Drainage – Flüssigkeiten und Gase ab- und umleiten

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Zusammenfassung
Drainagen sind medizinische Verfahren, die vor allem in der Chirurgie und Intensivmedizin bei Operationen zum Einsatz kommen. Sie dienen dazu, überschüssige Flüssigkeiten wie Blut, Lymphe sowie Sekrete oder Gase aus dem Körper heraus- oder im Körper umzuleiten, zum Beispiel wenn der Flüssigkeitsstrom durch eine Engstelle behindert ist. Je nach Behandlungsziel gibt es unterschiedliche Drainage-Arten. Sie haben insbesondere eine therapeutische Funktion, können aber auch prophylaktisch wirken und Beschwerden nach einem Eingriff lindern, also palliativ wirken.
Was ist eine Drainage?
Bei einer Drainage handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren, mit dessen Hilfe Flüssigkeiten oder Gase, die sich im Körper angesammelt haben, abgeleitet werden. Solche Flüssigkeiten können Blut, Lymphe, Galle, Harn (Urin), Hirnwasser (Liquor), Eiter oder Sekrete sein. Das Drainagezubehör, das als Drain (engl. Abfluss) bezeichnet wird, besteht aus Schläuchen (Katheter) oder Röhrchen aus Latex oder Kunststoff wie Silikon sowie Gaze. Durch diese leiten Ärzte die überschüssigen Flüssigkeiten oder Gase aus dem Körper heraus (äußere Drainage) oder innerhalb des Körpers um (inneren Drainage).
Drainagen gehören zu den Behandlungsmethoden, die vor allem in der Chirurgie oder Intensivmedizin eingesetzt werden, wobei äußere Drainagen eine größere Rolle spielen als innere.
Welche Drainagesysteme gibt es?
Je nach Zweck der Drainage verwenden Ärzte ein spezielles Drainage- beziehungsweise Ableitungssystem. Folgende Systeme gibt es:
- Offene Drainagen (z.B. Penrose-Drainage): Flüssigkeiten werden, getrieben durch die Schwerkraft und Kapillarkräfte im Schlauch, nach außen beispielsweise in einen Verband geleitet.
- Halbgeschlossene Drainagen (z.B. Easy-Flow-Drainage): Flüssigkeiten werden in ein am Schlauch angeschlossenes Gefäß (nicht luftdicht) geleitet, das gewechselt werden muss. Es wirkt entweder die Schwer- bzw. Kapillarkraft oder ein über eine Pumpe steuerbarer Sog.
- Geschlossene Drainagen (z.B. Redon-Drainage): Flüssigkeiten fließen in ein am Schlauch luftdicht und fest angeschlossenes Gefäß. Es entsteht eine vakuumbedingte Sogwirkung oder der Sog wird durch eine Pumpe gesteuert.
Wann werden Drainagen gemacht und was bewirken sie?
Drainagen kommen entweder während oder nach Operationen (postoperativ) in verschiedenen Bereichen des Körpers zum Einsatz. Während einer Operation dienen Drainagen meist therapeutischen Zwecken, zum Beispiel um überschüssige Flüssigkeits- oder Gasmengen abzuleiten. Oft sind dies äußere Drainagen, die entweder nach ihrem Einsatzort oder ihrer Funktion bezeichnet sind. Dazu zählen zum Beispiel:
- Thoraxdrainage: Gase oder Flüssigkeiten werden aus dem Pleuraspalt (Raum zwischen Brustkorb und Lunge) abgeleitet oder abgesaugt (z.B. bei einem Pneumothorax oder Pleuraerguss).
- Perikarddrainage: Flüssigkeit wird über einen Katheter aus dem Herzbeutel (Perikard) abgeleitet oder abgesaugt (z.B. bei einem Perikarderguss).
- Liquordrainage: Überschüssiges Hirnwasser (Liquor), das sich in den Hohlräumen im Gehirn (Ventrikel) angesammelt hat, wird nach außen über einen dünnen Schlauch oder innerhalb des Körper über einen Shunt abgeleitet (z.B. bei einem Hydrozephalus (umgangssprachlich: Wasserkopf)).
- Abdominelle Drainagen: Flüssigkeiten werden bei Eingriffen an Organen wie dem Magen und Darm sowie dem Blinddarm (Appendix), der Gallenblase oder Bauchspeicheldrüse (Pankreas) aus dem Bauchraum (Abdomen) abgeleitet oder abgesaugt.
Drainagen haben mitunter auch eine diagnostische Bedeutung. Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, können die Flüssigkeiten, die in angeschlossenen Gefäßen aufgefangenen werden, auf bestimmte Inhaltsstoffe oder Substanzen untersucht werden. So lässt sich oft eine mögliche Erkrankung nachweisen.
ProphylaktischeZwecke haben Drainagen, wenn sie zum Beispiel dabei helfen, den Operationsverlauf zu überwachen und so Komplikationen verhindern. Indem mit Spüldrainagen Wunden gespült werden, wird das Risiko für Infektionen oder eine Blutvergiftung (Sepsis) deutlich reduziert. So ist es auch möglich, während einer Operation auftretende Blutungen schneller zu erkennen.
Wie wird eine Drainage durchgeführt?
Wie eine Drainage durchgeführt wird, ist von der jeweiligen Drainage-Art abhängig. Legen Ärzte eine äußere Drainage im Rahmen einer Operation, platzieren sie den Schlauch an bestimmten Stellen in der Wunde, also locker im Gewebe, oder setzen ihn an bestimmten Strukturen wie Gefäße an. So kann die abzuleitende Flüssigkeit in den Schlauch gelangen und ablaufen. Wird die Drainage an einer anderen Stelle im Körper gelegt, die vom Operationsbereich entfernt liegt, wird der Schlauch zumeist durch einen kleinen chirurgischen Schnitt (Punktion) in den Körper geführt und an der entsprechenden Stelle platziert.
An der Austrittsstelle wird der Schlauch entweder mit einem Druckverband oder mit einer Naht an der Haut beziehungsweise am Körper fixiert.
Handelt es sich um ein halbgeschlossenes System, wird nun der Auffangbehälter angeschlossen, der entweder auch am Körper oder am Krankenbett befestigt wird. Bei einem geschlossenen System befindet sich das Gefäß schon von Anfang an am Schlauch.
Zum Entfernen der Drainage wird der Schlauch zunächst abgeklemmt, sodass keine weiteren Flüssigkeiten durchlaufen. Dann wird er vom Körper gelöst und herausgezogen. Die Wundöffnung wird abschließend mit einer Naht oder einem Kompressionsverband verschlossen.
Nebenwirkungen und Komplikationen einer Drainage
Eine Drainage ist ein medizinischer Eingriff und kann Nebenwirkungen hervorrufen. Dazu zählen beispielsweise:
- Schmerzen: z.B. durch Bewegungen der Drainage, die das Gewebe reizen, oder durch eine Störung beim Abfließen der Flüssigkeit (Obturation), wenn der Schlauch abgeknickt oder gequetscht wird
- Allergische oder Überempfindlichkeitsreaktionen: z.B. auf das Kunststoffmaterial
- Verletzungen an Organen: wenn der Schlauch oder das Röhrchen verrutscht und in Gewebe hinein- oder hindurchsticht
- Infektionen: wenn Krankheitserreger durch den Zugang der Drainage in die Wunde eintreten
- Aufquellen der Haut (Mazeration): durch längeren Kontakt mit Flüssigkeiten, wenn diese im Bereich der Drainage austreten
Komplikationen kommen bei Drainagen nicht häufig vor, können aber schwerwiegend sein. Es besteht die Möglichkeit, dass Narben zurückbleiben oder sich Nekrosen (d.h. Zellen sterben ab) bilden, wenn die Wundheilung gestört ist. Ebenso können durch eine Drainage Fisteln entstehen, dabei handelt es sich um nicht-natürliche Verbindungen zwischen Organen. Auch Verwachsungen sind möglich. Durchbrüche oder Verlagerungen von Bauchorganen zum Beispiel aus der Bauchhöhle heraus können ebenfalls eine schwerere Komplikation darstellen.
Veröffentlicht am: 04.06.2025
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Quellen
[1] Springer Medizin. Drainagen in der Intensivmedizin. https://www.springermedizin.de/emedpedia/die-intensivmedizin/drainagen-in-der-intensivmedizin?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54675-4_34
[2] Herold, G. Innere Medizin. Selbstverlag Köln, 2022
[3] Pschyrembel Online. Drainage. https://www.pschyrembel.de/Drainage/K067G
[4] Amboss. Drainagen. https://www.amboss.com/de/wissen/Drainagen/
[5] MedLexi. Dränage. https://medlexi.de/Dr%C3%A4nage
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