei Parkinson. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83226/Fokussierter-Ultraschall-Skalpellfreie-Thalamotomie-lindert-Tremor-bei-Parkinson
[2] AWMF online. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Tremor. https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-011l_S2k_Tremor_2022-08.pdf
[3] Deutsche Hirnstiftung. Essentieller Tremor: Symptome, Ursachen, Behandlung. https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/essentieller-tremor/
[4] Deximed Hausarztwissen online. Patienteninformation. Unwillkürliches Zittern (essenzieller Tremor). https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/patienteninformationen/bewegungsstoerungen/zittern-unwillkuerliches-essenzieller-tremor
[5] Deximed Hausarztwissen online. Patienteninformation. Zittern. https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/patienteninformationen/was-kann-das-sein/zittern
[6] Deximed Hausarztwissen online. Zittern (Tremor). https://deximed.de/home/klinische-themen/neurologie/symptome/zittern-tremor
[7] International Essential Tremor Foundation. Essentieller Tremor (ET). https://www.essentialtremor.org/wp-content/uploads/2013/11/Coping-with-ET-German112013.pdf
[8] Pschyrembel. Online. Elektromyografie. https://www.pschyrembel.de/Elektromyografie/
[9] Pschyrembel. Online. Schlaganfall. https://www.pschyrembel.de/Schlaganfall/
[10] Pschyrembel. Online. Tiefenhirnstimulation. https://www.pschyrembel.de/Tiefenhirnstimulation/
[11] Pschyrembel. Online. Tremor. https://www.pschyrembel.de/tremor/
[12] Universitätsklinikum Freiburg. Tremorerkrankungen. https://www.uniklinik-freiburg.de/neurologie/behandlung/bewegungsstoerungen/tremor.html
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