Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)

Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED)

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa betreffen überwiegend den Verdauungstrakt. Ihre Begleiter sind starke Bauchschmerzen und Durchfälle. Es gibt zwar keine spezielle CED-Diät, um die Symptome zu lindern und die Therapie zu unterstützen. Aber es gibt einige bewährte Ernährungstipps, mit denen Betroffene ihr Wohlbefinden steigern können.

Durch Entzündungen des Darms und häufige Durchfälle können viele wichtige Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, die wir mit dem Essen und Trinken zu uns nehmen nicht in ausreichender Menge über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Sie sollten dem Körper daher in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Allgemeingültige CED-spezifische Ernährungsrichtlinien gibt es dafür nicht, ebenso wenig eine spezielle Kost für Betroffene. Ein individuell ausgerichteter Speise- und Getränkeplan, der Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Verdauungsstörungen und Begleitkomplikationen berücksichtigt, kann jedoch Nährstoffverlusten entgegenwirken. Reicht dieser nicht aus, müssen unter Umständen Maßnahmen der klinischen Ernährung ergriffen werden, um Mangelernährung zu vermeiden.

Erlaubt ist, was bekommt

Empfohlen wird eine ausgewogene, vitaminreiche und frische Kost. Wichtig sind zum Beispiel Lebensmittel, die viel Eiweiß enthalten (Fisch, Fleisch, Geflügel). Kohlenhydrate (Kartoffeln, Gemüse) liefern Energie. Vitamine und Spurenelemente beschleunigen den Stoffwechsel und begünstigen das Leistungsvermögen.

Die Entscheidung, was auf den Tisch kommt, sollte von der aktuellen Krankheitsphase abhängig gemacht werden. Wenn Sie als CED-Betroffener gerade unter einem Krankheitsschub leiden, sollte Ihr Speiseplan anders aussehen als in der Ruhephase der Krankheit. Auch CED-bedingte Komplikationen wie zum Beispiel die eingeschränkte Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen nach dem Entfernen von Teilen des Darms, spielen eine Rolle.

Welche Lebensmittel Sie in welcher Krankheitsphase vertragen und auf welche Sie nicht gut reagieren, müssen Sie letztlich selbst herausfinden. Ein Ernährungstagebuch kann Sie dabei unterstützen. Darin notieren Sie über einen längeren Zeitraum mit Datum und Uhrzeit, wann Sie was gegessen und getrunken haben und ob Ihre Beschwerden besser oder schlechter geworden sind. So erhalten Sie mit der Zeit Ihren individuellen Ernährungsplan.

Ernährung während eines Schubs

In dieser Phase ist es besonders wichtig, den Körper mit ausreichend Energie, Nährstoffen und Flüssigkeit zu versorgen. Viele Stoffe gehen durch die CED-typischen Durchfälle verloren. Bauchschmerzen und ein allgemeines Unwohlsein wirken sich auf den Appetit aus. Oft fürchten Betroffene auch, das Falsche zu essen. Die Folge: Sie essen und trinken weniger, obwohl es gerade jetzt wichtig wäre, die Verluste auszugleichen. Folgende Lebensmittel sollten Sie in der akuten Krankheitsphase allerdings meiden:

  • fettreiches Essen
  • scharfe Gewürze
  • Gemüse, das Blähungen hervorrufen kann (z. B. Kohl und Hülsenfrüchte)
  • Vollkornbrot und Müsli
  • Zitrusfrüchte, Weintrauben und rohes Steinobst (z. B. Pflaumen oder Kirschen)
  • sehr kalte und sehr heiße Speisen
  • gehärtete Pflanzenöle
  • kohlensäure- und zuckerhaltige Getränke

Greifen Sie stattdessen eher zu

  • magerem, nicht geräuchertem oder paniertem Fleisch und Fisch
  • gedünstetem und eventuell püriertem Gemüse (außer Kohl) oder Gemüsebrühe
  • altbackenem, hellem Brot, Zwieback oder Reiswaffeln (wenig Ballaststoffe!)
  • Brei aus Getreideflocken oder Gries
  • Obst als Kompott
  • stillem Mineralwasser und Kräuter- oder schwarzem Tee.

Essen und Trinken nach dem Schub

Ist der akute CED-Schub abgeklungen, heißt es wieder zu Kräften zu kommen. Allerdings sollte man unmittelbar nach dem Schub noch zurückhaltend mit Nahrungsmitteln sein, die den Darm zu sehr belasten oder reizen könnten. Die Regel ist vielmehr: Schritt für Schritt zurück zur gewohnten Ernährung und ausprobieren, was bekommt. Hauptsache ausgewogen, sanft und schonend wie zum Beispiel:

  • mageres Fleisch (z. B. Geflügel ohne Haut), Kochschinken, Bratenaufschnitt
  • Seelachs, Kabeljau, Forelle
  • weich gekochtes oder gedünstetes Gemüse
  • Graubrot, Knäckebrot, Cornflakes (aber weiterhin: keine Körner!)
  • Bananen, Erdbeeren, Melonen, Mangos, reife Äpfel und Birnen
  • Leinsamen- oder Rapsöl
  • Stilles Wasser, Tee, (verdünnte) Obstsäfte

Tipp: Viel trinken, Zeit beim Essen lassen und gut kauen! Die Verdauung beginnt bereits im Mund. Hier wird die Nahrung mit Speichel vermischt und in ihre Bestandteile aufgespaltet. Außerdem belasten stark zerkleinerte Speisen den Darm weniger. Das gilt vor allem dann, wenn Sie als CED-Betroffener unter Stenosen, also Darmverengungen, leiden.

Den Arzt einbeziehen

Wenn Sie an chronischen Darmentzündungen erkrankt sind, sollten Sie natürlich auch mit Ihrem Arzt über Ihre Ernährung sprechen. Er kennt den aktuellen Stand der medizinischen Forschung zu CED und weiß, wie die Ernährung die Krankheit beeinflusst – und umgekehrt. In wissenschaftlichen Studien wurde zum Beispiel festgestellt, dass bei CED-Patienten vermehrt Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen auftreten, die für die Beschwerden mitverantwortlich sein können.

Auch Erscheinungen von Mangel- oder gar Unterernährung sind bei CED-Betroffenen im Vergleich zu gesunden Menschen deutlich erhöht – bei der Morbus Crohn stärker als bei Colitis ulcerosa. Ein spezielles Screening hilft, den Mangel an Makronährstoffen (Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette) und Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, essenzielle Fettsäuren) individuell zu erkennen. Kinder mit CED sind von Mangelernährung übrigens wesentlich häufiger betroffen als Erwachsene: 85 Prozent weisen Ernährungsdefizite auf, bei 15 bis 40 Prozent hat das sogar Auswirkungen auf das Wachstum.

Spezielle Therapien bei Mangelernährung

Ernährungstherapien versuchen das Krankheitsgeschehen mithilfe einer medizinischen Spezialnahrung zu verbessern. Sie sind vor allem bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn von Bedeutung. Man unterscheidet die enterale Ernährung von der parenteralen Ernährung.

Bei der enteralen Ernährung erhalten die CED-Patienten zusätzlich zur normalen eine speziell aufbereitete, nährstoffreiche Nahrung. Sie nehmen diese entweder über ein Getränk zu sich oder als Sondennahrung. Bei der Sondennahrung werden die notwendigen Nährstoffe über einen dünnen Schlauch (Sonde) durch die Nase oder die Bauchdecke direkt in den Magen oder Dünndarm zugeführt.

Bei der parenteralen Ernährung wird eine Spezialnahrung unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes als Infusionslösung direkt in die Blutbahn gegeben. Die medizinischen Leitlinien zur klinischen Ernährung bei CED empfehlen allerdings, diese Form der Nahrungszufuhr nur in Ausnahmefällen anzuwenden. Zum Beispiel dann, wenn eine enterale Therapie wegen spezieller Komplikationen nicht erfolgreich durchgeführt werden kann.

Quellen:
www.ced-hilfe.de
https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Leitlinien/S3-Leitlinien/073-027l_S3_Klinische_Ern%C3%A4hrung_Chronisch_entz%C3%BCndliche_Darmerkrankung_2014-08.pdf
https://www.dgvs.de/wp-content/uploads/2018/10/LL-Colitis-Ulcerosa-2018.pdf

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